Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo
er uns abholt. Der Rest der Verschwörung kann dann abwarten, was ich tue. Ich bezweifle, dass außer dem Terraner jemand eine echte Gefahr darstellt.«
»O nein, Tuan!«, rief Siak aus. »Ich hatte gehofft, dass Sie es so sehen und die Jungs verschonen. Es sind nur Hitzköpfe, aber im Grunde harmlos …«
»Das werden wir sehen, wenn alle Tatsachen offenliegen«, erwiderte Warouw düster. »Du kannst mit einer Belohnung und Beförderung rechnen, Apotheker … es sei denn, du vermasselst etwas, und er entkommt wieder; in dem Fall wirst auch du nicht verschont.«
Siak schluckte. Glänzender Schweiß trat ihm auf die Stirn.
»Ich wünschte bei allen Göttern, wir hätten Zeit, uns einen vernünftigen Plan zu überlegen«, sagte Warouw. Er lächelte schief. »Aber so wie es ist, habe ich nicht einmal Zeit, mich über Zeitmangel zu beklagen.« Wie eine Katze vor einem Mauseloch streckte er den Kopf vor. »Also, bestimmte Einzelheiten muss ich noch erfahren: die Anlage eurer Siedlung, und …«
XV
Als sie sich den Höhen näherten, fiel das Licht der tief über den funkelnden Wipfeln stehende Sonne durch eine Öffnung im Laub und tauchte Luang in flüssiges Gold. Flandry hielt inne.
»Was ist?«, fragte sie.
»Pure Bewunderung, Süße.« Er sog Morgenluft ein und freute sich an dem traurigen Trillern eines Ketjils. Noch eine Chance gibt es vielleicht nicht.
»Genug«, brummte Kemul. »Weiter, Terraner.«
Das Mädchen stampfte mit dem Fuß auf. »Sei still!«
Kemul legte eine Hand auf seinen Strahler und funkelte sie mit rot unterlaufenen Augen an. »Du hast genug Zeit mit ihr verbracht, Terraner«, sagte er. »Noch mehr Hinhalten, und Kemul weiß mit Sicherheit, dass du Angst hast.«
»Oh, Angst habe ich durchaus«, entgegnete Flandry leichthin, aber aufrichtig. Sein Puls hämmerte; er sah den großen Ast, die zuckenden Blätter daran und die zwanzig Männer in der Nähe mit unnatürlicher Schärfe. »Ich mache mir fast in die Hose.«
Luang fauchte den Straßenräuber an: »Du brauchst auch nicht dort hochzugehen und dich Strahlerbeschuss auszusetzen!«
Das hässliche Gesicht zuckte, als hätte sie ihn geschlagen und etwas in ihm zerbrochen. Flandry konnte Kemul seinen momentanen Schmerz nachempfinden. Rasch sagte er: »Auf meinen Befehl, Liebling. Ich dachte, das wüsstest du. Da du darauf bestehst, so dicht beim Geschehen zu warten, bat ich Kemul, bei dir zu bleiben und dich zu beschützen, sollte uns die Lage aus den Händen gleiten. Ich möchte jetzt keine Widerworte hören.«
Sie warf stolz den Kopf zurück. »Hör zu, ich habe immer selbst auf mich aufgepasst und …«
Flandry brachte sie mit einem Kuss zum Schweigen. Nach einem Augenblick der Starre schmiegte sie sich an ihn.
Er ließ sie los, machte auf dem Absatz kehrt, packte eine Sprosse und stieg so schnell am Stamm hoch, wie er konnte. Ihr Blick verfolgte ihn, bis die Blätter ihn abschirmten. Danach kletterte er alleine zwischen mysteriös murmelnden Höhlen dahin.
Nicht ganz allein, beschwichtigte er seine Ängste. Tembesi, Siak, Jung-Djuanda und ihre Kameraden folgten ihm. Sie waren von Geburt an Jäger, und heute jagten sie einen Tiger. Doch ihre Zahl und ihre archaischen Gewehre mit chemischer Treibladung waren gegen Strahlerfeuer nur von geringem Nutzen.
Na ja, man starb nur einmal.
Leider.
Luangs Geschmack hatte er noch im Mund. Flandry nahm die letzte Leiter zur Plattform in Angriff, die im Morgenwind schwang. Vor ihm lag die Hütte. Sie sah aus wie eine Laube aus purpurnen Blumen. Er ging zum Eingang, zog den Vorhang beiseite und trat ein.
Weil die Schlagstöcke nicht ganz unerwartet von beiden Seiten auf ihn herabzuckten, konnte er ihnen ausweichen. Die Bewegung warf ihn zu Boden. Er rollte sich herum, setzte sich auf und blickte in die Mündungen von Energiewaffen.
»Seien Sie leise«, zischte Warouw, »oder ich zerkoche Ihnen mit einem schwachen Strahl die Augen.«
Ein enttäuschter Schlagstockschwinger spähte hinter einem Vorhang aus Rankengeflecht aus dem Fenster. »Sonst keiner«, sagte er.
»Du!« Ein anderer Korpsmann trat Flandry in die Rippen. »War da nicht eine Frau bei dir?«
»Nein … nein .« Der Terraner rappelte sich vorsichtig auf; die Hände hielt er über dem Kopf gefaltet. Der Blick seiner grauen Augen schoss durch die Hütte. Siak hatte ihm einen Lagebericht gegeben, nachdem er Warouw zum Warten hierhergeführt hatte, aber Flandry benötigte genaue Einzelheiten:
Zwei mürrische Schutzleute auf
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