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Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Titel: Flandry 4: Ehrenwerte Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Intelligenz, um zu begreifen, was Sie möchten – ach, seien Sie willkommen, Captain Flandry, seien Sie willkommen!« Mit beiden Händen packte sie die Gitterwand und schaute in den Garten. »Sie sind von Terra«, flüsterte sie. »Ich werde heute Abend zu Ihnen kommen, wenn es Ihnen recht ist, oder auch gleich, nur um Ihnen zu vergelten, dass Sie ein Terraner sind.«
    Flandry klopfte mit der Zigarette auf den Daumennagel, schob sie sich auf Halbmast in den Mund und sog fest an ihr. Er blickte Hurri Chandra Bannerji in die traurigen braunen Augen und sagte wortlos: Tut mir leid, alter Knabe. Ich bin kein Unhold, und ich werde tun, was ich kann, um der Sache aus dem Weg zu gehen, aber meine Aufgabe verlangt Takt von mir. Für das Imperium und für die Spezies!
    »Ich entschuldige mich, dass ich Sie belästigt habe, obwohl Sie überreizt sind, Eure Ladyschaft«, sagte er. »Ich werde natürlich dafür sorgen, dass Sie eine Passage zur Provinzhauptwelt erhalten, und wenn Sie von dort aus nach Terra …«
    »Wen kenne ich dort noch, nach all den Jahren?«, murrte sie.
    »Äh … darf ich Mylady vorschlagen, dass Sie sich eine Weile ausruhen?«
    Ein Interkomklingeln rettete sie beide. Varvara sagte mit bebender Stimme: »Annehmen«, und die Verbindung schloss sich. Sie hörten den Butler: »Ich bitte um Verzeihung, Madame, aber ich habe soeben erfahren, dass eine hervorstechende einheimische Persönlichkeit eingetroffen ist. Soll ich darum bitten, den offiziellen Besuch zu verschieben?«
    »Oh … ich weiß nicht.« Varvaras Stimme klang leblos. Sie blickte Flandry nicht an. »Wer ist es denn?«
    »Lady Tessa Hoorn, Madame, Lichtherrin von Klein-Skua auf Jairnovaunt.«

 
III
     
    Als sie die Zurian-Strömung erreichten, färbte sich das Wasser, das bislang von einem homerischen Blau gewesen war, tiefpurpurn unter Streifen aus Schaum, der glitzerte wie kristalliner Schnee. »Sie beugt sich hinter den Eisenbänken gen Norden und trägt uns an den Kummerriffen vorbei«, erklärte Tessa Hoorn. »Das schenkt uns mehrere Knoten Geschwindigkeit. Obschon Ihr es gar nicht eilig habt, stimmt’s?«
    Flandry blickte durch dunkle Kontaktlinsen auf den unglaublichen Horizont. Das Sonnenlicht flimmerte über dem vielstimmigen Gelächter der kleinen Wellen. »Ich nehme an, die Farbe kommt von Plankton«, bemerkte er.
    »Plankton artigen Organismen«, verbesserte ihn Tessa. »Wir sind nicht mehr auf der Erde, Captain. Aber ja, sie nähren den Ölfisch; er nährt den Decapus, und beide nähren sie uns.« Sie streckte den Arm aus. »Jene Flaggen zeigen die Streifen der Dilolo mit dem Grün von Saleht im Wappenfeld: Fischerboote des Fürsten von Aquant.«
    In der gnadenlosen Beleuchtung vermochten Flandrys Augen die Boote kaum zu erkennen. Seit sich der Wind gelegt hatte, lief das Hoorn’sche Schiff mit Hilfsmotor, und von den großen Segeln fehlte jede Spur. Über die Decksmitte war ein Sonnensegel gespannt, unter dem sich einige überaus muskulöse Matrosen ausgebreitet hatten. Wie junge Götter, aus geöltem Ebenholz geschnitzt, klatschten sie zu einem gespenstischen Sprechchor den Rhythmus. Der Terraner hätte einiges für den Schutz dieses Schattens gegeben. Doch da Tessa Hoorn im Bug stand, musste er sich fügen. Es war ein Ausdauerwettstreit, begriff er, bei dem sie alle Vorteile auf ihrer Seite hatte.
    »Befischt auch Ihre Nation diese Strömung?«, erkundigte er sich.
    »Ein wenig«, antwortete sie. »Aber wir von Jairnovaunt segeln meist gen Westen und Norden. Mit Harpunen jagen wir den Kraken – ha, was für ein blasses Leben, wenn man nie eine Bestie aufgespießt hat, die größer ist als das eigene Schiff! –, aber auch kleineres Wild. T’chaka Kruger bestellt einen großen Flecken Bohnengras im Kleinen Sargasso. Und fürwahr ich gestehe, nicht nur die Gemeinen, sondern auch einige geborene Kapitäne kratzen an den Ebberiffen nach Muscheln oder tauchen nach Sporyx. Dann gibt es Zimmerleute, Weber, Ingenieure, Ärzte, Maschinisten, alle Handwerke, die nötig sind, und Pantomimen und Komödianten, obwohl die meiste Unterhaltung von umherziehenden Booten mit Schauspielern stammt, herrenlosem, verwegenem Volk, das kommt und geht, wie es ihm gefällt.« Sie zuckte mit den breiten Schultern. »So Ihr es wünscht, Imperialer, kann Euch der Kommodore sämtliche Berufe in seinem Reich auflisten.«
    Flandry musterte Tessa Hoorn mit mehr Vorsicht als Vergnügen. Ihre Haltung zu ihm hatte er noch immer nicht durchschaut. War es

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