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Flandry 6: Schattenwelt

Flandry 6: Schattenwelt

Titel: Flandry 6: Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Informationen, die zu seiner Festnahme führen, ist eine Belohnung von zehntausend Golddinars ausgesetzt. Für die Festnahme, tot oder lebendig, ist eine Belohnung von fünfzigtausend …«
    Kossara stieß zischend die Luft zwischen den Zähnen aus. Flandry saß mehrere Minuten lang reglos da, dann sagte er steinern: »Also doch. Jemand hat aus irgendeinem Grund Chives erkannt. Folglich war ich in der Nähe, und du mit größter Wahrscheinlichkeit ebenfalls. Das hieß – jeder Kontakt zwischen deiner Familie und dem Gospodar … jawohl.«
    Kossara begann wieder zu weinen vor Trauer und vor Wut.
    Doch am Ende war sie es, die den Kopf hob und heiser, aber ruhig sagte: »Ich habe überlegt, wohin wir gehen könnten, Dominic, und was wir versuchen sollten.«

 
XVI
     
    Wolken und ein lautstarker, schneidender Wind wehten über den Ozean heran. Der Morgen an der Obala, der Ostküste von Rodna, war winterlich. Der Himmel hatte die Farbe von Blei, das Meer die Farbe von Eisen und Rotguss. Doch weder Himmel noch See waren ruhig. Unter der Wolkendecke flogen dünne Rauchfahnen dahin, ineinander verflochten wie Seetang; mit einem Donner wie von Kanoneneinschlägen prallte die Brandung auf Riffe und Strand.
    Alle Boote aus Nanteiwon lagen vor Anker. Ihre großen, soliden Rümpfe waren entweder hinter der Mole oder am Kai vertäut. Über den Dünen stand geduckt das Fischerdorf. Jedes Haus war so lang und breit, wie eine Ychani-Familie es brauchte; mit ihrem schwarz geteerten Balkenwerk den geschnitzten und mit bunten Symbolen der Ahnen bemalten Pfeilern, die das Verandadach trugen, und den blau wachsenden Grasdächern, die von Kabeln sturmfest gemacht wurden, erweckten sie einen geräumigen, widerstandsfähigen Eindruck. Zahlreich waren die Häuser jedoch nicht. Hinter ihnen erstreckte sich das Flachland, das die Bewohner bestellten, braune abgeerntete Felder. An den Straßen standen Bäume, die im Wind schwankten, und am Horizont ließ eine undeutlich dunkle Masse den Ringwall des Kazans erahnen. Die Luft roch nach Salz und Ferne.
    Im Hause Ywodhs gab es Wärme, das Sonnenlicht imitierende Leuchtstofflampen, Moschusduft von Körpern, knurrende Laute, die das Pfeifen vor den Fenstern übertönten. Etwa vierzig Männer drängten sich zwischen den freskenbemalten Wänden des Gemeinschaftsraums, während noch mehr im Gebäude umhergingen. Sie trugen ihre gewöhnliche Tracht, bunte Tuniken auf den sehnigen grünen Leibern, die von einem Gürtel gehalten wurden, an dem das Messer mit dem Schlagringgriff hing. Der Anlass indessen war außergewöhnlich. Auf Füße und Schweife gehockt, die Muskeln angespannt, starrten sie die drei Personen auf dem Ehrenpodest an.
    Zwei davon waren Menschen. Eine kannten sie alle gut, es war Kossara Vymezal. Sie pflegte mit Trohdwyr hierherzukommen, dem Bruder Khwents, Yffals und Qythwys, der ertrunken war … Wie erschöpft sie wirkte. Der andere war ein hochgewachsener Mann mit einem Schnurrbart, graumeliertem braunem Haar und Augen von der gleichen Farbe wie der Himmel an diesem Morgen.
    Ywodh, Hand der Vach Anochrin, Siedlerkapitän von Nanteiwon, hob die Arme. »Ruhe!«, rief er. »Hört zu.« Als sein Wunsch erfüllt war, schob er den schmalen, narbigen Kopf vor und sagte:
    »Ihr habt nun gehört, welche Gräuel begangen und welche Lügen verkündet wurden. Zwischen Sonnenuntergang, als ich Euch bat, heute an Land zu bleiben, und unserer Versammlung hier habe ich die Obala hinauf- und hinuntertelefoniert. Nicht ein Ychani-Häuptling hat uns die Hilfe verweigert. Wir alle wissen, was die merseianische Herrschaft uns brächte.
    Bedenken wir auch, wie hoffnungsleer eine Rebellion zur Bekämpfung der Rebellion wäre. Wir besitzen Boote, zivile Flugwagen und Jagdwaffen; eine Revolutionsregierung hätte Militärflieger und gepanzerte Bodenfahrzeuge, Raumschiffe, Raketen, Energiewaffen, Kampfgase und Abwehrschilde. Die Verschwörer haben uns ignoriert, teils weil sie davon ausgehen, dass für uns eine menschliche Regierung so gut ist wie eine andere und wir die Merseianer willkommen heißen würden – was nicht stimmt –, aber hauptsächlich, weil sie uns als nahezu machtlos gegen ihre Truppen ansehen – und das ist leider wahr.
    Können wir etwas ausrichten? Diese beiden Menschen haben es mich glauben gemacht. Die Rebellion lässt sich vereiteln. Dennoch haben wir einen Peitschenfisch im Netz. Wir müssen genauso sorgsam wie mutig vorgehen.
    Für die meisten von uns war das, was jüngst in

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