Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flandry 6: Schattenwelt

Flandry 6: Schattenwelt

Titel: Flandry 6: Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
… »Nein, das könnte ich nicht«, gab sie zu. »Sie müssen ein Genie sein.«
    »Danke, Donna. Ich bemühe mich zufriedenzustellen. Freimütig gesagt hat allerdings Sir Dominic mir meine Grundausbildung zukommen lassen und dazu den Drang, mich weiterzuentwickeln.«
    Kossara holte tief Luft. Eine Gelegenheit, etwas über ihn zu erfahren? »Sie waren sein Sklave, sagen Sie. Wie kam es dazu, wenn ich fragen darf?«
    Chives antwortete unerschütterlich, ohne den Rhythmus seiner Arbeit zu unterbrechen. »Mein Ursprungsplanet hat keine technisch weitentwickelte Gesellschaft, Donna. Seine verstorbene Majestät Josip ernannte einen Sektorengouverneur, der unter meinem Volk einen Sklavenhandel organisierte und uns hauptsächlich an die Barbaren jenseits des Limes verkaufte. Die Anklagen gegen die, die zu diesem Zweck verhaftet wurden, waren, sagen wir, fragwürdig; doch niemand erhob Einwände. Als diesem Gouverneur ein Unglück zustieß, versuchte sein Nachfolger die Missstände wieder ins Lot zu bringen. Das jedoch war unmöglich. Nicht einmal die Opfer, die sich noch innerhalb des Imperiums auf tausend Welten verteilt befanden, konnten aufgespürt werden. Sir Dominic ist auf einem Sklavenmarkt einer Provinz zufällig auf mich gestoßen.
    Ich war kein gewinnendes Wesen, Donna. Mein Eigentümer hatte mich zum Verkauf angeboten, weil er bezweifelte, dass ich die Arbeit in seinem Quecksilberbergwerk noch lange überleben würde. Sir Dominic hat mich nicht gekauft. Er initiierte ein Pokerspiel, das über mehrere Tage ging, und am Ende waren sowohl die Mine als auch die Arbeiter sein Eigentum.«
    Chives schnalzte mit der Zunge. »Mein vormaliger Herr beschuldigte ihn des Falschspiels. Sehr unhöflich von ihm, zumal Sir Dominic so weltmännisch gewesen war, seine Rechnung begleichen zu wollen. Die Bergarbeiter erschienen sehr zahlreich auf dem Begräbnis. Sir Dominic sorgte für ihre Heimsendung, doch mich hielt er bei sich, weil wir weit von Shalmu entfernt waren und ich außerdem eine lang anhaltende Chelattherapie benötigte, um meinen Kreislauf zu reinigen. Während dieser Zeit nahm er mich in seine Dienste. Ich entschied bald, dass ich nicht wünschte, in eine Gesellschaft von … Eingeborenen zurückzukehren, und bemühte mich, mich ihm wertvoll zu machen.«
    Chives neigte den Kopf, die Hand am Kinn, und musterte schweifzuckend das Mittagessen. »Ja, ich glaube, das genügt. Selbstverständlich Aquavit und Bier als Getränke. Da Sie Beschäftigung wünschen, Donna, könnten Sie mir beim Aufdecken zur Hand gehen.«
    Sie hörte es kaum. »Maze, wenn er ein anständiger Mann ist«, stieß sie hervor, »wie kann er dann für ein Imperium arbeiten, das so etwas geschehen lässt – wie das, was Ihnen passierte?«
    »Ich habe öfter gehört, wie Sir Dominic in Begriffen beschrieben wurde wie … äh, zum Beispiel nannte ihn ein etwas übererregter Gentleman einmal einen sahnestehlenden Kater mit einem Gewissen in den Eiern, wenn Sie mir den Ausdruck vergeben, Donna. Tatsächlich ist es so, dass er bei besagtem Pokerspiel betrogen hat. Doch was das Imperium angeht, so schlage ich wie der sprichwörtliche Hundertjährige vor, dass Sie die Alternative bedenken. Besteck finden Sie in dem Schrank dort.«
    Kossara verstand den Wink und biss sich auf die Lippe.
    »Nach meinem besten, aber zugegebenermaßen begrenzten Wissen«, fuhr Chives fort, nachdem Silber, Porzellan und Glas (kein Vitryl) auf schneeweißem Leinen standen, »hat Ihr Volk insgesamt vom Imperium profitiert. Vielleicht bin ich falsch informiert. Würden Sie bitte die Geschichte für mich zusammenfassen, während ich die gewürzten Fleischklößchen wärme?«
    Seine schlanke smaragdgrüne Gestalt kauerte sich auf dem Deck zusammen. Kossara nahm auf der Bank Platz, starrte auf die Fäuste, die sie im Schoß geballt hatte, und sagte dumpf:
    »Ich bezweifle, ob die Einzelheiten von sechshundert Jahren menschlicher Besiedlung auf Dennitza jemanden wirklich interessieren würden. So lange ist es her, seit Jovan Matavulj die Pioniere dorthin führte. Sie waren wie andere Emigrantengruppen zu jener Zeit: Sie hofften nicht nur auf Gelegenheiten und Raum zum Atmen, sondern wollten Traditionen retten, Bräuche, Sprache, Rasse – die Ethnie, die Identität, ihre Seele, wenn Sie so wollen – alles, das ihrer Meinung nach unterging. Sie waren nicht viele, und sie hatten auch nicht die Mittel, um viel Ausrüstung zu kaufen. Und Dennitza … nun, beim Besiedeln eines neuen

Weitere Kostenlose Bücher