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Flandry 8: Agentin des Imperiums

Flandry 8: Agentin des Imperiums

Titel: Flandry 8: Agentin des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Kontakt zu den Terranern gepflegt, und das kaiserliche Missionshauptquartier stand auf einem Felsenkamm im Westen. Niedrig und in Pastellfarben wirkte das Gebäude der grauen Steinmasse auf einer Hügelkuppe untergeordnet, der Burg der Schwesternschaft. Targovi wusste genau, wie sehr dies nur eine Illusion war.
    Dennoch hatte Toborkozan sich verwurzelt und war gediehen; wenn es sein musste, konnte es ohne weitere Hilfe überleben. Häuser – aus Holz errichtet, oft mit geschnitzten Totems auf dem Dach – reihten sich an den kopfsteingepflasterten Straßen. Die Seeschiffe im Hafen bestanden fast ausschließlich aus Holz, archaische Windjammer, denn sie hatten die Schiffbauer auf sich allein gestellt fertigen können, ohne terranische Hilfe; die meisten besaßen jedoch Hilfsmotoren. Dazu kamen einige Luftkissenfahrzeuge von recht moderner Konstruktion. Ein Ferrobetonfeld auf einer Landzunge bot nicht nur Flugwagen Landemöglichkeiten, sondern auch Gleitern und propellergetriebenen Flügelbooten, die einige Tigerys selbstständig konstruiert hatten.
    Targovi, der Privilegien besaß, setzte mit seinem Flugwagen im Burghof auf und stieg aus. Wachposten hoben zur Ehrenbezeigung ihre traditionellen Hellebarden. Sie trugen auch Feuerwaffen, denn die Auswanderung hatte nicht alle Fehden beendet oder verhindert, dass neue ausbrachen, ganz zu schweigen von Gesetzlosigkeit, und es war besser, selbst auf sich aufzupassen, als sich auf die Terraner zu verlassen. Targovi erfuhr, dass seine Mutter in ihrer Wohnung weilte, und ging rasch nach oben.
    Dragoika wohnte hoch im Gaarnokh-Turm. Gaarnokhs waren eine Spezies, die auf Imhotep nicht hatte eingeführt werden können, aber die Erinnerung an ihre gehörnte Großartigkeit blieb wach. Dragoika stand in einem Zimmer, dessen Boden aus Schiefer bestand und dessen Wände aus Granit waren. Wandteppiche nahmen dem Raum ein wenig von seiner Schroffheit. Die Bücher und der Muschelkelch stammten von Starkad. Der Rest – ein Bronzekandelaber, Gegenstände aus Silber und Glas, der massige Tisch, die Couchen, deren Linien an ein Schiff erinnerten – war auf Imhotep angefertigt worden. Die Frachtkapazität zwischen den Sonnen war arg begrenzt gewesen; erheblich schwerere Entscheidungen hatten getroffen werden müssen, als die Werke einer ganzen Weltgeschichte zurückzulassen. Dragoika blickte aus einem Spitzbogenfenster in die salzige Brise und die Brandung auf den Riffen jenseits der Bai.
    »Grüße, Mutter und Häuptling«, sagte Targovi.
    Dragoika wandte sich um, trat näher und nahm ihn bei den Händen. Obwohl die Frauenmähne, die ihren Rücken hinunterlief, schon grau meliert war, bewegte sie sich leichtfüßig. Die üppigen weiblichen Kurven waren schlank geworden, doch ihre Brüste standen stolz hervor. Gewiss, es handelte sich nicht um schmückendes Fettgewebe wie bei den Menschen, sondern um Organe mit Muskeln und Gefäßen, aus denen ihre Säuglinge nicht Milch, sondern Blut getrunken hatten. Targovi hatte terranische Spekulationen gelesen, dass die Notwendigkeit, ein hohes Blutaufkommen zu unterhalten, ihr Geschlecht mit größerer Tatkraft beschenkt hatte, welche zu ihrer Dominanz in den meisten Kulturen der Tigerys führte. Seine Zweifel daran minderten den Respekt, den er vor ihr empfand, in keiner Weise, die wichtig gewesen wäre.
    »Willkommen daheim, jüngster Sohn«, sagte sie. »Wie war deine Fahrt?«
    »Gegen einen Wind, der nach Bösem stank«, erwiderte er. »Wie geht es dem Volk?«
    »Gut genug … bislang. Du bist jedoch früher zurück als gewohnt. Aber diesmal doch nicht für ewig?«
    »Nein. Das geht nicht. Ich sage dir, in dem Wind, den ich auf Daidalos witterte, lag der Tod. Ich muss zurückkehren.«
    Sie ließ die Fühler sinken. »Immer gehst du fort – eines Tages, wenn du so lange lebst, ohne dass ich davon weiß. Überkühn bist du, mein Sohn.«
    »Nicht kühner als du, Mutter, als du ein Schiff auf dem Zleto war befehligt hast und die Vaz-Siravo bewaffnet aus den Tiefen stiegen.«
    »Aber du bist ein Mann.« Dragoika seufzte. »Das terranische Beispiel? Treibt es dich, alles zu tun, was eine Frau tun kann, gleich den Menschenfrauen, die, wie man hört, sich einst bemüßigt fühlten, den Männern nachzueifern? Ich hoffte, du schenktest mir Enkel.«
    »Nun, die sollst du haben. Suche mir nur eine Frau, die sich damit zufriedengibt, dass ich oft fort bin.«
    »Oder immer fort, wie er, der deine Freundin Diana zeugte?« Dragoikas Stimmung hellte sich auf.

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