Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo
Bandang leise.
»Darüber sollten der Kapitän und ich vielleicht reden«, entgegnete Warouw mit einer Verbeugung.
»Vielleicht. Guten Tag, Kapitän.« Bandang hob eine Hand zu einer herablassenden Geste. »Ich vertraue darauf, dass wir uns wiedersehen … außerhalb des Käfigs? Aber natürlich, natürlich! Guten Tag!« Rasch watschelte er den Laufsteg entlang.
Warouw führte Flandry in geringerem Tempo hinterher. Minutenlang sprachen sie nicht miteinander, bis sie ihre Flexioveralls zurückgegeben hatten und wieder im Garten im gesegneten, vernünftigen Sonnenlicht standen.
»Wovon genau wollen Sie mich eigentlich überzeugen, Warouw?«, fragte der Terraner schließlich.
»Von der Wahrheit«, entgegnete der andere. Das spöttische Geplänkel war verschwunden. Er blickte geradewegs nach vorn; seine Mundwinkel zeigten nach unten.
»Die aus kurzsichtigem Eigennutz besteht, welcher sich mithilfe ausgenutzten Fanatismus’ aufrechterhält … während der Fanatismus zum Selbstzweck wird«, erwiderte Flandry in scharfem Ton.
Warouw zuckte mit den Schultern. »Sie nehmen den Standpunkt einer anderen Kultur ein.«
»Und der Mehrheit Ihres Volkes. Das wissen Sie so gut wie ich. Warouw, was haben Sie vom Status quo zu gewinnen? Sind Ihnen Ihr Geld, Ihr Luxushaus und Ihre Diener wirklich so wichtig? Sie sind ein tüchtiger Mann. In der modernen galaktischen Gesellschaft könnten Sie alles erlangen, was Sie jetzt besitzen, und noch viel mehr.«
Warouw warf einen Blick auf die beiden Korpsleute und antwortete leise: »Was wäre ich dort? Ein kleiner Politiker unter vielen, der schmutzige Kompromisse eingeht? Oder Nias Warouw, den jeder Mensch fürchtet?«
Übergangslos verlegte er sich auf einen Diskurs über die Weidenzucht und legte mit ausgezeichneten Kenntnissen die lokale Evolution des ursprünglich importierten Materials dar, bis sie wieder vor Flandrys Zimmer waren.
Die Tür öffnete sich. »Ruhen Sie sich etwas aus«, befahl Warouw. »Und dann überlegen Sie sich, ob Sie freiwillig kooperieren wollen oder nicht.«
»Sie reiten jetzt schon eine ganze Weile darauf herum, wie wichtig es sei, dass ich kooperiere«, entgegnete Flandry. »Dennoch haben Sie mir noch nicht klargemacht, was Sie überhaupt von mir wollen.«
»Erstens möchte ich mit Sicherheit wissen, weshalb Sie hier sind.« Warouw sah ihm ungerührt in die Augen. »Wenn Sie sich nicht dagegen wehren, bekommt eine leichte Hypnosondierung es ganz leicht aus Ihnen heraus. Zweitens müssen Sie mir helfen, falsche Beweise für Ihren Unfalltod vorzubereiten und eine terranische Untersuchung abzuwenden. Danach werden Sie zu meinem Sonderassistenten ernannt – auf Lebenszeit. Sie werden mich bei der Modernisierung des Schutzkorps beraten und an der fortgesetzten Isolierung dieser Welt mitwirken.« Er lächelte fast scheu. »Ich glaube, wir könnten beide unsere Zusammenarbeit genießen. Wir sind einander gar nicht so unähnlich, Sie und ich.«
»Angenommen, ich kooperiere nicht«, erwiderte Flandry.
Warouw errötete und sagte harsch: »Dann müsste ich eine tiefgehende Hypnosondierung vornehmen und Ihnen die gewünschten Informationen entreißen. Ich gebe zu, dass ich nur sehr wenig Übung in der Handhabung des Instrumentes erlangt habe, seit wir es besitzen. Selbst in geübten Händen muss eine Hypnosonde unweigerlich weite Teile der Großhirnrinde zerstören. In ungeübten Händen … Aber zumindest werde ich wenigstens einige Erkenntnisse von Ihnen erhalten, ehe Ihr Verstand sich verflüchtigt!«
Er verbeugte sich. »Ich erwarte Ihre Entscheidung für morgen. Ruhen Sie wohl.«
Die Tür schloss sich hinter ihm.
Flandry stapfte schweigend auf und ab. Für eine Packung terranischer Zigaretten hätte er ein Jahr seines Lebens gegeben, doch er hatte noch nicht einmal einheimische Ware erhalten. Das Fehlen der Sargnägel war ihm wie der letzte Nagel zu seinem Sarg.
Was konnte er tun?
Kooperieren? Der Sonde nachgeben? Doch dann hätte sein Verstand unter dem Einfluss des Gerätes begonnen, frei zu assoziieren. Warouw hätte alles erfahren, was Flandry über das Imperium im Allgemeinen und das Nachrichtenkorps der Navy im Besonderen wusste. Was teuflisch viel war.
Für sich genommen wäre es ungefährlich gewesen, wenn Warouw alles erfuhr, was Flandry wusste – solange das Wissen auf dem Planeten blieb. Es wäre jedoch zu kostbar gewesen. Ein kühner Mann wie Warouw hätte es gewiss ausgenutzt. Die Merseianer zum Beispiel hätten mit Freuden ein
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