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Flandry 6: Schattenwelt

Flandry 6: Schattenwelt

Titel: Flandry 6: Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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vertrauenswürdig genug, abgesehen von denen, die schon bis zu den Achselhöhlen zwischen den Alligatoren stehen?«
    »Wenn er keine bessere Wahl hat«, sagte Desai, »sollte Seine Majestät eher zulassen, dass der Spicanische Sektor verheert wird – sogar, dass er dem Imperium weggenommen wird, denn es kann immer hoffen, das Territorium später zurückzugewinnen – alles lieber, als selbst monatelang abwesend zu sein. Was kann der Kaiser letztlich Gutes erreichen, wenn er einen Sektor gewinnt und dabei das Imperium verliert? Der beste Dienst, dem er dem Reich erweisen könnte, bestände darin, dass er dessen Herz nicht aus der Hand gibt. Andernfalls brechen neue Bürgerkriege aus.«
    »Ich fürchte, da übertreiben Sie etwas«, erwiderte Flandry, obschon er sich gewahr war, dass Desai gewöhnlich eher zu Untertreibungen neigte. Und auf Diomedes waren Dennitzaner aktiv … »Wir scheinen uns sehr gut befriedet zu haben. Außerdem, wieso sprechen Sie von Bürgerkriegen in der Mehrzahl?«
    »Haben Sie McCormacs Rebellion vergessen, Sir Dominic?«
    Wohl kaum, ich war darin verwickelt. Bei der Erinnerung verzog Flandry gequält das Gesicht. Der Gedanke an Kathryn, die er verloren hatte, und seine rechtswidrige Vorgehensweise damals machte ihn froh, dass die Einzelheiten nie an die Öffentlichkeit gedrungen waren. »Nein. Aber das ist doch, äh, zweiundzwanzig Jahre her. Und was war der Kern der Sache? Ein Admiral, der aus persönlichen Gründen gegen Josips Sektorengouverneur rebelliert hatte. Gewiss, es blieb ihm nichts anderes übrig, als nach der Krone zu greifen. Das Imperium hätte ihn niemals begnadigen können. Aber er wurde geschlagen, und Josip starb im Bett.« Allerdings wahrscheinlich durch Gift, dachte er.
    »Sie betrachten die Affäre als isolierten Zwischenfall?«, begehrte Desai auf seine maßvolle Art auf. »Erlauben Sie mir bitte, Sie zu erinnern – ich weiß, dass Sie es wissen –, dass ich mich kurz darauf in der Rolle des Besatzungskommissars von McCormacs Heimatwelt Aeneas wiederfand, des Planeten, der die Erhebung angeführt hatte. Es hätte nicht viel gefehlt, und eine messianische Religion wäre entstanden, die sich ins All ausgebreitet und das Imperium gespalten hätte.«
    Flandry nahm einen großen Schluck aus seinem Cognacschwenker und zog fest an seiner Zigarre. Die Akten über diesen Vorfall hatte er genau studiert, nachdem er Aycharaych begegnet war, der hinter ihm gesteckt hatte.
    »Die dreizehn Jahre, die darauf folgten – anscheinender Friede innerhalb des Imperiums, bis zu Josips Tod –, sie sind kein großes Stück Geschichte, oder?«, fuhr Desai fort. »Besonders wenn wir uns vor Augen halten, dass ein Konflikt immer eine Ursache besitzt. Ein Krieg, Bürgerkriege eingeschlossen, ist die Blüte einer Pflanze, deren Saat lange vorher in den Boden gelangt ist … und deren Wurzeln weit reichen und frische Gewächse aufkeimen lassen … Nein, Sir Dominic, als jemand, der sich fast sein ganzes Leben lang mit solchen Dingen befasst hat, sage ich Ihnen, dass wir schon weit in unsere anarchische Phase vorgedrungen sind. Wir können nichts weiter tun, als den Schaden zu minimieren und uns äußere Feinde vom Leib zu halten, bis wir eine wenn auch narbige Form der Einigkeit zurückgewonnen haben.«
    »›Unsere‹ anarchische Phase?«, fragte Flandry.
    Desai überhörte seine Betonung. »Oder unser Interregnum, oder wie immer Sie es nennen möchten. Natürlich kämpfen wir nicht dauernd darum, wer Kaiser werden soll; wir finden genügend andere Knochen, um die wir uns streiten. Und wir erfreuen uns vielleicht sogar an Perioden des Friedens und des relativen Wohlstands. Ich hoffte, Hans könnte uns solch eine Atempause verschaffen.«
    »Nein, warten Sie, Sie reden, als wäre es etwas, das wir nolens volens durchmachen müssten.«
    »Ja. Für ungefähr die nächsten achtzig Jahre, glaube ich – obwohl moderne Technik, nichtmenschliche Einflüsse und die bloße Ausdehnung eines interstellaren Herrschaftsraumes die Zeitspanne beeinflussen könnten. Grundsätzlich aber ja: ein umfassender Staat – und das Terranische Imperium ist der umfassende Staat der Technischen Zivilisation – gewährt nur einen Aufschub vor den Kriegen und Schrecknissen. Seine Pax ist nichts weiter als Unterwerfung, die mit vorgehaltenem Schwerte erzwungen wird, oder heute eben mit vorgehaltenem Strahler. Seine fähigen Leute werden wegen ihrer Tüchtigkeit als unzuverlässig betrachtet; jeder, der eine Entscheidung

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