Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo
Schritt auf ihn zu.
»O Gott, Kit«, krächzte er.
Sie schlang ihm die Arme um den Hals. Er drückte sie an sich. Sein Blick zuckte durch den Raum, bis er das kleine, von Menschen gefertigte Gerät mit den wenigen Tasten auf dem Gehäuse bemerkte. Er nickte leicht und holte nervös Luft. Noch immer war er unsicher.
»Dominic, Lieblin’ …« Kits Lippen suchten seinen Mund.
Er wankte zu der Pritsche, setzte sich und barg sein Gesicht in den Händen. »Nicht«, wisperte er. »Ich kann nicht mehr.«
Das Mädchen setzte sich neben ihn und legte ihm den Kopf auf die Schulter. Er spürte, wie sie zitterte. Ihre Worte jedoch kamen als wunderbare Antiklimax: »Der Wanzenstörer funktioniert wunderbar, Dominic.«
Er wollte sich zurücklehnen und in plötzlicher, tosender Freude aufbrüllen. Er wollte mit den Absätzen treten, sich den Daumen in die Nase stecken und mit Handstandüberschlägen die Zelle durchqueren. Doch er hielt sich zurück und stieß nur ein langes Gelächter aus, während er die Lippen an ihrer Wange verbarg.
Flandry hatte mehr als nur halb damit gerechnet, dass Svantozik ihnen einen Wanzenstörer bereitstellte. Selbst ein Kadett im Nachrichtendienst hätte sich nur in dem sicheren Wissen, dass alle Abhöranlagen durch elektronische und Schallwellen-Interferenz außer Gefecht gesetzt waren, entspannt und frei von der Leber gesprochen. Flandry vermutete allerdings sehr, dass eine Überwachungskamera zumindest ein stummes Bild aufzeichnete. Sie konnten reden, aber beide mussten sie mit ihrer Pantomime fortfahren.
»Wie ist es gegangen, Kit?«, fragte er. »War es hart?«
Sie nickte. Ihr Elend brauchte sie nicht zu spielen. »Aber ich musste keine Namen preisgeben«, sagte sie hastig. »Noch nicht.«
»Wollen wir hoffen, dass es dabei bleibt«, entgegnete Flandry.
Im Sturmkeller hatte er zu ihr gesagt – wie viele Jahrhunderte war das nun her? –; »Was ich hier mache, sind Lappalien. Ich tue nichts, was nicht jeder ausgebildete Agent könnte – und zwei Dutzend von Waltons Leuten werden es versuchen, sobald man sie hier einschmuggeln kann. Ich habe etwas Verrückteres im Sinn. Sehr wahrscheinlich gehen wir dabei drauf, aber wenn es gelingt, teilen wir vielleicht einen Schlag aus, der so viel wert ist wie die Vernichtung einer ganzen Flotte. Bist du dabei, Kleines? Es heißt den Tod riskieren oder die Folter – oder lebenslange Sklaverei auf einem fremden Planeten. Was dich aber am schlimmsten ankommen dürfte, ist das Risiko, deine eigenen Kameraden verraten zu müssen, ihre Namen dem Feind zu nennen, damit er dir weiterhin vertraut. Bist du tapfer genug, um zwanzig Leben zu opfern, damit die Bevölkerung einer ganzen Welt überlebt? Ich traue es dir zu – aber ich könnte von keinem lebenden Wesen etwas Grausameres verlangen.«
»Sie haben mich direkt hierher geschafft«, sagte Kit, während sie ihn hielt. »Ich bezweifle, dass sie schon so richtig wissen, was sie von mir halten sollen. Vor ’n paar Minuten kam einer von ihnen hier rein, stellte den Störer hin und befahl mir, dich freundlich zu behandeln.« Eine leichte Röte schlich sich auf ihr Gesicht. »Um Informationen aus dir rauszuholen, so gut ich kann, mit allen Mitteln, die anwendbar erscheinen.«
Flandry schüttelte in melodramatischer Verzweiflung die Faust, während er mit verzerrtem Gesicht ruhig erwiderte: »Ich habe etwas in dieser Richtung erwartet. Ich habe Svantozik, den hiesigen Chefspion, angeführt. Er glaubt jetzt, sanfte Behandlung von einem Angehörigen meiner eigenen Spezies könnte mich brechen, wenn er mir vorher hart zusetzt. Besonders, wenn du die fragliche Angehörige bist. Svantozik ist in keiner Weise dumm, aber er hat es mit einer fremden Spezies zu tun, deren Psychologie er hauptsächlich aus skizzenhaften Darstellungen einer anderen fremden Spezies kennt. Ich besitze einen Vorteil: Die Ardazirho sind mir zwar neu, aber ich habe mich mein ganzes Leben lang mit fremden Spezies in allen Formen und Größen rumgeschlagen. Ich entdecke bereits Ähnlichkeiten der Ardazirho mit gewissen Leuten, die ich in der Vergangenheit bei den Hörnern gepackt habe.«
Das Mädchen biss sich auf die Lippe, um ruhig zu bleiben. Sie sah sich in der Felsenzelle um, und Flandry wusste, dass sie an kilometerlange Stollen, Befestigungen und Geschütze, wölfische Jäger und die Wüste dachte, in der Menschen nicht überleben konnten. Ihre Stimme klang dünn und verängstigt: »Was sollen wir jetzt tun, Dominic? Du hast mir
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