Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flandry 6: Schattenwelt

Flandry 6: Schattenwelt

Titel: Flandry 6: Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
terrestroid, passten sich die Organismen an, während sie sich in einer Vielzahl von Umwelten entwickelten.
    Damit besaßen sie gute Voraussetzungen, als die Katastrophe hereinbrach. Vor weniger als einer Million Jahren kollidierte ein Schauer von Riesenmeteoren mit dem Planeten, oder vielleicht zerbarst auch ein Asteroid in der Atmosphäre. Durch gewaltige Kräfte über den gesamten Globus verteilt, schlugen die Boliden in trockenem Land auf – das von dem Aufprall, den Druckwellen, der Strahlung und dem Feuer, das daraufhin folgte, verwüstet wurde – und warfen Staub in die Atmosphäre, der jahrelang die Sonne verdunkelte. Die Einschläge in die Ozeane hatten noch schwerere Folgen. Die Tsunamis, die sie hervorriefen, vernichteten so gut wie jede Küste des Planeten; das Leben kehrte bald zurück, aber die Tausende Kubikkilometer Wasser, die dabei verdampften, schufen eine Wolkendecke, die jahrtausendelang nicht aufbrach. Das Energiegleichgewicht verschob sich. An den Polen bildeten sich Eiskappen, wuchsen an und gebaren Gletscher, die die halbe Strecke zum Äquator zurücklegten. Spezies, Genera, Familien starben aus; in den Fossilschichten fanden sich Hinweise, dass unter ihnen Wesen gewesen waren, die gerade begonnen hatten, Werkzeuge zu benutzen. Neue Arten entstanden, in den gemäßigten Breiten winterfest, verzweifelt aggressiv in den Tropen.
    Dann klärte sich der Himmel nach und nach, die Sonne schien wieder hell, die Gletscher schmolzen. Der Rückzug des Eises, den der Mensch antraf, als er sechshundert Jahre später den Planeten erreichte, war eine stürmische Flucht. Der Große Frühling brachte sein eigenes Leid mit sich, Stürme und Überschwemmungen, massenhaftes Aussterben von Arten und Wanderungen, die ganze Ökologien vernichteten. Während ihres eigenen kurzen Lebens hatte Kossara mit angesehen, wie Küstenstädte einem stetig steigenden Meer überlassen werden mussten.
    Das Land ihrer Geburt lag nicht sehr weit binnenwärts, auch wenn es vor Nordwind und Ostwasser geschützt war – der Kazan, der Kessel, der große Astroblem auf dem Kontinent Rodna, eine Schale, die mit Wäldern, Ackerland und Flüssen gefüllt war, in der Mitte der Stoyansee und die Hauptstadt Zorkagrad. Ihr Vater war Woiwode der Provinz Dubina Dolyina, benannt nach der Schlucht, die der Fluss Ljubisha auf seinem Weg vom sterbenden Schnee nach Süden durch den Ringwall geschnitten hatte. Dort wuchs sie als Tochter eines Herrschers auf, der dem Volk nahestand, über das er regierte, als Kind der Wildnis, das oft in die Stadt kam und die Sterne sowohl als andere Sonnen wie als elfische Freunde kannte, die ihr in der Dunkelheit den Heimweg wiesen …
    Flandry nahm ihren Arm. »Kommt, meine Dame«, sagte er. »Setzt Euch. Heut Abend wollen wir nicht essen, sondern dinieren.«
    Nach einer Weile erwähnte Eonan eine Person in der Berggemeinde Salmenbrok, die Kossara nützliche Nachrichten geben könne. Wenn sie es wünschte, werde er sie und Trohdwyr auf seinem Gravschlitten – in diesen Lüften traue er ihrem Flugcamper nicht – dorthin bringen und vorstellen. Mehr wollte er nicht sagen. Eifrig nahmen sie den Vorschlag an.
    Unterwegs änderte er den Kurs. »Ich sprach von jemandem in Salmenbrok, weil ich Angst vor Lauschern hatte«, erklärte er. »Tatsächlich sind es vier in einer Höhle, die wir besuchen werden. Ich habe sie nach euch befragt, und sie werden euch als Gäste aufnehmen, während ihr gegenseitig eure Absichten erkunden könnt.«
    Kossara überlegte voll Unbehagen, dass sie und ihr Begleiter ohne Luftfahrzeug zurückblieben, sobald der Diomedaner sich auf den Rückweg machte, denn sie hatten keine Gravgürtel dabei. Der Ychan gelangte zu der gleichen Erkenntnis und knurrte. Kossara nahm ihren Mut zusammen, bedeutete Trohdwyr zu schweigen und sagte: »Gut.«
    Die beiden Männer und die beiden Frauen, die sie kennenlernte, waren nicht von Kossaras Art. Die Rassenmerkmale, die Sprechweise, das Gebaren, sogar ihr Gang verrieten es. Eonan sprach leidenschaftlich mit ihr und ihnen, als wären es tatsächlich Dennitzaner, die gekommen waren, um die Befreiung seines Volkes vorzubereiten. Fröstelnd und angespannt ertrug sie die Situation, redete wenig und widersprach gar nicht, bis er aufbrach. Dann fuhr sie zu den vieren herum und schrie: »Was geht hier vor?« Ihre Hand ruhte am Gürtel auf ihrer Waffe. Trohdwyr ragte drohend neben ihr auf, bereit, mit Pistole, Messer Schweif und Fußklauen anzugreifen, sollte man

Weitere Kostenlose Bücher