Flandry 8: Agentin des Imperiums
Sie sagte zum Abschied: »Lange wird es dauern, ehe viele Vaz-Toborko wie du auf Daidalos gefunden werden, geschweige denn auf den Welten zwischen den Sternen. Wie gefällt dir dein Zölibat?«
»Nicht sehr. Es sei ein Maß meiner Empfindung für dich, Mutter, dass ich hierherkam, ehe ich die Hafenhexen aufsuche. Doch wenn das der Preis ist, den ich entrichten muss … Nichts kann man so weit hinter sich lassen und doch so rasch wieder aufholen.«
Sie pfiff erheitert. »Nun, dann, du Taugenichts, lass uns rauchen, und dann reden wir.« Sie musterte ihn eingehend. »Nicht Sohnesfürsorge war es, die dich zuerst zu mir geführt hat. Du willst etwas von mir erbitten.«
»Das ist richtig«, gab er zu. Die Erregung pulsierte in ihm. Dragoika hatte Ohren auf der ganzen Welt. Wenn jemand ihm weiterhelfen konnte, dann sie.
Der Wind blies langsam, aber kräftig. Er füllte die oberen Rahsegel, die niedrigeren Stagsegel und die Klüver, von denen die Feuerfisch südostwärts getrieben wurde. Die Wellen rauschten, donnerten und schleuderten bittere Gischt von ihren Kronen; ihre Rücken schimmerten grün, ihre Täler dunkelpurpurn. Dem Kielwasser folgend, schwebte ein Schwarm Flugschlangen über der See.
Plötzlich rief der Ausguck. Matrosen eilten an die Reling oder enterten in die Takelage auf, um zu sehen. Kapitänin Latazhanda blieb ruhig. Sie hatte die Meldung über Funk erhalten und Richtungsanweisungen erteilt.
Der Flugwagen senkte sich herab, fuhr Schwimmer aus und wollte längsseits gehen. Obwohl Targovi vorsichtig manövrierte, wäre er beinahe gekentert. Unter der herrschenden Schwerkraft bewegten sich die Wellen schnell und kraftvoll. Sein zweiter Versuch hatte Erfolg. Er lehnte sich aus der geöffneten Tür, machte die Schleppleine fest, die man ihm zuwarf, und ließ sein Fahrzeug nach achtern abfallen. Er flog mit einem Gravrepulsor an Bord.
Außer der Besatzung standen auch die Passagiere an Deck, um ihn zu empfangen. Targovi schob die Ehrfurcht beiseite, als er zum ersten Mal einen Wodeniten mit eigenen Augen sah, und wandte sich Diana Crowfeather zu. Sie sprang über die Planken herbei und warf sich in seine Arme.
»Targovi, du Schurke, das ist ja wunderbar!«, plapperte sie. »Was machst du denn hier?« Die Sorge überkam sie. Diana trat zurück, die Hände noch immer auf seinen Schultern, und musterte ihn durch den Vitrylhelm um ihren Kopf. Von ihm und der Pumpe abgesehen trug sie nur wenig. Imhotep hatte eine weite Umlaufbahn, doch in seiner Atmosphäre wirkte ein Treibhauseffekt, der noch auf Meereshöhe spürbar war. »Stimmt etwas nicht?«
»Ja und nein«, antwortete Targovi in seiner Sprache, die Diana verstand, der Wodenit anscheinend aber nicht. »Ich würde gern mit dir allein sprechen, kleine Freundin.« Er schnurrte. »Keine Furcht. Ich, der Händler, habe vor, dir im Tausch gegen dieses dein Abenteuer ein größeres zu geben, und ein wilderes obendrein.«
»Oh, aber ich habe Axor versprochen …«
»Er wird dabei sein. Ich zähle auf dich, dass du ihn überzeugst. Aber lass mich zunächst meine Aufwartungen machen.«
Nachdem er vor Latazhanda salutiert hatte, erklärte er, dass er eine dringende Nachricht befördere. Sie und ihre Besatzung waren von einem rauen Schlag, aber sie besaßen die Manieren, sich nicht zu erkundigen, worin sie bestehe. »Ich würde annehmen, Ihr wisst, wohin wir unterwegs sind«, bemerkte sie. »Die Steuerbord- und Backbord-Inseln, wo dieses verrückte Pärchen einen Blick auf etwas werfen will, das vielleicht eine Ruine ist, zurückgelassen von den Feen der alten Tage.« Sie lachte rumpelnd. »Sie zahlen gut für die Charter.«
»Leider kann ich nicht umhin, sie Euch fortzunehmen. Ich entschädige Euch jedoch für Euren Verlust, gnädige Dame. Ein Viertel des Fahrpreises.« Während er sprach, verzog Targovi gequält das Gesicht. Das Geld müsste er aus eigener Tasche bezahlen, und ob das Korps diese Spesenrechnung jemals anerkennen würde, stand keineswegs fest.
»Ein Viertel!«, heulte Latazhanda auf. »Seid Ihr etwa noch verrückter als die beiden? Ich habe eine lukrative Fracht abgelehnt, um diese Reise zu machen. Mindestens dreiviertel.«
»Nun, ein so bezauberndes Kätzchen wie Ihr wird doch ständig Angebote hitziger Agenten erhalten.« Viele Frachtaufträge, Vermittlungen und andere Küstengeschäfte waren in männlicher Hand. »Wie ich sie beneide. Eure Reize veranlassen mich, Euch mit einem Drittel des Fahrgelds zu belohnen, das Euch
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