Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo
Protektorat über Unan Besar errichtet, ohne sich auch nur im Geringsten in die inneren Angelegenheiten des Planeten einzumischen – es hätte nur ein oder zwei Kreuzer gebunden –, solange sie dafür die Informationen über die terranischen Abwehrmaßnahmen erhielten, mit denen Warouw sie in wohlbemessenen Brocken füttern würde. Oder noch besser, Warouw könnte selbst ein Schiff besteigen und die raumfahrenden Barbaren aufsuchen, von denen Flandry wusste: Sie hätten Warouws Schiff mit Beute von terranischen Planeten vollgestopft, die zu plündern Warouw sie anleiten konnte.
Wie auch immer, die Lange Nacht wäre um einiges näher gerückt. Dominic Flandry hätte natürlich nach wie vor gelebt, als eine Art Haustier. Er konnte nicht sagen, ob solch ein Leben diesen Preis wert war oder nicht.
Über den Bergen grollte der Donner. Die Sonne verschwand hinter den Wolken, die sich auftürmten, um schließlich den ganzen Himmel zu bedecken. Einige dicke Regentropfen trafen einen dunkelnden Garten.
Ich möchte wissen, ob ich heute noch was zu essen bekomme, dachte Flandry in seiner Erschöpfung.
Er hatte das Licht nicht eingeschaltet. In seinem Zimmer war es beinahe schwarz. Als die Tür sich öffnete, wurde er kurz geblendet. Die Gestalt, die hindurchtrat, hob sich vor dem beleuchteten Korridor ab wie ein Troll.
Flandry wich mit geballten Fäusten zurück. Nach einem Augenblick bemerkte er, dass der Eindruck nur von der Uniform der Bioaufsicht herrührte, der langen Robe mit den ausgestellten Schultern. Aber holten sie ihn wirklich schon? Sein Herz pochte vor übler Vorahnung.
»Nur die Ruhe«, sagte eine vertraute Stimme.
Ein Blitz spaltete den Himmel. In den nur einen Augenblick lang anhaltenden weißen Strahlen erkannte Flandry einen geschorenen Kopf, ein leuchtendes Mal und das zerklüftete Gesicht von Kemul dem Straßenräuber.
XII
Flandry setzte sich. Seine Beine wollten ihn nicht mehr tragen.
»Wo in den neun stinkenden Höllen ist denn bei dir der Lichtschalter?«, knurrte die Bassstimme über ihm. »Wir haben sowieso keine Zeit. Dich verschonen die vielleicht, wenn wir geschnappt werden, aber für Kemul heißt es dann Käfig. Also, schnell!«
Der Terraner erhob sich schwankend. »Bleib vom Fenster weg«, sagte er. Ein dumpfes Erstaunen erfüllte ihn, dass er ohne zu stottern sprechen konnte. »Ich möchte nicht, dass jemand, der zufällig vorbeigeht, uns allein zusammen sieht. Er könnte die Reinheit unserer Beweggründe verkennen. Aha.« Licht strömte von der Decke.
Kemul zog die Kleidung eines reichen Mannes unter der Robe hervor und warf sie aufs Bett: einen Sarong, Schuhe mit gedrehter Spitze, Hemd, Weste und einen Turban mit einer gewaltigen Feder. »Besser ging’s nicht«, sagte er. »Mit einem Bioaufsichts-Kostüm und einer aufgemalten Tätowierung kommst du nicht durch. Deine Kopfhaut wäre blasser als dein Gesicht, und dein Gesicht springt sowieso jedem ins Auge. Aber ein großer Kaufmann oder Landbesitzer, der hierhergekommen ist, um irgendwas Politisches zu besprechen … Außerdem, wenn Kemul sich ernst mit dir unterhält, während wir gehen, muss er nicht so viele Feinheiten der Höflichkeit und Regeln beachten, die er nie gelernt hat.«
Flandry stieg hastig in die Verkleidung. »Wie bist du überhaupt hier reingekommen?«, wollte er wissen.
Kemul krümmte die breiten Lippen nach oben. »Das ist noch ein Grund, weshalb wir uns beeilen müssen. Draußen liegen zwei tote Schutzleute.« Er öffnete die Tür, bückte sich und zerrte die Leichen ins Zimmer. Beiden hatte ein Schlag das Genick gebrochen. Eine Schusswaffe hätte ja auch zu viel Lärm gemacht, dachte Flandry benommen. Selbst ein Nadler mit Blausäuregeschossen und Druckluftpatrone musste gezogen und abgefeuert werden, was durchaus Zeit für einen Warnruf ließ. Doch jemand, der scheinbar der Bioaufsicht angehörte, konnte tief in Meditation versunken einfach an den Wächtern vorbeigehen und sie innerhalb einer Sekunde töten, während sie ihm noch ihre Ehrenbezeigung erwiesen. Kemuls Fertigkeit im Meuchelmord musste für seine Komplizen (wer war das eigentlich?) so schwer gewogen haben, dass sie lieber ihn vorschickten als jemanden von weniger auffälligem Äußeren.
»Aber wie hast du es bis hierher geschafft, meine ich?«, hakte Flandry ein wenig ungehalten nach.
»Bin vor dem Hangar gelandet wie alle. Sagte zu dem Aufseher, Kemul wäre in wichtigem Auftrag von Pegunungan Gradjugang gekommen und würde
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