Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo
Abgeschiedenheit, als Mensch oder Merseianer gemocht hätten. Die Ahnen der Ardazirho hatten in Höhlen gehaust und im Rudel gejagt.
Flandry wurde in einen kleinen Raum gestoßen, der als Laboratorium eingerichtet war. Zwei Krieger schnallten ihn an eine Liege. Ein ergrauter Techniker bereitete seine Instrumente vor.
In den nächsten beiden Tagen schrie Flandry oft. Er konnte nichts dagegen tun. Neuroschulung sollte nicht so schnell ablaufen. Doch am Ende konnte er, blass und zittrig, in der Sprache von Urdahu knurren. Die Ardazirho waren sehr gründlich eingewiesen worden, sagte er sich. Sie kannten sich so gut mit dem menschlichen Nervensystem aus, dass sie ihm in wenigen Stunden ein neues Sprachmuster aufprägen konnten, ohne den Besitzer fraglichen Nervensystems in den Wahnsinn zu treiben.
Aber nur knapp.
Flandry wurde durch endlose, widerhallende Korridore geführt. Ihre strahlende bläuliche Fluoreszenzbeleuchtung schmerzte ihm in den Augen; notgedrungen musste er sie ständig zusammenkneifen. Dennoch beobachtete er, woran er vorübergeführt wurde. Es konnte ein beladener Munitionswagen sein, mit irrwitziger Geschwindigkeit von einem Fahrer gesteuert, der fluchend die Fußgänger beschimpfte. Es konnte ein Raum voller nackter, rotbepelzter Gestalten sein: in fauchender, streitlustiger Geselligkeit ausgestreckt, beim Spiel mit vierflächigen Würfeln um Einsätze, die bis zu einem Jahr Versklavung gingen, als Zuschauer eines Ringkampfs, bei dem Zähne und Klauen eingesetzt wurden, oder bei der Mutprobe vor einer Wand stehend, auf die der Rest mit Äxten warf. Oder in einer Art Kapelle, wo ein einzelner vernarbter Krieger sich vor einem großen brennenden Rad in beißend riechenden Blättern wälzte. Es konnte auch ein Speisesaal sein, in dem eine Schar auf Fellteppichen lag, rohes Fleisch verzehrte und zum Tanz eines Kameraden auf einer gewaltigen Trommel im Chor heulte.
Schließlich kam der Terraner in ein Büro, ebenfalls eine künstliche Höhle. Ihr Boden war dick mit Stroh belegt. Die Ecken lagen im Halbdunkel, und ein schmales Rinnsal Wasser folgte einer Furche, die in eine Wand geschnitten war. Auf einem haarigen Podium lag vor einem schrägen Schreibtisch, mit den Ellbogen aufgestützt, ein großer Ardazir auf dem Bauch. Er trug nur einen Rock aus Lederstreifen, einen Krummdolch und einen sehr modernen Strahler. Auch der Bildschirm und das Interkom neben ihm waren neu, und Flandrys Wächter berührten sich an den schwarzen Nasen, als sie vor ihn traten.
»Geht«, sagte er auf Urdahu. »Wartet draußen.« Die Wächter gehorchten. Der Ardazirho nickte Flandry zu. »Setzen Sie sich, wenn Sie möchten.«
Der Mensch nahm Platz. Er war noch geschwächt von dem, was er durchgemacht hatte, schmutzig, hungrig und zerzaust. Automatisch strich er sich das Haar glatt und dankte der menschlichen Trägheit für die Erfindung von Bartwuchshemmern mit Langzeitwirkung. Im Moment konnte er alles gebrauchen, was seine Moral stärkte.
Seine schmerzenden Muskeln spannten sich. Die Dinge waren wieder in Bewegung.
»Ich bin Svantozik von den Janneer Ya«, sagte die raue Stimme. »Man hat mir gesagt, Sie seien Captain Dominic Flandry vom Nachrichtenkorps der Imperialen Navy Terras. Sie können davon ausgehen, dass ich einen ähnlichen Status einnehme wie Sie.«
»Ganz unter uns Kollegen«, fragte Flandry rau, »bekomme ich was zu trinken?«
»Aber selbstverständlich.« Svantozik wies auf den Quellbach.
Flandry bedachte ihn mit einem tadelnden Blick, aber er hatte andere Dinge zu nötig, als dass er auf seinen Vorlieben beharren konnte. »Es wäre sehr freundlich und würde Ihnen meine Dankbarkeit sichern, wenn Sie mir sofort eine dunkle Sonnenbrille und Zigaretten geben könnten.« Für letzteren Begriff benutzte er gezwungenermaßen das anglische Wort. Er grinste gezwungen. »Welche Nettigkeiten sonst noch üblich wären, sage ich Ihnen dann später.«
Svantozik lachte bellend. »Ich hatte damit gerechnet, dass Ihre Augen leiden würden«, sagte er. »Hier.« Er griff in den Schreibtisch und warf Flandry eine grüne Polarit-Schutzbrille zu, die zweifellos einem gefallenen Vixener gehört hatte. Flandry setzte sie auf und atmete erleichtert durch. »Tabak ist hier verboten«, fuhr Svantozik fort. »Nur eine Spezies mit halbtotem Geruchssinn könnte diesen Gestank ertragen.«
»Schon gut. Fragen kostet ja nichts.« Flandry umschlang seine Knie und lehnte sich an die Höhlenwand.
»Nein. Ich möchte Ihnen nun zu
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