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Flandry 6: Schattenwelt

Flandry 6: Schattenwelt

Titel: Flandry 6: Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Planeten hat es immer Schwierigkeiten gegeben – die physische Umgebung, die Biochemie, zahllose Unbekannte und Überraschungen, die tödlich sein können –, aber Dennitza war besonders schwierig. Der Planet ist in einer Eiszeit. Die bewohnbaren Zonen sind begrenzt. Und in diesen Tagen lag er fern von allen Handelsrouten und besaß nichts, um die Händler der Polesotechnischen Liga anzulocken …«
    Von den Ahnen zu sprechen schenkte ihr frischen Mut. Sie hob Kopf und Stimme. »Aber sie fielen nicht in die Barbarei zurück, o nein. Trotzdem mussten sie generationenlang auf kompliziertere Technik verzichten. Ihnen fehlte das Kapital, verstehen Sie. Klansysteme entwickelten sich; es kam zu Fehden, wie ich zugeben muss, und ein Geist lokaler Unabhängigkeit entstand. Die Barone kümmerten sich um ihre Leute. Diese Gesellschaftsform hielt sich, als die Industrialisierung begann, und beeinflusste sie.« Hastig fügte sie hinzu: »Glauben Sie nicht, dass wir je unwissende Landeier gewesen wären. Die Shkola – Universität und Forschungszentrum – ist fast so alt wie die Kolonie. Noch der abgehärtetste Hinterwäldler respektiert Gelehrsamkeit genauso wie Schießkunst oder Mut in der Schlacht.«
    »Haben Sie nicht ein merseianisches Element in Ihrer Bevölkerung?«, fragte Chives.
    »Richtig. Merseiastämmig, um genau zu sein. Seit etwa vierhundert Jahren. Sie wissen vermutlich, dass Merseia damals moderner wurde und in den Weltraum vorstieß, und das unter schrecklichen Handicaps wegen der nahen Supernova und des mehrseitigen Machtkampfs zwischen Vachs, Gethfennu und einzelnen Nationen. Die junge dennitzanische Industrie brauchte Arbeitskräfte. Man hieß starke und tüchtige Vertriebene willkommen, wenn sie sich zu benehmen wussten.«
    »Stellen diese Merseiastämmigen denn einen großen Teil Ihrer Bürgerschaft, Donna?«
    »Ungefähr zehn Prozent unserer dreißig Millionen. Und zweimal so viele menschliche Dennitzaner leben außerhalb des Systems; da unsere Industrie und unser Handel auf gutem Weg sind, sind wir überall in unserem Teil des Alls. Was soll also dieser Unsinn, den ich hörte, wir wären von Merseia infiltriert?«
    Und doch könnten wir im Roidhunat vielleicht glücklicher sein, fügte Kossara in Gedanken hinzu.
    Chives rief sie in die Gegenwart zurück. »Ich habe vom Gospodar reden gehört. Könnten Mylady seine Funktionen definieren? Ist er so etwas wie ein König?«
    »M-m-m, was meinen Sie mit ›König‹? Der Gospodar wird aus der Familie Mijatovic gewählt, von den Plemichi, den Klanshäuptern und Baronen. Er übt die oberste exekutive Gewalt aus, solange er lebt und sich gut beträgt, und die Verfassungsmäßigkeit seines Tuns unterliegt der Kontrolle des obersten Gerichts. Ein Gerichtsbeschluss kann vom Skuptschina – Parlament würden Sie wohl sagen, auch wenn es drei Kammern hat, für die Plemichi, die Bürgerlichen und die Ychani … Zmayi … unsere Nichtmenschen. Die inneren Angelegenheiten bleiben weitgehend den Okruzhi überlassen – Baronien? Präfekturen? –, die sich sehr unterscheiden. Das Oberhaupt des einen mag sein Amt erben, es kann von den ansässigen Klans ausgewählt oder vom Gospodar ernannt werden, je nachdem, wie es immer war. Er – solch ein Nachalnik, meine ich – lässt Städte und Landbezirke sich in der Regel selbst durch lokal gewählte Räte um ihre Angelegenheiten kümmern.«
    »Die, äh, Ychani sind anders organisiert, nehme ich an.«
    Kossara bedachte Chives mit einem Ausdruck größeren Respekts. »Ja. Streng nach Klans – oder genauer gesagt, Vachs –, die nur dem planetaren Gesetz unterliegen, solange keine besondere Gefolgschaftspflicht besteht. Und während Sie sie überall auf Dennitza finden, konzentrieren sie sich an der Ostküste von Rodna, dem Hauptkontinent in der nördlichen Hemisphäre. Weil sie die Kälte besser ertragen als Menschen, erledigen sie den Großteil der Fischerei, der Pelagikultur und so weiter.«
    »Dennoch wird vermutlich eine beträchtliche kulturelle Vermischung stattgefunden haben.«
    »Sicherlich …«
    Die Erinnerung an Trohdwyr überkam sie, den auf Diomedes, das nun ihr Ziel war, der Tod ereilt hatte; an ihren Vater auf dem Pferderücken, vor einem windigen Herbstwald galoppierend, und den Hornruf, den er blies und der ein uraltes merseianisches Kriegslied war; an ihre Mutter, die sie an sich drückte, während sie ein Wiegenlied auf Eriau sang: »Dwynafor, dwynafor, odhal tiv«, und dann leise lachte: »Aber du,

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