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Flandry 7: Am Ende des Weges

Flandry 7: Am Ende des Weges

Titel: Flandry 7: Am Ende des Weges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Sie waren jedoch kürzer und hatten spitze, gelbe Nägel. Die gesamte Hand war sehr muskulös und von lohfarbenem Fell bedeckt.
    Yewwl war in einem Gebäude, zweifellos einem Wohnhaus, das einer Familie ihres Klans gehörte. Die Einrichtung war einfach, aber hübsch. Auf einer Couch in Sichtweite saßen zwei Eingeborene, die mit Yewwl verwandt sein mussten, ein Mann und eine Frau. Trotz aller Bilder, die Flandry während der Herreise studiert hatte, konzentrierte er seine gesamte Aufmerksamkeit auf sie.
    Beide waren sie Zweibeiner, die aufgerichtet etwas mehr als einen Meter hoch wären. Die extreme Stämmigkeit hätte grotesk anmuten können, wäre es nicht eindeutig gewesen, dass erst dieser Körperbau ihnen ermöglichte, sich mit solcher Anmut zu bewegen. Die Füße hatten vier krallenbewehrte Zehen und erschienen im Verhältnis recht groß. Der Unterleib war nahezu starr, um dem Ramnuaner Halt zu verleihen, und der hohe Beckengürtel zwang ihn, in die Hocke zu gehen, um etwas vom Boden aufzunehmen, während er es unmöglich machte, sich vornüber zu beugen – was auf Ramnu keine gute Idee gewesen wäre. Aus diesem Grund mussten die Nachkommen nach kurzer Schwangerschaft winzig geboren werden; sowohl Männer als auch Frauen hatten Beutel am Bauch, um einen Säugling zu schützen, bis er sich weiterentwickelt hatte. Diese Beutel und auch die Genitalien bekam Flandry nicht zu Gesicht, denn die Wesen waren angekleidet: Ihre Gewänder erinnerten entfernt an Krankenhaushemden und bedeckten nur die Vorderseite, was recht praktisch war, wenn man auf dem Rücken Schwingen trug. Ramnuaner waren am ganzen Leib bepelzt, ausgenommen nur die Fußsohlen und die Innenseiten der Hände.
    Der Kopf war rund. Das Gesicht konnte man entweder als stumpfschnauzig oder breitnasig und prognath bezeichnen; der Kiefer war schwer und hatte ein Kinn, die Stirn sprang hochmütig vor. Der Mund war breit und hatte dünne Lippen, um damit Blut und Säfte zu saugen und die Säuglinge zu füttern; gelbe Reißzähne verrieten den allerdings nicht obligatorischen Fleischfresser. Die zugespitzten und beweglichen Ohren saßen weit oben am Schädel. Die Augen waren schön: Sie waren groß und hatten goldene, variable Pupillen, die sich der Nacht anpassen konnten. Das gesamte Aussehen erinnerte Flandry – wenigstens ein bisschen – an einen terranischen Luchs.
    Aus dem Rücken, unter den Schultern, sprangen die Strecker hervor. Die Frau hatte die ihren nach vorn gelegt, sodass sie eine Art Mantel bildeten; vielleicht war ihr in dieser einbrechenden Eiszeit kalt. Der Mann hatte seine Strecker als Reaktion auf Banner ausgebreitet, als machte er sich zu einem Gleitflug bereit. Aus seinem Nacken streckten sich zu beiden Seiten dünn bepelzt die Membranen der Flügel auf nahezu einen Meter bis an die Enden der Strecker und von dort halbkreisförmig zu den Hinterbacken. Flandry wusste, dass sie oberhalb des Rückgrats verankert waren. Es handelte sich nicht um einfache Hautlappen, sondern um gefäßreiches Muskelgewebe, deren Nervenenden einen großen Teil zu den sensorischen Eindrücken der Ramnuaner beitrugen. Mit komplexen Bewegungen und Haltungen ermöglichten sie eine reiche Körpersprache, die von Menschen niemals wirklich ganz gedeutet werden könnte.
    Während Flandry zusah, entspannte der Mann sich und senkte die Strecker, bis ihm die Flügel in Falten am Rücken hinunterhingen, und setzte sich wachsam nieder. Wahrscheinlich hatte Yewwl ihren Gefährten mitgeteilt, was vor sich ging.
    Flandry warf einen Blick in Banners Gesicht. Es war von der Verzweiflung der Stunde angespannt, aber zugleich sehr konzentriert; ihn nahm sie nicht mehr wahr. Wenn sie innehielt, um zuzuhören, hörte sie es allein.
    Das Bild auf dem Schirm verschob sich ruckhaft, dann änderte es sich, wieder und wieder. Yewwl war aufgesprungen und schritt auf und ab – nach allem, was Flandry sagen konnte, fluchte oder schimpfte sie vielleicht. Die Botschaft, die sie gehört hatte, bedeutete einen Schock für sie.
    Flandry und Banner hatten sie gemeinsam zurechtgelegt, aber nun konnte er nur raten, wie die Dinge liefen. Worum Banner bat, musste für Yewwl Furcht erregend sein.
    Am Ende, nachdem Banner die Verbindung gelöst und den Bildschirm abgeschaltet hatte, sackte sie mit geschlossenen Augen zusammen. Sie atmete schwer und zitterte. Schweiß stand ihr auf dem blassen Gesicht.
    Flandry nahm ihre Wangen zwischen die Hände. »Wie geht es dir?«, fragte er leicht besorgt.
    Sie

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