Flandry 6: Schattenwelt
erreichen. Inzwischen könnte die Admiralität auf Terra Nachrichten erhalten, die sie zu Notmaßnahmen veranlasst, ohne mit dem Kaiser Rücksprache zu halten. Das Recht dazu hat sie, und ihre Entscheidungen werden anschließend in einem Untersuchungsausschuss behandelt. Und zu ihr habe ich keine Direktleitung. Wahrscheinlich würde es auch keinen Unterschied ausmachen. Vielleicht richte ich noch nicht einmal bei Hans etwas aus. Ich bin ein einzelner Agent. Man könnte durchaus zu dem Ergebnis kommen, dass ich mich irre.«
Er zwang sich, sie offen anzublicken. »Oder Dennitza könnte tatsächlich explodiert sein und lässt Kaiser und Admiralität keine Wahl«, erklärte er. »Die Merseianer arbeiten ganz gewiss auch auf dieser Straßenseite.«
»Sie hoffen, ich … wir könnten meinen Onkel und die Skuptschina dazu bringen stillzuhalten?«, fragte sie.
»Ja«, sagte Flandry. »Wir sind in einem schnellen Bötchen. Allerdings … wir sind einen Monat unterwegs, und Aycharaych und Co. haben einen großen Vorsprung.«
Der Resident und seine Gemahlin hießen sie in Thursday Landing willkommen. Davon, in den Ländern um das Meer von Achan zu forschen, rieten sie ihr ab. Die Unruhen seien dort besonders schlimm. Sie und ihr merseianischer – pardon, ihr xenosophontischer Begleiter – mieden die wandernden Gemeinschaften am besten ganz. Ob sie unter den sesshaften und seefahrenden Diomedanern nicht hinreichend Daten erheben könnten? Diese seien mit der modernen Zivilisation vertrauter, an den Umgang mit Außerweltlern gewöhnt, und daher ohne Zweifel relevanter für das Problem, das ihre planetare Regierung veranlasst habe, sie nach Diomedes zu entsenden.
Bemüht, ihre Nervosität zu verbergen, hatte sie Commander Maspes und einige rangniedrigere Offiziere des imperialen Nachrichtenkorpsteams kennengelernt, das die Unruhen untersuchte. Der Commander war höflich, aber kurz angebunden. Mit seiner Haltung legte er augenscheinlich das Verhalten der jüngeren Offiziere fest, die sich mit Phrasen und Seitenblicken begnügen mussten. Jawohl, sagte Maspes, es sei allgemein bekannt, dass zum Teil die Menschen für die aufrührerische Agitation und Organisation auf diesem Planeten verantwortlich seien. Die meisten Diomedaner glaubten, es seien Avaloner, die für Ythri arbeiteten. Einige einheimische Rebellen, die gefasst worden seien, hätten im Verhör ausgesagt, die Agenten hätten ihnen gegenüber dies selbst behauptet. Und tatsächlich erleichtere das alatanistische Element die Rekrutierung enorm … Doch wie sollte ein naiver Eingeborener die eine Art von Menschen von der anderen unterscheiden? Vielleicht wurde Ythri nur schlechtgemacht … Beim augenblicklichen Stand der Dinge sollte er wohl nichts weiter sagen. Ob Donna Vymezal eine angenehme Reise gehabt habe? Was gebe es Neues aus der Heimat?
Lagard entschuldigte sich, dass er ihr den Zutritt in einen Flügel der Residenz verweigern müsse. »Ein Angehöriger des Teams, dessen Arbeit vertraulich ist, und … nun, Sie sind eine Zivilistin und gehen ins Hinterland, er ist ein Xeno von auffälligem Äußerem …«
Kossara lächelte. »Ich kann das Luk zuhalten«, sagte sie; »aber da Sie es wünschen, werde ich meine Neugierde zügeln.« Sie dachte kaum noch über die Angelegenheit nach, es gab so viel anderes.
Beim Frühstück begrüßte Flandry sie: »Dobro jutro, Dama.«
Erstaunt fragte sie: »Sie lernen Serbisch?«
»So schnell operante Konditionierung, Elektronik und Medikamente es in mich hineinstopfen können.« Er setzte sich zu ihr an den Tisch. Orangensaft leuchtete über dem Tischtuch. Kaffeeduft hing in der Luft. Er trank rasch. Sie sah ihm an, dass er müde war.
»Ich hatte mich schon gewundert, weshalb Sie so selten hier sind, wenn Sie keine Wache haben«, sagte sie.
»Das ist der Grund.«
Er sah auf die Sterne. Sie musterte ihn. Nach einer Weile, in der sich ihr Puls beschleunigte, sagte sie: »Nein. Ich meine, Sie haben doch keinen Grund, die Sprache zu lernen. Die meisten von uns sprechen Anglisch. Sie brauchen eine Ausflucht, um mir aus dem Weg zu gehen.«
Nun war es an ihm, überrascht zu sein. »Wie? Warum zum Kosmos sollte ich?«
Sie atmete tief durch und spürte, wie Wangen, Kehle und Brustansatz erröteten. »Sie glauben, mir wäre es peinlich, was Sie über mich erfahren haben.«
»Nein …« Er richtete den Blick auf sie. »Ja. Nicht dass ich … Nun, ich versuche natürlich nichts zu erfahren, und bei dem, was ich dennoch
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