Flandry 7: Am Ende des Weges
öffnete die grünen Augen, während sie den Kopf zurücklegte. »Oh, mir geht es prächtig«, sagte sie mit schwacher Stimme.
»Sie … wird sie …«
Banner nickte. »Ja. Sie versteht kaum, worum es geht. Wie könnte sie auch? Aber dennoch wird sie treu ihrer Eidesschwester glauben, dass es getan werden muss, ehe ihr Land gerettet werden kann.« Ein Seufzen. »Wenn es nur wahr ist.«
Er hätte versucht, sie zu trösten, aber die Zeit trieb ihn an. »Sollen wir sie zum Gungnor fliegen lassen?«
»Nein.« Banners Selbstbeherrschung kehrte rasch zurück. Sie richtete sich auf; ihr Tonfall wurde lebhafter. »Das hätte keinen Sinn. Es wäre sogar kontraproduktiv. Das Beste wäre, wenn sie über Land reist und zu beiden Seiten Boten aussendet, um andere Anführer zu fragen, ob sie unterwegs zu ihr stoßen könnten. Sie muss sie überzeugen, sich sowohl der Idee als auch ihr als Person anzuschließen, verstehst du? Andernfalls kommt sie als eine Einzelperson an dem Vulkan an, die bestenfalls für ihre eigene Familie sprechen kann. Wenn sie hingegen eine Delegation anführt, die ganz Kulembarach vertritt und dazu vielleicht noch einen oder zwei Nachbarklane – verstehst du?«
Flandry runzelte die Stirn. »Wie lange wird das dauern?«
»Hm-m … drei oder vier terranische Tage, würde ich sagen. Sie ist nicht allzu weit von dem Vulkan entfernt, und wenn sie wollen, kommen Ramnuaner sehr schnell voran.«
Flandry schnalzte mit der Zunge. »Das wird moleküldünn. Sehr viel mehr Vorsprung vor dem Großherzog haben wir nicht. Wenn wir einberechnen, dass er kurz auf Hermes verweilt und überlegt, was er tun muss, eine Expedition zusammenzieht …«
»Daran lässt sich nichts ändern, Lieber.« Banner erhob sich. »Ich werde Yewwl selbstverständlich genau überwachen und sie drängen, sich zu beeilen. Außerdem haben, wie du weißt, einige meiner jüngeren Kollegen ähnliche Verbindungen wie ich zu anderen Individuen, die über ein weites Gebiet verteilt leben. Keine davon ist auch nur annähernd so eng wie meine Beziehung zu Yewwl, aber wir können Kontakt aufnehmen; wir können darum bitten, dass sie die Botschaft verbreiten und sich wenn möglich zu Yewwl gesellen. Wir können zwar kaum erklären, wieso es sein muss, weder den Kollegen noch den Ramnuanern, aber ich glaube, etliche von ihnen erfüllen uns die Bitte entweder aus Neugierde oder aus Freundschaft. Das müsste eine Unterstützung bedeuten.«
»Na, du bist die Expertin«, willigte Flandry widerstrebend ein. »Was meine Betätigung in der Zwischenzeit anbetrifft, so war ich von jeher ein Meister in der Kunst des Däumchendrehens.«
Sie lachte stillvergnügt in sich hinein. »Wenn ich dich richtig einschätze, findest du schon Beschäftigung, studierst Karten und Datenbänke, unterhältst dich mit Leuten, ersinnst Ausweichpläne. Und … wir wollen schließlich auch ein bisschen Zeit für uns selbst, oder?«
Lachend zog er sie an sich. Die letzte Nachtwache war nicht spektakulär gewesen, aber auf vielfältige Weise gut, während die Zuneigung sich durch Intimität vertiefte. Für das Spektakuläre war er sowieso schon ein bisschen alt.
VIII
Yewwl reiste vom Haus am Roah-See in Gesellschaft nordwärts, wie es einer hochrangigen Klansherrin geziemte, die sich mit ihresgleichen auf dem Vulkan treffen wollte. Mit einigen ihrer Gefolgsleute hatte Yewwl ihren ältesten Sohn besucht – er und seine Schwester waren ihre letzten überlebenden Nachkommen. Sie sprachen darüber, ihr Weideland zusammenzulegen, nachdem Yewwls Mann und die jüngeren Kinder tot waren. Er ritt an ihrer Seite mit, gefolgt von einem halben Dutzend seiner Leute. Während seiner Abwesenheit konnte seine Frau den Hof führen … vielleicht sogar besser, als wenn er da ist, dachte Yewwl bissig, denn Skogda war äußerst impulsiv.
Ehe sie aufbrachen, entsandten sie Kuriere zu Gehöften, die nicht allzu weit entfernt lagen. Diese reisten zu Fuß oder glitten, wenn möglich, schneller als Onsaren. Yewwls Gruppe war beritten, denn es hatte keinen Sinn einzutreffen, ehe die Versammlung vollständig war. Außerdem förderte diese Art zu reisen ihre Würde, die sie an ihrem Ziel bräuchte, denn viele Sucher der Weisheit standen ihr feindselig gegenüber. Die Route legte sie so, dass sie noch an weiteren Häusern vorbeikam, wo sie die Oberhäupter aufforderte, sie zu begleiten. Alle folgten ihrem Ersuchen. Diese Zwischenstopps waren kurz, und weitere legten sie nicht ein, daher kamen sie
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