Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo
dem gefangenen Bein trat er aus. Sein Feind ließ nicht los und schrie. Irgendwo fand Flandry die Kraft, das Bein zu heben, bis es fast genau nach vorn wies; dann senkte er es heftig und schlug seine baumelnde Last gegen die Seite.
Der Korpsmann ließ los und stürzte hundert Meter in die Tiefe. Flandry zog sich zitternd in die Pilotenkanzel hinein.
»In sechzig Sekunden folgt uns ein bewaffneter Flieger«, keuchte er. »Lass mich ans Steuer!«
Kemul sah ihn funkelnd an. »Was weißt denn du vom Fliegen?«
»Mehr als jeder Planetenhocker. Weg mit dir! Oder ist dir lieber, wenn wir eingeholt und abgeschossen werden?«
Kemul schaute Flandry an. Der Zorn in seinen Augen war Furcht erregend. Den Fond trennte eine Zwischenwand ab; es war die Limousine eines reichen Mannes, aber im Vergleich mit den korpseigenen Flugwagen, in denen man Flandry transportiert hatte, behäbig und untermotorisiert. Die Trennwand schob sich zur Seite. Luang beugte sich in die Pilotenkabine vor und sagte: »Lass ihn ans Steuer, Kemul. Sofort!«
Der Straßenräuber fluchte, aber er gab den Sitz auf. Flandry schwang sich hinein. »Ich nehme nicht an, dass dieser Pferdewagen Andruckkompensatoren hat«, sagte er. »Also geht nach hinten und schnallt euch gut an!«
Einen Augenblick lang betrachtete er die Armaturen. Der Wagen war von einem altmodischen, unvertrauten Baumuster, und ohne Zweifel hatte ihn ein gewiefter beteigeuzischer Händler auf den Planeten geschafft. Doch in der Vergangenheit hatte Flandry viele erheblich weniger leicht einzuordnende Vehikel gelenkt, und nach wenigen Sekunden waren sämtliche Instrumente identifiziert.
Draußen war es dunkel. Regen peitschte gegen die Windschutzscheibe. Weit links sah Flandry Blitze. Indem er eine Spirale flog, suchte er auf dem Radar nach Verfolgern. Hinter ihm funkelte die Zentrale der Bioaufsicht. Sein Ortungsgerät piepte und zeigte einen weiteren Flugwagen auf Kollisionskurs. Der Autopilot versuchte, die Kontrolle zu übernehmen. Flandry schaltete ihn ab und ging in den Steigflug über.
Sein Kurs war eine langgezogene Kurve und führte ins Zentrum des Sturms. Der Radar der mittelalterlichen Galeere zeigte Flandry nicht, was hinter ihm war, aber ohne Zweifel hatte der Flugwagen des Korps ihn geortet und näherte sich rasch. Ein kreischendes Pfeifen erinnerte Flandry daran, dass er die Tür nicht geschlossen hatte. Er holte es nach und bekam ein paar Regentropfen ins Gesicht. Sie schmeckten nach Wind.
Höher und höher stieg er. Die Blitze enthüllten mittlerweile Einzelheiten: Kumulusmassen, die himmelwärts wogten und sich an ihrem unteren Ende zu einem Katarakt auflösten. Windstöße schlugen auf die Außenhaut des Flugwagens. Das Steuer ruckte. Donner dröhnte in der Kabine.
Als er Maximalgeschwindigkeit erreicht hatte, schaltete Flandry die Antriebsstrahlen ab, beschrieb mithilfe der Steuerdüsen eine Kehre von 180 Grad und ging wieder auf Maximalschub. Einen Augenblick lang hing er in der Luft und zehrte den alten Schwung auf. Dann ging er in den Sturzflug über und gewann wieder an Geschwindigkeit.
Auf einen Kilometer Entfernung kam der andere Flugwagen in Sicht: ein schlanker Haifisch mit doppelt so hohem Tempo. Rasch schwoll er zu monströser Größe an. Dem Piloten blieben ungefähr zehn Sekunden, um zu reagieren. Wie Flandry erwartet hatte, legte der Bursche seinen ganzen Schub in einen Sprung zur Seite, um aus dem Weg zu kommen. Dennoch schoss Flandry mit nur ungefähr einem Meter Abstand an ihm vorbei.
Den letztmöglichen Augenblick abzupassen, um das Bremsmanöver einzuleiten, war eine Frage des trainierten Reflexes. Als Flandry Bremsschub gab, hörte er die geplagten Spanten ächzen und wurde fast gegen die Windschutzscheibe geschleudert. Knapp oberhalb des hin und her gepeitschten Dschungeldachs fing er den Sturz ab. Augenblicklich ging er auf Horizontalflug. Schneller als irgendjemand, der nicht zum Raumkampfpiloten ausgebildet worden war, es gewagt oder vermocht hätte, raste er dahin, die Wagenräder nur Zentimeter über den höchsten Wipfeln. Er stürzte sich in den wilden Wasserfall des Sturmzentrums und sah, wie keine zehn Meter entfernt ein Baum vom Blitz gespalten wurde.
Doch hoch am Himmel hatte sein Verfolger Geschwindigkeit, Kurs und Ziel verloren und musste in einer immer verzweifelter werdenden Suche nach ihm umherirren.
Flandry setzte den Tiefflug fort, bis er das schlechte Wetter hinter sich gelassen hatte. Erst dort, gute fünfzig Kilometer von der
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