Flandry 4: Ehrenwerte Feinde
Nachricht bereits übermittelt haben.«
Umbolu nickte. »Ja, ich habe die Kunde gehört«, bestätigte er. Er nahm eine Pfeife aus einem Gestell und stopfte sie langsam und sorgfältig. »Ihr wart dabei, als er starb, Sir?«
»Ich hielt seine Hand. Bei einem Kampfeinsatz auf Brae wurde seine Gruppe aus dem Hinterhalt angriffen. Er … Es war schnell vorbei.«
»Der einzig anständige Tod ist das Ertrinken«, flüsterte der Nyanzaner. »Meinen anderen Kindern, allen außer Derek, war dieses Glück vergönnt.« Er steckte sich die Pfeife an und blies eine Weile Rauch aus. »Mit tut es leid, dass Tom so gehen musste. Aber es ist freundlich von Euch, herzukommen und es mir zu melden.«
»Er wird mit vollen militärischen Ehren bestattet«, sagte Flandry unbeholfen. Wenn es nicht besonders viele Leichen sind, landen sie in einem Massengrab. »Wenn Sie wünschen, wird Ihnen statt der Prämie für den Tod im Gefecht seine Asche hierher gebracht.«
»Nein«, sagte Umbolu und wiegte sein weißes Haupt. »Wo wäre der Sinn? Gebt mir das Geld, auf dass ich in seinem Namen eine Riffboje bauen lasse.« Er dachte eine Weile nach; dann sagte er zaghaft: »Vielleicht darf ich Eure Güte noch weiter in Anspruch nehmen. Wüsstet Ihr … Ihr wisst doch, Sir, Soldaten auf Urlaub und die Mädchen, die sie kennenlernen … Es ist möglich, dass Tom irgendwo ein Kind hat …«
»Es tut mir leid, Sir, aber ich wüsste nicht, wie man das herausfinden sollte.«
»Nun ja, ich erwartete es auch nicht. So muss Derek bald heiraten, auf dass unser Name weiterlebe.«
Flandry zog fest an einer Zigarette, die er einem wasserdichten Etui entnommen hatte. Mühsam brachte er hervor: »Ich muss Ihnen berichten, was Ihr Sohn sagte, als er im Sterben lag.«
»Aye. Sprecht frei, und fürchtet nichts von mir. Soll der Fisch dem Haken die Schuld geben, wenn er ihn ein wenig schmerzt?«
Flandry gab die Worte wieder. Am Ende hatte der Alte die Augen geschlossen, ganz wie zuvor Derek, und ließ das leere Glas aus der Hand gleiten.
Schließlich sagte er: »Ich wusste nichts davon. Glaubt Ihr mir das, Captain?«
»Jawohl, Sir«, antwortete Flandry.
»Ihr fürchtet, Derek könnte sich im gleichen Netz verfangen haben?«
»Ich will es nicht hoffen.«
»Ich ebenso. Ich möchte keinen Sohn von mir an einer Kabale teilhaben sehen, die mit nächtlichem Mord arbeitet – ganz gleich, was sie von Eurem Imperium hält. Tom … Tom war jung und verstand nicht, worum es ging. Wollt Ihr mir auch das glauben?«, fragte John Umbolu besorgt. Flandry nickte. Der Nyanzaner ließ den Kopf hängen und schloss die Hände um den Pfeifenkopf, als wollte er sie wärmen. »Aber Derek … Derek sitzt doch im Rat. Derek hat doch Augen zu sehen … Möge es nicht so sein!«
Flandry ließ den alten Mann eine Weile mit sich allein und fragte dann: »Wo könnte ein junger Mann den Agenten solch einer Verschwörung zum ersten Mal begegnet sein?«
»Wer kann das sagen, Sir? Ehe er heranwächst, wird ein Umbolu-Junge zu allen Häfen der Welt gebracht. Und gleich wo auf Nyanza, es sind stets Seeleute von jeder Nation in jedem Hafen, auch hier in Jairnovaunt.«
Flandry hielt ihm das erbeutete Messer hin. »Das gehört einem bärtigen Mann«, sagte er. »Können Sie mir etwas darüber sagen?«
Die blassen Augen betrachteten die Waffe aus der Nähe. »Das ist eine Arbeit aus Rossala.« Umbolu hatte es sofort erkannt und sprach in unbeteiligtem Tonfall. »Und die Rossalaer protzen mit ihren Favoris.«
»Als ich hier an Land kam«, sagte Flandry, »versuchte ein Bärtiger, mich mit diesem Messer zu töten. Er entkam, aber …«
Er hielt inne. Der alte Kapitän hatte sich erhoben. Flandry blickte in eine strahlende Maske der Wut, und plötzlich ging ihm auf, dass John Umbolu ein sehr großer Mann war.
Gewaltige Fäuste ballten sich über dem Kopf des Terraners. Die Stimme grollte wie Donner, ein majestätisches Schimpfwort nach dem anderen, bis der Zorn endlich Worte mit Bedeutung fand. »Heimtückische Mörder auf meinen Grund und Boden! Vergreifen sich an meinem Gast! Bei den lodernden Knochen Gottes des Allmächtigen, Sir, lasst mich jeden einziger Rossalaer in Jairnovaunt verhören, auf dass ich jenen einen zu Tode peitsche!«
Auch Flandry stand auf. Ein plötzlicher Eifer kitzelte ihn, ein neuer Plan. Und gleichzeitig … Vorsicht, Junge, Vorsicht! Hier kriegst du keine Hilfe, es sei denn mit den wieseligsten Argumenten und der schamlosesten emotionalen Manipulation aus allen
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