Flandry 8: Agentin des Imperiums
Sich selbst und ihre Nachkommen in der breiten Masse verlieren.«
Sie erstarrte. Er sah es und fuhr rasch fort: »Verzeihen Sie. Das klang hochnäsiger als beabsichtigt. Es ist nur eine Redensart hier bei uns. Wenn Sie sich unsere Geschichte vor Augen halten, werden Sie verstehen, weshalb wir entschlossen sind, unsere Identität zu bewahren.«
Ihr Interesse beschwichtigte die Verärgerung. Außerdem war Kukulkan intelligent und gut aussehend, und sie folgten einer imposanten Straße bergab zu einer Bucht, deren planetarisches Kleinstleben das Wasser in allen Regenbogenfarben schillern ließ. Die Personen, an denen sie vorbeikamen, bedachten Diana mit Blicken – neugierig die Kinder, die Erwachsenen wissend, die jungen Männer bewundernd und verlangend. Letztere grüßten Kukulkan oft und näherten sich in der unverhohlenen Hoffnung, Diana vorgestellt zu werden. Er gab ihnen ein Zeichen, das wohl bedeutete: Verschwinde. Ich habe sie zuerst gesehen. Das Kompliment war so erfrischend wie der Seewind.
»Offen gestanden, weiß ich nichts über Ihre Vergangenheit«, gab sie zu. »Vergessen Sie nicht, ich bin eine Waise und kenne kaum mehr als den Namen Ihres Volkes.«
»Nun, das lässt sich leicht beheben«, sagte Kukulkan herzlich, »allerdings nicht binnen einer Stunde, denn unser Ursprung liegt beinahe eintausend Jahre zurück, auf Terra selbst.«
»Das weiß ich, aber kaum mehr, und weder wie noch warum es kam und so. Erzählen Sie es mir bitte.«
Im Ernst seines Tonfalls pochte die Aufrichtigkeit. Er war ein großartiger Redner.
»Wie Sie wünschen. Reisen über das Solarische System hinaus wurden gerade erst möglich. Matthew Zachary erkannte, welch unvorstellbare Herausforderung sie für die Menschheit bedeuteten, Gefahr wie Gelegenheit, welche Kühnheit erforderlich war, um die Hoffnungen zu erfüllen – wie wichtig Anpassungsfähigkeit war, aber nicht um den Preis der Integrität. Als Genetiker setzte er sich zum Ziel, eine Rasse zu schaffen, die mit der unendlichen Fremdartigkeit, auf die sie stoßen würde, umgehen könnte. Ja, Maschinen waren notwendig, aber sie reichten nicht aus. Auch Menschen mussten in die Tiefen des Alls vorstoßen, wenn das Abenteuer der Menschheit als Ganzes nicht in wimmernder Sinnlosigkeit untergehen sollte. Und vorstoßen würden sie. Das lag in der Natur der Spezies. Matthew Zachary wollte ihnen die denkbar besten Anführer verschaffen.«
Kukulkan winkte mit der linken Hand, da Diana seinen rechten Arm hielt. »Nein, keine ›Übermenschen‹ und ähnlicher blühender Unsinn«, fuhr er fort. »Warum die Menschlichkeit aufgeben, um biologischen Organismen Attribute zu verleihen, in denen Maschinen immer überlegen wären? Matthew Zachary suchte das optimale Exemplar – den Allzweckmenschen, um einen alten saloppen Ausdruck zu bemühen. Was wären die Eigenschaften solch einer Person? Einige waren offensichtlich: eine hohe, weit gefasste, auffassungsrasche Intelligenz, psychische Stabilität, körperliche Stärke, Koordination, normale oder bessere Körper- und Organfunktionen, Widerstandskraft gegen Krankheiten, rasche Genesung von jeder aufgetretenen Krankheit oder Verletzung, die nicht unumkehrbar war – Sie könnten die Liste selbst fortsetzen.«
»Ich dachte immer, davon wäre schon viel durchgeführt gewesen«, erwiderte Diana.
»Selbstverständlich«, stimmte Kukulkan ihr zu. »Die Gentherapie war auf dem besten Wege, sämtliche Erbdefekte zu eliminieren. Bis zum heutigen Tag tauchen sie selten auf, obwohl Mutationen immer wieder auftreten und relativ wenige werdende Eltern gentechnische Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Viele können es natürlich nicht, wo sie sich befinden. Ich wage zu behaupten, dass auch Ihre Empfängnis völlig zufällig verlief, ›natürlich‹ eben. Doch dank der Vorfahren, die sich auch um Sie sorgten, ist es unwahrscheinlich, dass Sie an Krebs erkranken, an Schizophrenie oder zahllosen anderen Schrecken, deren Namen Sie vielleicht noch nie gehört haben.
Dennoch heißt das noch lange nicht, dass eine Zygote so gut ist wie die andere. Die Variationen und Kombinationen der Gene, die wir als normal erachten, machen solch eine ungeheuerliche Zahl aus, dass das Universum nicht lange genug existieren wird, um jede Möglichkeit realisiert zu sehen. Deshalb bekommen wir ad infinitum starke und schwache Menschen, kluge und dumme. Außerdem war Zachary klar, dass der optimale Mensch nicht spezialisiert ist; er ist zwar in den meisten
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