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Flandry 8: Agentin des Imperiums

Flandry 8: Agentin des Imperiums

Titel: Flandry 8: Agentin des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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die Gründereltern nicht vorhersahen, war die Folge eines unangenehmen Charakteristikums unserer Spezies; und ehe Sie selbst darauf hinweisen, räume ich ein, dass auch Zacharier nicht frei davon sind. Wenn wir die Oberhand besessen hätten, wäre vielleicht eine unterdrückerische Herrscherkaste aus uns geworden. So aber waren wir eine winzige Minderheit, die unausweichlich, aber auf ärgerliche Art exklusiv blieb. Astarte Zachary zum Beispiel mag eine loyale Schiffskameradin von Pierre Smith sein; sie nimmt ihn vielleicht sogar zum Geliebten, aber sie würde niemals auch nur in Betracht ziehen, ihn zu heiraten, oder seinen Bruder, oder irgendjemanden, der nicht ebenfalls Zacharier ist. Die Gründe dafür sind einfach, und sie wirkten … demütigend. Die gewöhnlichen Menschen schlugen ihrerseits mit immer stärkerer Ausgrenzung zurück. Hier und da wandelte sich Diskriminierung in offene Verfolgung. ›Inzest‹ war noch das am wenigsten hässliche Wort, das uns an den Kopf geworfen wurde. Der Zusammenbruch der Polesotechnischen Liga räumte die letzte Barriere gegen Intoleranz beiseite – nicht die individuelle Intoleranz, mit der wir leben können, sondern die institutionelle: diskriminierende Gesetze auf einem Planeten nach dem anderen. Viele von uns fanden es leichter, den Kampf aufzugeben und sich in die Allgemeinheit einzufügen. Die Notwendigkeit, uns eine eigene Heimat zu schaffen, wurde immer deutlicher.
    Wir entschieden uns für Zacharia. Zu dieser Zeit waren die Ansiedlungen auf Daidalos noch jung und klein und standen im ewigen Krieg gegen die Natur. Unsere Pioniere fanden diese unbeanspruchte Insel und erkannten ihr Potenzial. Sie waren Arbeiter und Kämpfer. In der Schweren Zeit übernahmen sie eine führende Rolle in der Verteidigung gegen Banditen, Barbaren und schließlich Merseianer. Der Preis, den sie verlangten, war die Autonomie. Als schließlich das Terranische Imperium sich bis hierher ausbreitete, wurde der Vertrag nur leicht modifiziert. Weshalb sollten wir uns nicht weiter selbst regieren, wie wir es wollten? Wir riefen nicht zur Uneinigkeit auf, wir zahlten unseren Tribut, wir leisteten einen wesentlichen Beitrag zur regionalen Wirtschaft. Wie Sie schon sahen, akzeptiert uns ganz Daidalos nach unseren hergebrachten Bedingungen; auch im Imperium hat man sich an uns gewöhnt und betrachtet uns als jemanden, der geschäftliche, erkunderische oder wissenschaftliche Unternehmungen verfolgt. Kurz gesagt, nachdem wir alte Führungsansprüche lange vergessen haben, sind wir nur eine ethnische Gruppe in einem Reich, das viele Tausend davon umfasst.«
    »Welche Regierung haben Sie?«, fragte Diana.
    Kukulkans Eindringlichkeit gab einem Lächeln nach. »Sie ist kaum als solche erkennbar. Erwachsene regeln ihre Privatangelegenheiten im Allgemeinen selbst und verdienen sich ihren Lebensunterhalt, wie es ihnen angebracht erscheint. Sollte es zu Schwierigkeiten kommen, haben sie viele hilfsbereite Freunde. Im Falle ernster Meinungsverschiedenheiten fungieren diese Freunde als Schlichter. Die Behörden, die wir besitzen, unterstehen einem Rat aus respektierten Älteren. Steht etwas zur Entscheidung an, das über Routineangelegenheiten hinausgeht, nehmen alle Erwachsenen via Telekommunikation am Prozess der Entscheidungsfindung teil. Wir sind dazu nicht zu zahlreich. Außerdem besitzen wir ein angeborenes Talent, einen Konsens zu finden.«
    Erneut trat Schweigen ein. Die Straße stieg über der Bucht in die Höhe. Dort schimmerte ruhig das Wasser, doch von vorn hörte Diana leise den Anprall der Brandung auf die Felsen.
    »Was halten Sie davon, ungewöhnliche Lady?«, fragte Kukulkan.
    »Oh, ich … ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Sie sind großzügig zu mir gewesen. Ich möchte nicht … undankbar klingen.«
    »Aber?«
    Sie sprach es aus: »Aber ist Ihr Leben denn nicht schrecklich einsam? Jeder ist eine Kopie von Ihnen, sogar Ihre Frau, und Ihre Kinder auch … Wie halten Sie das aus? Es ist ja nicht so, als wären Sie alle Langweiler. Nein! Aber ich glaube, wenn ich immer von mir selbst umgeben sein sollte, für immer, dann würd ich auf einem einsamen Planeten sein wollen, nur ich ganz allen – kein zweites oder drittes Exemplar von mir, das mir meine Gedanken wiederholt, meine Gefühle und alles.«
    »Haben Sie keine Angst«, entgegnete er ruhig. »Ich habe Ihre Frage erwartet und nehme keinen Anstoß daran. Eine umfassende Antwort ist unmöglich. Sie müssten Zacharierin sein, ehe Sie

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