Flandry 8: Agentin des Imperiums
Teil darauf, sich diese Schwierigkeit gegen den Gegner zunutze zu machen.
»Hat unsere Botschaft auf Terra ihre Instruktionen erhalten?«, erkundigte sich Alwis Langschweif.
»Noch nicht«, antwortete Tachwyr. »Zunächst möchte ich, dass diese Runde über meinen Entwurf des Schreibens berät. Ihr alle könnt Vorschläge machen, und auf jeden Fall solltet Ihr wissen, was darin steht.«
»Besteht ein Grund, weshalb die Anweisungen spezifisch sein müssen?«
»Nein, in dieser Hinsicht hat sich nichts geändert. Wir müssen darauf vertrauen, dass Chwioch sein Tun an die Situation anpasst, wie sie sich entwickelt.« Dieses Vertrauen war nicht fehl am Platze. Chwioch trug zwar seit seiner Jugend den Beinamen »der Geck«, doch selbst da war er schon der Vogt von Dhangodhan gewesen, und im Augenblick hätte »der Verschlagene« besser zu ihm gepasst – nur dass er es vorzog, wenn die Terraner ihn unterschätzten. Er würde einen Vorwand finden – nein, ihn schaffen –, um die Verhandlungen über den Nichtangriffspakt abzubrechen, die er so geschickt in die Länge gezogen hatte. Damit würde er die Bestürzung von Adligen, reichen Bürgerlichen und Intellektuellen im ganzen Imperium wecken, die im Gegenzug nach einer »neuen Politik« schreien würden, die in eine behaglichere Richtung wies.
Währenddessen würde Chwioch bei jeder Gelegenheit, die sich ihm bot oder die er herbeiführen konnte, betonen, dass ohne solch einen Pakt Zwischenfälle, die zu bewaffneten Auseinandersetzungen führten, unausweichlich seien. Wenn ein einziges Großkampfschiff Waffen trage, die ausreichten, um einen ganzen Planeten zu verwüsten, und das Imperium nicht vor der eigenen Haustür Ordnung schaffen könne, so sei. Merseia verpflichtet, die umstrittenen Regionen zu sichern. Das erfordere manchmal Verfolgungsjagden, die in vom Imperium beanspruchte Raumgebiete führten. Offensichtlich bedaure das Roidhunat jeden solchen Zwischenfall und stehe neuen Bemühungen, einen andauernden Frieden zu schaffen, offen gegenüber, sobald die terranische Regierung verhandlungsfähig wäre.
Doch die terranische Regierung würde für einen Zeitraum, der sich durchaus zu Jahren dehnen konnte, mit etwas anderem beschäftigt sein …
»Wann geben wir Großalarm für die Flotte?«, fragte Gwynafon von Hellwasser.
»Vielleicht nie«, erwiderte Tachwyr. »Auf keinen Fall bald, es sei denn, ein unvorhergesehener Fall tritt ein. Schließlich wird die terranische Botschaft auf unserer Welt melden, was sie beobachtet. Die Kommandeure ausgewählter Einheiten sind schon aktionsbereit. Wir sollten sie jedoch nicht allzu impulsiv einsetzen. Es wäre besser, wenn die Ereignisse sich eine Weile ruhig entwickeln.«
Die Frage war lächerlich gewesen, da die gesamte Strategie immer wieder intensiv diskutiert worden war. Dennoch, Gwynafon war neu im Rat – und nicht sonderlich intelligent, aber ein Neffe des Roidhuns … Man benutzte das Material, das der Gott einem zur Verfügung stellte.
Kurz durchschoss Tachwyr der Schmerz. Hätte Aycharaych noch gelebt … von ihm stammte der Plan ursprünglich, und er hatte in den Anfangsstadien eine aktive Rolle gespielt. Doch Aycharaych war ums Leben gekommen, als die Dennitzaner seinen Planeten bombardierten. Oder zumindest war er verschwunden; sicher sein konnte man sich bei dem Chereioner nie. Mit ihm war das Herzstück des merseianischen Geheimdiensts verschwunden. Das Roidhunat war halb blind gewesen, schrecklich verwundbar, für ein Jahrzehnt oder noch länger unfähig, die Initiative zu ergreifen, während eine neue Struktur geschmiedet wurde. Hätte Terra währenddessen zugeschlagen …
Doch das lag nicht mehr in der Natur eines Imperiums, das alt, satt und korrupt geworden war. Stattdessen wunderten sich seine Politiker laut, weshalb ihr Reich und das Roidhunat einfach zu keiner Einigung kamen. Konnten sie denn nicht eine ganze Galaxis unter sich aufteilen?
Als ob ein verantwortlicher merseianischer Anführer jemals seine Aufmerksamkeit woandershin gerichtet hätte, solange solch eine Macht in seinem Rücken lauerte! Einst hatte die Menschheit den gleichen das ganze Universum umspannenden Ehrgeiz besessen, der heute die Rasse belebte. Es war gut möglich, dass diese Ambitionen eines Tages zurückkehrten – wenn nicht auf Terra, dann auf den Tochterwelten. Oder der Funke schlug auf eine andere, aber verbündete Spezies wie zum Beispiel die Cynthianer oder die Scothani über. Selbst in ihrer Dekadenz besaß Terra
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