Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Titel: Flandry 4: Ehrenwerte Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
Sie fühlte sich beleidigt. Die meisten ›Kolonialen‹ waren furchtbar empfindlich, was ihre Isolation von galaktischen Trends anging. Sie übersahen dabei, dass ihre Gesellschaften keineswegs rückständig waren – und oft gesünder –; der Grund für ihre Empfindlichkeit lag irgendwo in den Tiefen der menschlichen Unvernunft verborgen. Doch dass dem so war, konnte man ausnutzen.
    Da er Tessa nun erfolgreich verärgert hatte, fügte Flandry kühl hinzu: »Und natürlich kann das Imperium keine verräterischen Verschwörungen dulden.«
    Tessa Hoorn erwiderte ihm mit angespannter Stimme: »Captain, hier gibt es keine Verschwörung. Freigeborene sind stets ehrlich zu ihren Feinden. Ihr seid es, der sich auf Schlauheit verlegt. Denn seht, ich war zufällig auf Heimatkurs vom Kraal vor Altla und besuchte jene Residenz allein aus Courtoisie. Als Ihr nach einer Passage nach Jairnovaunt fragtet, gewährte ich sie, weil unter dem Ozeanvolk solch Ersuchen nicht abgeschlagen werden darf. Aber ich wusste dabei genau, dass Ihr nur deshalb mit mir fahren wolltet, statt die Strecke in ein oder zwei Stunden zu fliegen, damit Ihr mich aushorchen und beobachten könnt. Und Ihr zeigt auch keine Offenheit in Bezug auf Eure Gründe, mein Land als Gast besuchen zu wollen.« Ihre tiefe Stimme wurde zu einen Knurren. »So sind nur die Landratten! Ihr werdet nicht weit kommen mit Eurem Auftrag, als Sprecher für einen Planeten voller Landratten und Landrattenfreude!«
    Sie zog das Messer, sah es an und stieß es in die Scheide zurück. Auf der Schanz rührten sich die Seeleute wie erwachende Panther. Es wurde so still, dass Flandry das beständige Fauchen hörte, mit dem der Bug die murmelnden Wellen durchschnitt, das Klatschen des Wassers am Rumpf und das Knarren der Spieren im Wind.
    Er lehnte sich an das glühendheiße Schanzkleid und entgegnete behutsam: »Ich will nach Jairnovaunt wegen eines Jungen, der gestorben ist, während ich seine Hand hielt. Ich möchte seine Eltern finden …« Er bot Tessa eine Zigarette an und bediente sich, als sie den Kopf schüttelte. »Aber nicht nur, um mein persönliches Mitgefühl zu bekunden. Ganz so elastisch sind selbst imperiale Spesenkonten nicht. Und da wir schon ehrlich sind, gebe ich zu, dass ich den Fahnenschwenker oder den Wichtigtuer auch kaum zu mir nach Hause einladen würde.«
    Er blies Rauch aus; in dem grellen Licht war die Wolke kaum zu sehen. »Vielleicht konspirieren Sie ja wirklich nicht hinter irgendjemandes Rücken, M’lady. Übrigens, wie sollte man wohl vor jemandes Nase konspirieren? Aber hier auf Nyanza wird ein sehr faules Ei ausgebrütet. Der Junge hat sich weder wegen des Ruhms noch wegen des Geldes freiwillig gemeldet, als der kaiserliche Anwerber vorbeikam, sondern um moderne Kriegführung zu lernen, weil er sie gegen das Imperium einsetzen wollte. Gestorben ist er auf zertrampeltem Schnee, aus dem Hinterhalt von einem dortigen Patrioten erschossen, den er gejagt hat. Wer hat den jungen Burschen verlockt, in den Tod zu gehen, Lichtherrin? Und wer ist eine Mauer hochgeklettert und hat einen harmlosen, kleinen, einsamen Bürokraten im Schlaf harpuniert? Um es noch genauer einzugrenzen: Wer hat den nächtlichen Mörder geschickt, und warum? Gewiss, alles in allem betrachtet ist es ein ziemlich schleimiges Geschäft. Ich dachte, Sie wüssten meine Bemühungen zu schätzen, Ihren Planeten davon zu säubern.«
    Tessa biss sich auf die Lippe. Schließlich und ohne Flandrys beschirmtem Blick zu begegnen, sagte sie: »Ich weiß nichts von solchen Plänen, Captain. Ich führte nie das Wort gegen Euer Imperium – meine Gedanken gehören mir, aber es ist wahr, dass wir nie mehr erdulden mussten als einen Residenten und einige Steuern …«
    »Die ohne Zweifel höher ausfallen würden, wenn jede Nation seine Verteidigung selbst finanzieren müsste«, sagte Flandry. »Ja, bei Welten wie dieser begnügen wir uns mit einem einzelnen Mann. Wir hätten gerne mehr, weil genügend Polizei Probleme aufspürt, ehe sie zu groß werden, und die übleren Barbareien beenden könnte, die aus den Tagen der Unabhängigkeit übrig geblieben sind …«
    Erneut fuhr sie auf. Rasch fügte Flandry hinzu: »Nein, bitte, ausnahmsweise will ich Sie damit nicht reizen. Im Großen und Ganzen sieht es so aus, als wäre es auf Nyanza immer recht human zugegangen. Wenn Sie den neuesten technischen Firlefanz nicht benutzen, dann wahrscheinlich, weil er in dieser Kultur nicht funktioniert, nicht aber, weil

Weitere Kostenlose Bücher