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Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Titel: Flandry 4: Ehrenwerte Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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getroffen zu werden. Er sah den Kommodore an. Inyandumas sterngeschmücktes Gesicht war wie aus Obsidian gehauen. Flandry sagte: »Ich habe Grund zu der Annahme, dass Thomas Umbolu in eine Verschwörung zum Hochverrat verwickelt war. Natürlich könnte ich mich irren, in welchem Fall ich mich entschuldigen werde. Aber zuerst muss ich viele Fragen stellen. Ich werde ganz bestimmt nicht vor Publikum auftreten. Wir sehen uns später.«
    »Ihr lasst meinen Vater in Ruhe, oder ich töte Euch!«
    »Genug!«, rief Inyanduma. »Ich habe gesagt, er ist ein Gast.« Sanfter fügte er hinzu: »Geh, Derek, und sag dem Alten John, was du ihm sagen musst.«
    Der Riese salutierte, fuhr auf dem Absatz herum und stapfte aus dem Saal. Flandry sah Tränen in Tessas Augen schimmern. Der Kommodore verneigte sich schwerfällig vor ihm. »Ich erbitte Euer Pardon, Sir. Er hat ein gutes Herz … Ganz gewiss findet Ihr in seiner Familie keinen Verräter … aber die Nachricht, die Ihr gebracht, ist herb.«
    Flandry gab irgendeine Antwort. Die Versammlung wurde zum Dekor, und Lichtherren und Küstenwächter betrieben höfliche Konversation mit ihm. Er war recht sicher, dass nur wenige von ihnen von irgendwelchen Ränken wussten: Auf diese Weise begannen keine Revolutionen.
    Schließlich fand Flandry sich in einem kleinen, aber geschmackvoll möblierten Gästezimmer wieder. Eine Wand war eine Karte des Planeten. Er studierte sie und suchte nach einem Ort namens Uhunhu. Er fand ihn unweit des Scheichtums Rossala im Norden von Jairnovaunt; wenn er die Symbole richtig verstand, lag Uhunhu permanent unter Wasser.
    Eine Erinnerung trat in sein Bewusstsein. Ohne sich einmal zu wiederholen, schimpfte er ganze zwei Minuten lang, dann begann er mit dem Kettenrauchen. Wenn das die Antwort sein sollte …

 
V
     
    Der innere Mond weckte trotz seiner Winzigkeit die stärkeren Gezeiten, die neunmal so hoch stiegen wie auf Terra. Aber er bewegte sich so schnell – fünf Umkreisungen innerhalb von zwei dreißigstündigen Nyanza-Tagen –, dass sich die Ebbe spektakulär rasch einstellte. Flandry hörte durch die Wand ein Brüllen, schaltete sie auf Durchsicht und sah Wasser weiß von dunklen, rauen Felsen stürzen. Es war kurz vor Sonnenuntergang. Er hatte stundenlang seinen Gedanken nachgehangen. Ein Blick auf die elektronischen Ephemeriden über seiner Koje verriet ihm, dass Loa, der äußere Trabant, den Saal nicht vor Mitternacht überfluten würde. Und diese Flut wäre erheblich schwächer; vor allem würden die Strudel fehlen, die auch einer nicht ganz so landgebundenen Landratte wie ihm leicht zum Verhängnis werden konnten.
    Flandry drückte die Zigarette aus und seufzte. Den schlimmen Teil kann ich genauso gut jetzt hinter mich bringen. Er stand auf und kleidete sich bis auf die Unterhose und das Tauchgerät aus; dann zog er die Schwimmschuhe über, die man ihm gegeben hatte, und legte das Koppel mit den Waffen um – beides war vollkommen wasserfest. Eine Adresskarte der unmittelbaren Umgebung zeigte ihm, wo Kapitän John Umbolu wohnte. Flandry zeichnete eine Nachricht auf, dass er beruflich unterwegs sei und sein Gastgeber nicht mit dem Essen auf ihn warten solle; gewiss wäre Inyanduma darüber mehr erleichtert als verärgert. Dann durchquerte Flandry die Luftschleuse. Sie schloss sich automatisch hinter ihm.
    Auf dem violetten Wasser loderte der Sonnenuntergang. Die weiße Gischt der Brecher wurde in ein unglaubliches Gold verwandelt; die Gezeitentümpel auf dem nackten schwarzen Riff wirkten wie geschmolzenes Kupfer. Im Osten war der Himmel tiefblau, im Zenit noch immer blass; wo die Sonne sank, ging das Blau in ein klares, wolkenloses Grün über. Im hohlen Krachen und Zischen der Brandung hörte Flandry Glocken von einem der vielen rosenroten Türme – oder den Klang einer Schiffsglocke unter dem Klappern der Spieren, oder war es etwas, das er einmal in einem Traum gehört hatte? Bei all dem Lärm empfand er es als ein unbeschreiblich friedvolles Geräusch.
    Niemand bemühte für solch kurze Entfernungen ein Boot. Flandry gelangte an einer geschützten Stelle ins Wasser, entfaltete die Tauchflossen seiner Schuhe und stieß sich zwischen den verstreuten, mit Kuppeln und Türmen besetzten Riffen nach oben ab. Andere Köpfe tanzten zwischen den kleinen warmen Wellen, aber niemand beachtete ihn. Er war froh darüber. Flandry steuerte einen Kurs nach markierten Bojen und hatte nach wenigen Minuten der Anstrengung das Haus des alten Umbolu

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