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Flandry 6: Schattenwelt

Flandry 6: Schattenwelt

Titel: Flandry 6: Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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imitierten. Weiter draußen, mit großen Abständen auf kultivierten Feldern, standen die Häuser der Einheimischen: hoch und schmal, mit zahlreichen Balkonen, weniger darauf ausgelegt, dem Wetter Widerstand zu leisten, als vielmehr es zu akzeptieren, indem sie genügend nachgaben, um heil zu bleiben. Wasserfahrzeuge von Booten bis hin zu treibenden Gemeinden drängten sich im Hafen ebenso sehr wie Schwingen in der Luft.
    Dennoch empfand Flandry eine Düsterkeit, als hätte die äußere Kälte den Rumpf der Hooligan durchdrungen und ihn erfüllt. Jenseits der Fluoros bestand die halbe Welt, die er sah, aus Land, Hügeln, Tälern, zwergenhaften Wäldern, dunkel im purpurn-schwarzen Zwielicht, und die andere aus einem blutig schimmernden Ozean, denn die Sonne stand nur wenig oberhalb des nördlichen Horizonts zwischen schwefelfarbigen Wolken. Hier und in dieser Jahreszeit gab es nie einen echten Tag oder eine ehrliche Nacht.
    Wirst du auf deine alten Tage etwa terrazentrisch?, verspottete er sich. Für die Wesen, die hierher gehören, ist es ein perfekt liebenswerter Ort.
    Seine trübe Stimmung wollte nicht verfliegen. Dennoch wirkt es irgendwie unwirklich, wie eine Szene aus einem schlechten Traum. Der ganze Einsatz ist so. Alles schattenhaft, verworren, instabil; nichts ist, wie es scheint … und niemand, der nicht Geheimnisse mit sich herumträgt, die ein Rätsel in sich bergen …
    Mich eingeschlossen. Er richtete sich im Pilotensitz auf. Na ja, dafür werde ich schließlich bezahlt. Ich nehme an, meine Trübseligkeit sucht mich hauptsächlich der Schuldgefühle wegen heim, die ich Kossara gegenüber empfinde. O Gott, der Du ebenfalls unwirklich bist, eine Maske, die wir der Leere aufsetzen, sei sanft zu ihr. Sie ist schon so sehr verletzt worden.
    Die Bodenkontrolle rief ihn auf Anglisch, aber nicht aus einem menschlichen Mund. Er antwortete und setzte die Hooligan wie angewiesen auf das Landefeld ab. Die Aussicht, endlich tätig zu werden, ermunterte ihn. Da ich nicht darauf vertrauen kann, dass der Allmächtige die Arbeit fortsetzt, sollte ich jetzt meinen Teil tun.
    Er war von Lannach wieder ins All entschlüpft und offen zurückgekehrt. Die robotischen Wachsatelliten hatten ihn geortet, ein Offizier in einem Kampfschiff eine Identifikation angefordert, ehe er Freigabe erteilte, und all das auf eine Entfernung vom Planeten, die eine Gründlichkeit belegte, wie man sie auf fünftklassigen Markenwelten nur selten antraf. Ohne Zweifel hatte die Sorge über bevorstehende Rebellion und Infiltration zu einer Verstärkung der Sicherungsmaßnahmen geführt. Ohne die orbitalen Informationen, die Flandry besaß, hätte sich nicht einmal ein technisch ausstaffierteres Raumfahrzeug wie die Hooligan unbemerkt Diomedes so dicht nähern können.
    Das Gesicht des Hafenkapitäns erschien auf dem Bildschirm des Außenkoms. »Willkommen, Sir«, sagte er. »Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie allein kommen? Der imperiale Resident ist von Ihrer Ankunft verständigt worden und bietet Ihnen die Gastfreundschaft seines Hauses für Ihren Aufenthalt bei uns an. Wenn Sie mir sagen würden, wo Ihre Zugangsschleuse ist – offen gesagt habe ich ein Boot wie Ihres noch nie gesehen –, holt Sie in wenigen Minuten ein Wagen ab.«
    Er war ein Autochthone, nach allen Maßstäben ein stattliches Geschöpf. Von der Größe eines kleinen Mannes, stand er auf nach hinten gebogenen Beinen mit krallenbewehrten Füßen. Der braunbepelzte, schlanke Leib lief zu einem breiten Schweif aus, der in einem fleischigen Seitenruder endete. Hände und Arme waren bemerkenswert anthropoid; über der massigen Brust trug ein langer Hals einen runden Kopf – hohe Stirn mit einem Grat, goldene Augen mit Nickhäuten, ein plattnasiges Gesicht mit schwarzer Schnauze, Reißzähne und Schnurrhaaren, die an eine Katze erinnerten, keine äußeren Ohren, aber ein Muskelkamm auf dem Schädel. Aus den Schulterblättern wuchsen die Fledermausflügel, die eine Spannweite von sechs Metern erreichten, aber nun angelegt waren. Er trug einen Gürtel mit einem Beutel, einer Amtsschnur und, jawohl, einem Kruzifix.
    Ich sollte lieber von Anfang an nicht aus der Rolle fallen. »Vielen Dank, mein guter Mann«, erwiderte Flandry in seiner affektiertesten Art. »Aber könnten Sie Ihren Chauffeur wohl anweisen, an Bord zu kommen und mein Gepäck zu tragen? Verteufelt viel Zeugs auf diesen ausgedehnten Abstechern, Sie ahnen es nicht.« Er bemerkte, wie der Kamm sich hob und eine Welle

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