Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flandry 6: Schattenwelt

Flandry 6: Schattenwelt

Titel: Flandry 6: Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
Möglichkeit, es zu umgehen. Sie haben den Mord an Trohdwyr beobachtet, er litt furchtbar, und er war Ihr ganzes Leben lang Ihr geliebter Mentor. Der Schmerz wurde nicht aufgehoben, nur weil Ihr Thalamus vorübergehend betäubt war. Da es Ihre stärkste verlorene Erinnerung darstellte und sie ohnehin schon halb ins Bewusstsein vorgedrungen war, trat sie vor allen anderen hervor. Und sie ist noch so isoliert, dass es sich anfühlt, als wäre es gestern geschehen.«
    Sie ließ sich müde zurücksinken. »Ja«, sagte sie. »Vorher war alles verschwommen, auch das. Jetzt … die Gesichter, der ganze Verrat …«
     
    Außer Trohdwyr starb niemand in der Höhle. Der Rest stand einfach da, als lediglich zwei Marineinfanteristen hereinkamen, um sie zu verhaften. »Du hast sie gerufen!«, schrie sie den Mann an, der den Namen Steve Johnson trug, gewiss nicht sein eigener. Er grinste. Trohdwyr sprang vor, versuchte sie zu befreien, ihr eine Chance zu geben, den Abhang hinunterzuhetzen und zu verschwinden. Der Lieutenant schoss ihn mit dem Strahler nieder. Das Leben war unter den roten Monden noch nicht ganz aus seinem zähen alten Leib versickert, als man sie von ihm losriss.
    Danach hörte sie Johnson fragen: »Warum haben Sie den Diener getötet? Warum ihn nicht mitnehmen?«
    Und der Lieutenant antwortete: »Er wäre nur lästig. Wenn die Diomedaner ihn finden, werden sie nicht misstrauisch wegen Ihres Verschwindens. Sie werden annehmen, die Terraner hätten Sie verhaftet. Dadurch dürften die Eingeborenen leichter zu handhaben sein. Wenn wir zum Beispiel wollen, dass einer von den Möchtegernrevolutionären, die Sie kennengelernt haben, in den Untergrund geht, können unsere Kontaktleute sie warnen, sie wären anhand von Daten identifiziert worden, die wir aus euch Gefangenen herausgeholt haben.«
    »Hm … was wird aus uns vieren?«
    »Das wird im Hauptquartier entschieden. Ich vermute, dass Sie versetzt werden. Losjetzt, beeilen wir uns.« Der Lieutenant stieß Kossara mit der Stiefelspitze an, die mit gefesselten Händen an der kalten Höhlenwand lehnte. »Auf die Beine mit dir, Miststück!«
     
    »Sein Tod ereignete sich schon vor vielen Wochen«, sagte Flandry. »Sobald Sie weitere Erinnerungen zurückbekommen haben, werden Sie es sehen und in der richtigen Perspektive empfinden – einschließlich des zeitlichen Aspekts. Sie werden Ihre Trauer geleistet haben – was tief in Ihnen schon geschehen ist, und Sie sind zu gesund, um ewig zu trauern.«
    »Ich werde ihn immer vermissen«, wisperte sie.
    Flandry sah eigene Gespenster vor sich. »Ja, ich weiß.«
    Sie richtete sich auf. Er sah, wie ihr Gesicht sich verhärtete, wie die Knochen dem Fleisch Kraft verliehen. Die blaugrünen Augen verwandelten sich in Eis. »Sir Dominic, mit Snell sind Sie richtig verfahren. Niemand in dieser Bande hatte – hat – es verdient weiterzuleben.«
    »Na ja, wir sind im Krieg, sie und wir, und weil er nie erklärt wurde, ist er umso schmutziger«, entgegnete er vorsichtig. »Sie und ich müssen nach Kräften versuchen, die Krankheit von Ihrem Planeten fernzuhalten. Oder um die Metapher fortzuschreiben, wir müssen, wenn er schon infiziert ist, genügend Antibiotikum heranschaffen, eher er in hohes Fieber fällt und die Krämpfe beginnen.«
    Sein brutaler Pragmatismus zeigte die Wirkung, auf die er gehofft hatte, und riss sie aus Sorge und Zorn. »Was haben Sie geplant?« Die Frage kam schon ein wenig in dem forschen Tonfall, der normalerweise typisch für sie war.
    »Ehe wir Diomedes verließen«, sagte er, »habe ich Lagards Außenstelle auf Lannach kontaktiert, ihm eine verschlüsselte Nachricht gesendet, die er aufzeichnen sollte, und ihm meine Ermächtigung vorgelegt, auf der Stelle einen Kurier in Marsch zu setzen. Die Nachricht ist direkt an den Kaiser gerichtet. Der Kode wird dafür sorgen, dass sie den Dienstweg durchlaufen soll. Unter dem Strich lautet sie: ›Ganz gleich, was Sie hören, wahren Sie sich im Falle Dennitzas größte Zurückhaltung, bis ich vollständige Informationen besitze‹, gefolgt von einer Zusammenfassung von allem, was ich bisher erfahren konnte.«
    In ihrer Erschöpfung begann sie leicht zu leuchten. »Das ist ja wundervoll.«
    »M-m-m, nicht ganz, fürchte ich.« Flandry ließ sich die Kehle vom Telloch versengen. »Vergessen Sie nicht, im Augenblick schlägt Seine Majestät die Barbaren an der spicanischen Front nieder. Er wird viel unterwegs sein. Der Kurier könnte ihn eine ganze Weile nicht

Weitere Kostenlose Bücher