Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo
verschwanden sie wieder und brachten ein anderes Schiff mit Kraftfeldblase mit, in das wir uns halb erstickt schleppten. Nein, Junior, ich weiß nicht, was die Ymiriten im Großen Roten Fleck zu suchen hatten. Selbst für sie muss es dort dunkel und kalt sein. Aber ich hatte vermutet, dass sie gewiss irgendwelche Sonden installiert hätten, meteorologische Beobachtungsstationen oder was man dort so benutzt, wie wir auf Terra ebenfalls die Regionen überwachen, in denen das Wetter ausgebrütet wird.
Gouverneur Thua ließ sich nicht etwa zu einer Entschuldigung herab. Er beachtete nicht einmal die indignierte Forderung meines Leibdieners, dass der ruchlose Horx umgehend mit einem Zapfen aus rotem Eis behandelt werde, außer dass er entgegnete, zukünftige Besucher erhielten einen anderen Führer (nur, wie sollen sie die Burschen voneinander unterscheiden?); diese Sache aber sei nicht auf sein Geheiß geschehen, und er würde keines Ymiriten Zeit mit Ermittlungen, Bestrafungen oder irgendwelchen anderen Aktionen verschwenden. Er verwies auf den Vertrag, nach dem er nicht gezwungen sei, uns zu empfangen, und jeder Besuch stets auf Risiko des Besuchers erfolge.
Der Umstand, dass einige Ymiriten uns gerettet haben, beweist, dass die Verschwörung – wenn es denn eine Verschwörung gibt – nicht ihre gesamte Spezies einschließt. Doch wie weit oben die feindseligen Individuen innerhalb ihrer Regierung sitzen (falls sie überhaupt etwas haben, das unseren Vorstellungen von Regierung entspricht) … ich kann es nicht einmal ansatzweise erraten.
Obige Zusammenfassung dient nur zu deiner Bequemlichkeit. Schriftliches Protokoll aller Gespräche, die auf ungentlemanliken Befehl aufgezeichnet wurden, ist angehängt.
Ja, Junior, du darfst jetzt wieder gehen.
Flandry schaltete den Rekorder ab. Er konnte sich darauf verlassen, dass die Privatsekretärin, die aus seinem Diktat einen offiziellen Bericht bastelte, es von jeder Verfänglichkeit befreien würde. Er wünschte sich allerdings, sie ließe es bleiben.
Flandry lehnte sich zurück, legte die Füße auf den Tisch, ließ Rauch aus seinen Nasenlöchern quellen und blickte aus der Fensterwand seines Büros. Die Admiralität funkelte, schlanke Feentürme in gedämpften Farben, die sich in den hellen Frühlingshimmel Terras reckten. Über eine Raumkugel von vierhundert Lichtjahren Durchmesser konnte man nicht Wacht halten, ohne Millionen von Schiffen zu besitzen; und das bedeutete auch Millionen von Planern, Wissenschaftlern, Ingenieuren, Strategen, Taktikern, Koordinatoren, Sachbearbeitern … die Familien hatten, welche Essen brauchten, Kleidung, Häuser, Schulen, Freizeiteinrichtungen … und so war das Herz der Imperialen Navy zu einer selbstständigen Stadt angewachsen. Eine verdammte Firmensiedlung, sinnierte Flandry. Und dennoch, wenn die Bomben erst aus dem All fielen, wenn die Barbaren in den Ruinen heulten und der Rauch brennender Bücher tote Männer in zerfetzten bunten Uniformen verdeckte – wenn die Lange Nacht kam, die kommen musste, in einem Jahrhundert oder einem Jahrtausend, was machte das für einen Unterschied? –, dann hätte das Universum etwas Schönes, Ritterliches eingebüßt.
Zum Teufel damit. Hauptsache, die Zivilisation hielt so lange zusammen, dass Dominic Flandry noch ein paar alte Weine kosten, noch ein paar Pferde reiten, noch viel mehr Mädchen küssen und noch ein, zwei Balladen singen konnte. Das würde reichen. Zumindest wagte er nicht, auf mehr zu hoffen.
Das Interkom klingelte. »Admiral Fenross möchte Sie sofort sprechen, Sir.«
»Damit kommt er jetzt an«, grunzte Flandry. »Ich wollte ihn gestern sprechen, nach meiner Rückkehr.«
»Da war er beschäftigt, Sir«, erwiderte der Roboter so gewandt, als habe er Geist und Verstand. »Seine Lordschaft der Reichsgraf von Sidrath besuchte Terra und wünschte durch die Operationszentrale geführt zu werden.«
Flandry erhob sich, strich den pfauenblauen Uniformrock glatt, bewunderte den Kniff seiner weißen Hose mit goldenem Schnurverschluss und setzte sich eine Offiziersmütze mit juwelenbesetztem Kinnriemen auf das glatte Haar. »Selbstverständlich«, sagte er, »konnte Admiral Fenross die Führung unmöglich einem Adjutanten übertragen.«
»Der Reichsgraf von Sidrath ist mit Seiner Exzellenz, dem Grand Admiral und Herzog von Asien verwandt«, erinnerte ihn der Roboter.
Flandry sang unhörbar: »Braun ist meiner wahren Liebe Nase« und ging zur Tür. Nach einer Reihe von
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