Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo
beiden Seiten der Tür postiert, die Schlagstöcke noch in der Hand, die Strahler in Holstern. Zwei weitere, außer Sprungreichweite in den hinteren Ecken, hatten die Waffen gezogen und auf Flandry gerichtet. Warouw stand fast genau in der Mitte des Raumes und hatte sich Flandry zugewandt: ein kleiner, behänder, kompakt gebauter Mann, dem ein Lächeln um die Lippen zuckte und der nur den grünen Kilt und das Medaillon trug, dazu einen Strahler in der Hand hielt. Das Mal der Bioaufsicht glühte wie gelbes Feuer auf seiner Stirn.
Flandry musste nun für einige Sekunden ihrer aller Aufmerksamkeit fesseln. Tembesis Männer konnten auf der Leiter über die Stützäste herbeiklettern, sodass sie an die Hütte kamen, ohne von vorn gesehen zu werden. Doch sie hatte auch ein Fenster in der Rückwand.
»Nein«, sagte Flandry, »es ist niemand bei mir. Jetzt nicht. Ich habe sie … Ist egal. Wie im Namen aller Teufel und Steuerfahnder haben Sie mich so schnell gefunden? Wer hat Ihnen den Tipp gegeben?«
»Ich denke, ich stelle hier die Fragen«, erwiderte Warouw. Mit der freien Hand griff er in die Tasche und zog ein flaches Kurzstrecken-Funkgerät hervor. »Das Mädchen ist sowieso unwichtig. Wenn sie innerhalb der nächsten Minuten eintrifft, vor dem Wagen, dann nehmen wir sie auch mit. Sonst hat sie Zeit. Aber nicht sehr viel Zeit, Kapitän. Im Dschungel ist eine Wagenladung Schwerbewaffneter. Wenn sie eintreffen, lasse ich das hiesige Flugfeld unter ihrer Kontrolle zurück – und die Apotheke, falls Ihre edlen jungen Narren noch irgendwelche Ideen hegen, sie zu überfallen. Dann kann sie sich ergeben oder auf einen Suchtrupp warten, der sie aus ihrem Versteck treibt, oder in den Dschungel fliehen und sterben. Letztere Möglichkeit wäre eine grausame Verschwendung von so viel Schönheit, aber mein Bedauern hält sich in Grenzen.«
Er wollte gerade mit dem Daumen den Schalter des Funkgeräts betätigen und es sich an den Kopf halten, als Flandry mit großer Klarheit und tiefem Ausdruck – und recht stolz, es so gut ins Pulao übersetzt zu haben – anhob: »Pillicok saß auf Pillicoks Berg; hallo, hallo, hallo!«
»Was?«, rief Warouw.
»Hüte dich vor dem bösen Feind«, brüllte Flandry; »gehorch’ deinen Eltern; halte dein Wort; fluche nicht; verführe nicht deines Nächsten verlobte Braut; stelle deine Sache nicht auf eitle Pracht; – Thoms friert!«
Er wirbelte einmal lachend herum und bemerkte, dass ihrer aller Augen auf ihm ruhten. Ein Korpsmann vollführte Schutzzeichen gegen das Böse. Ein anderer wisperte: »Der dreht durch, Tuan!«
Der Terraner flatterte mit den Armen: »Das ist der böse Feind Flibbertigibbet; er kommt mit der Abendglocke und geht um bis zum ersten Hahnenschrei; er bringt den Star und den Schwind, macht das Auge schielend und schickt Hasenscharten, verschrumpft den weißen Weizen und quält die arme Kreatur auf Erden.« Er stimmte Gesang an:
»Sankt Withold ins Feld dreimal wollt’ schreiten:
Kommt die Nachtmähr’ und ihre neun Füllen von …«
»Ruhe!« Warouw steckte das Funkgerät in die Tasche zurück, trat vor und schlug fachmännisch nach Flandrys Solarplexus.
Flandry blieb nicht im Weg des Stoßes stehen. Unmittelbar vor dem Polizeichef warf er sich auf den Rücken; seine Füße schossen in die Höhe und trafen den Mann hart in die Weichteile. Als Warouw nach vorn über ihn torkelte, sowohl von dem Tritt als auch vom Schmerz bewegt, packte Flandry seine Waffenhand beim Gelenk und zwang ihn, den Strahler loszulassen. Eine Chance, ihn zu benutzen, erhielt er nicht – der Schwung schleuderte die Waffe außer Reichweite über den Fußboden.
Flandry zog Warouw an sich, brüllte und fragte sich fröstelnd, ob die Schutzleute ihren eigenen Chef zerstrahlen würden, um ihn zu erwischen.
Die vier sprangen auf die beiden ringenden Männer am Boden zu.
Ein Gewehr krachte am Hinterfenster. Einem Korpsmann spritzte das Hirn aus dem Schädel; er brach zusammen. Tembesi feuerte erneut. Ein anderer Schutzkorpsmann erwiderte das Feuer. Glut hüllte Tembesi ein. Die gesamte Rückwand ging krachend in Flammen auf. Doch während der Ökologe starb, lag der gesamte Raum zur Rückseite hin offen. Von einem Dutzend Äste feuerten Gewehre.
Flandry sah den letzten Schutzkorpsmann zu Boden gehen. Flammen züngelten zum windigen Dach empor. Flandry lockerte seinen Griff um Warouw, wollte den Mann aus der brennenden Hütte ziehen.
Warouw riss den linken Arm los. Mit der Faust traf er
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