Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo
und sagte tonlos: »Angenommen, Sie haben recht mit dem Imperium. Aber was wird dann aus Vixen?«
»Wir befreien es und quetschen eine fette Entschädigung aus Ardazir heraus«, antwortete Flandry, als bestehe daran kein Zweifel.
»Hm-hmmmm.« Kit schüttelte den Kopf. Bitterkeit schlich sich in ihre Stimme. »Nicht dass es nicht gelegen käme. Aber Ihre Navy könnte beschließen, den Krieg auf unsrer Welt auszufechten. Und dann sind mein ganzer Planet, mein Volk, das kleine Mädchen von nebenan und ihr Kätzchen, die Bäume, Blumen und Vögel nur noch radioaktive Asche, die über graue tote Hügel weht. Oder vielleicht entscheidet sich das Imperium für einen Kompromiss, und Ardazir darf Vixen behalten. Warum auch nicht? Was bedeutet dem Imperium schon ein Planet mehr oder weniger? So ein Tausch erkauft dem Adel, wie Sie schon sagten, vielleicht Friede auf Lebenszeit. Ein paar Millionen Koloniale, das ist doch nichts; die schreibt man mit roter Tinte einfach ab.« Sie schüttelte benommen den Kopf. »Warum reisen wir überhaupt dorthin, Sie und ich? Wofür mühen wir uns ab? Was auch immer wir leisten, kann doch irgendein gelangweilter Bürokrat mit einem Federstrich zunichte machen. Ist es nicht so?«
»Ja, das ist so«, bestätigte Flandry.
IX
Als Hauptreihenstern benötigte Cerulia nicht erheblich mehr Masse als Sol, um greller zu leuchten. Vixen, der vierte Planet, umkreiste seine Sonne in anderthalb Standardjahren auf einer Bahn, durch die er im Mittel etwa genauso viel Strahlung erhielt wie Terra.
»Der Haken besteht aus diesem ›im Mittel‹«, brummte Flandry.
Mit Chives schwebte er im Turm des Schiffes, die Hände auf dem Instrumentenbrett des Piloten, den Leib gewichtslos in einem Kokon aus Gurten gesichert. Backbords waren die Sichtschirme abgedunkelt, sonst hätte ihnen die gnadenlose blaue Sonne die Augen ausgebrannt. Auf den anderen Schirmen leuchteten verzerrte Sternbilder vor der Nacht. Flandry musterte den jovoiden Planeten, den die Menschen von Vixen Ogre nannten, den Unhold: ein heller gelber Lichtpunkt; seine größeren Monde waren als Funken zu sehen. Und was dachten die ymiritischen Kolonisten auf dem Gasriesen?
»Ogre macht Vixen für sich schon genug Ärger«, beschwerte sich Flandry. »Seine Siedler sollten sich damit zufriedengeben und nicht auch noch Ränke mit Ardazir schmieden. Falls sie es überhaupt tun, meine ich.« Er wandte sich Chives zu. »Wie nimmt Kit den freien Fall auf?«
»Ich muss leider sagen, dass Miss Kittredge nicht den Eindruck macht, als fühle sie sich wohl, Sir«, antwortete der Shalmuaner. »Aber sie behauptet, es gehe ihr gut.«
Flandry schnalzte mit der Zunge. Seitdem der Mensch die Gravitation regeln konnte, mussten Zivilisten nur sehr selten Schwerelosigkeit aushalten; deshalb hatte Kit keinerlei Ausbildung erhalten, die ihr geholfen hätte, das Unbehagen zu lindern, das sie nun empfand. Na, andererseits würde es ihr erheblich schlechter gehen, wenn eine ardazirische Rakete die Hooligan erfasst hätte. An Weltraumkrankheit war noch niemand gestorben, egal, wie sehr er es sich auch gewünscht haben mochte.
Die Ardazirho schirmten den eroberten Planeten ohne Zweifel sehr gründlich ab. Flandrys Detektoren bestätigten diese Vermutung. Das All rings um Vixen bebte unter den Schwingungen von Primärantrieben: patrouillierende Kampfschiffe. Zusätzlich musste es ein Netz aus robotischen Überwachungssatelliten geben. Hätte sich die Hooligan der Welt normal genähert, wäre sie auf jeden Fall entdeckt worden. Allerdings gab es noch eine andere Möglichkeit zu landen, wenn man als Pilot geschickt genug war und ausreichend Glück hatte. Flandry hatte sich entschieden, es mit dieser Möglichkeit zu versuchen, statt Waltons Kampfverband zu kontaktieren. Dort konnte er nicht viel mehr tun, als sich zur Stelle zu melden – und dann mit größerer Wahrscheinlichkeit einer Entdeckung und Vernichtung weiter Richtung Vixen zu reisen.
Unter kalten Maschinen stürzte die Hooligan mit der Höchstgeschwindigkeit eines Meteoriten direkt auf ihr Ziel zu. Jeder Automat, der sie ortete, musste sie für Eisenspat halten und würde sie ignorieren. Nur ein unmittelbarer Sichtkontakt konnte ihre Tarnung aufreißen, und das All ist so riesig, dass man selbst mit einem eng gestaffelten Sperrverband kaum eine Chance hatte, genügend dicht an einen Feind heranzukommen, vor dem man nicht gewarnt worden war. Die Flucht von der Oberfläche wäre schwieriger zu
Weitere Kostenlose Bücher