Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo
wünscht.«
»Ich frage mich, weshalb er mir zu Hilfe kam.«
»Ich habe es ihm befohlen.«
»Und warum hast du es ihm befohlen?«
»Das weiß ich nicht. Hin und wieder tun wir alle etwas, ohne nachzudenken. Das Nachdenken kommt dann nach der Tat. Ich lasse mich davon nicht verletzen.« Sie nahm seinen Arm. Ihre Hände waren steif und unruhig. »Denk nicht an Kemul. Da du Warouw nicht mehr bearbeitest, nehme ich an, du hattest Erfolg bei ihm?«
»Ja«, antwortete Flandry.
»Wie hast du das geschafft? Folter?«, fragte sie beiläufig.
»Aber nein«, erwiderte er. »Ich habe ihm nicht einmal die Behandlung seiner Verletzungen verweigert – die sowieso minimal sind. Ich habe ihm lediglich klargemacht, dass wir einen Käfig für ihn hätten, wenn er nicht kooperiert. Ein paar Stunden Überzeugungsarbeit waren nötig, bis er glaubte, dass wir es ernst meinen. Dann gab er nach. Schließlich und endlich ist er ein tüchtiger Mann. Er kann diesen Planeten verlassen – und das sollte er auch! – und irgendwo neu anfangen. Er wird sich gut machen, würde ich sagen.«
»Du meinst, du lässt ihn gehen?«, begehrte sie auf.
Flandry zuckte mit den Schultern. »Ich musste ihm eine ganz eindeutige Wahl präsentieren – zwischen dem Tod an der Krankheit und einem Neuanfang mit einem beträchtlichen Barvermögen. Ich frage mich allerdings, ob ihn nicht am meisten der abenteuerliche Aspekt angesprochen hat, nachdem ich ihm ein paar exotische Welten beschrieben hatte, die seine Vorstellungskraft überstiegen.«
»Was ist mit den Wagen voller Männer im Wald?«
»Warouw hat sie eben über das Funkgerät des Apothekers gerufen, sie sollen mich holen kommen. Sie sollen auf dem Flugfeld landen – Planänderung, sagte er. Djuanda, Siak und ein paar andere warten dort mit Strahlern in der Hand und Rache im Herzen. Es sollte kein Problem darstellen.«
»Und was geschieht dann?«
»Morgen ruft Warouw die Bioaufsicht. Er wird erklären, dass er mich in sicherem Gewahrsam habe und einige Mitverschwörer genug von dem ausgeplaudert hätten, was ich ihnen sagte, um die Lage gut zu verstehen. Begleitet von einem anderen Schiff werde er mich mit einigen Schutzkorpsleuten in meinem eigenen Schnellboot nach Spica bringen. Unterwegs werde er mich hypnosondieren, damit er alle Einzelheiten erfährt. Er plane, das Schnellboot zu sabotieren, in das andere Schiff umzusteigen und mein Boot mit mir an Bord abstürzen zu lassen. Etwas später werden er und die Schutzkorpsleute landen. Den kaiserlichen Beamten solle eine sorgfältig fabrizierte Geschichte meines Besuchs vorgelegt werden. Warouw wolle ihnen erklären, er erwidere meinen Höflichkeitsbesuch, und sich tief entsetzt zeigen, wenn er von meinem ›Unfalltod‹ erfährt. Im Zuge all dessen wollen sie genügend falsche Informationen an den Mann bringen, damit jeder glaubt, Unan Besar sei ein trostloser Planet mit keinerlei nennenswerten Handelsgütern.«
Luang nickte. »Ich verstehe. Du hast mir die Idee ja schon skizziert. Die ›Schutzkorpsleute‹ werden natürlich Männer aus Ranau sein, in Uniformen von der Besatzung des Flugwagens. Und sie werden nicht dich, sondern Warouw keine Sekunde aus den Augen lassen. Aber glaubst du wirklich, es lässt sich machen, ohne Verdacht zu erregen?«
»Ich weiß verdammt genau, wie machbar es ist«, entgegnete Flandry, »denn Warouw droht der Käfig, falls die Bioaufsicht die Zentrale vorzeitig sabotiert. Er wird kooperieren! Außerdem darfst du die Unfähigkeit des Schutzkorps nicht außer Acht lassen. Ein halbgescheites Pferd könnte sie beim Binokel schlagen. Bandang und die anderen Regierungsmitglieder sollten ebenfalls nicht besonders schwer zu täuschen sein, wo doch ihr hochgeschätzter und überaus vertrauenswürdiger Nias Warouw ihnen versichert, alles sei wunderbar.«
»Wann wirst du zurückkehren?«, fragte Luang.
»Das weiß ich noch nicht. Es wird ein Weilchen dauern. Wir nehmen natürlich genug wissenschaftlich verwertbares Material mit, um das Antitoxin synthetisieren zu können … und Waren, mit denen wir die Kaufherren des Imperiums überzeugen, dass Unan Besar ihre Aufmerksamkeit verdient hat. Ein großer Vorrat an Kapseln wird im Vorfeld hergestellt, eine Schiffsladung nach der anderen. Denn die Zentrale der Bioaufsicht wird bei Ankunft der Schiffe von einem Idioten wie Genseng in die Luft gesprengt werden. Doch die Handelsflotte wird den Standort jeder einzelnen Apotheke kennen und jede unverzüglich versorgen können.
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