Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)
Super! So einfach ist das. Ein großer Rausch, und alles regelt sich von selbst.« Elli war auf hundertachtzig und hatte nicht mitbekommen, dass Herr Saalfeld die Treppe herunterkam.
Auch wenn Saalfeld um eine tadellose Haltung bemüht war, konnte man deutlich sehen, dass er geschwächt war. Nach jedem zweiten Schritt musste er stehen bleiben, entweder weil er hustete oder weil ihm der Atem ausging. Doch er schenkte dem keine Beachtung, also sollten sie es auch nicht. Das bedeutete er ihnen mit seinem strengen Blick.
»Aha, ich sehe, Sie packen bereits. Sehr vernünftig«, lobte er Anna schon fast schulmeisterlich, was ihr, der Businessfrau, sauer aufstieß. »Ich bin mir sicher, Sie finden ein schönes Zimmer in einem der vielen Hotels am Gardasee.« Ohne ein Antwort abzuwarten, ging er weiter zur Küche.
Dort war es still, denn die drei Männer hatten sich gerade nicht sonderlich viel zu sagen.
»Meine Herren! Ich darf feststellen, man hat sich erstaunlich gut eingelebt. In meiner Küche! Auch wenn es köstlich riecht, so trifft dies keinesfalls auf meine Zustimmung.«
An Saalfeld war ein preußischer Offizier verlorengegangen, er lebte in einer anderen Zeit. Zumindest tat er so. Lutz kicherte.
Elli kam dazu, sie hatte Anna an der Hand mitgezogen.
»Ah, der nette Herr Hausherr«, grüßte Lutz frech. Ihn konnte man mit dieser aufgesetzten militärischen Art am wenigsten beeindrucken, ganz im Gegenteil, er forderte ihn geradezu heraus.
Heiko, immer noch halb in Trance, nickte Saalfeld kurz zu. Auch Carlos Gruß fiel bescheiden aus.
»Ich habe ihnen folgenden Vorschlag zu machen.« Saalfeld vergewisserte sich, dass ihm alle zuhörten. Der Reihe nach sah er ihnen in die Augen. »Mir ist bewusst, dass Philip einen Fehler begangen hat. Deshalb zahle ich Ihnen die bereits geleistete Miete zurück, und Sie alle setzen Ihren Urlaub an einem anderen Ort fort. Und dies, darauf bestehe ich weiterhin, sofort. Wir wollen doch alle keine Zeit verschwenden. Zeit ist das kostbarste Gut, das wir haben.«
Wie ein getretener Dackel wagte Carlo einen Blick zu Anna. Beide schämten sich unendlich, doch das war das Einzige, was sie verband.
»Ihr Geld ist mir wurscht«, sagte Carlo entmutigt.
Wortlos stand Heiko auf, um aus dem Fenster zu sehen. Er schien um Jahre gealtert.
Lutz verschränkte die Arme und sagte zu Saalfeld: »So einfach ist die Sache leider nicht. Schließlich kann man sich für Geld nicht alles kaufen.«
Saalfeld sah prüfend in die Runde, ob die anderen ungebetenen Gäste sich ihm ebenso entgegenstellen wollten. Doch seltsamerweise schienen sie alle irgendwie abwesend. Was genau war vorgefallen? Er meinte sogar eine Art von Trauer zu spüren. Ihm fiel auf, dass die Gruppe seltsam heterogen war. Verwundert fragte er sich, was sie alle verband? Wenn sie auch wie Freunde wirkten, Saalfeld waren die Distanz und die Anspannung zwischen ihnen nicht verborgen geblieben. Wer, ob, und wenn, mit wem zusammen war, konnte er nicht sagen. Er rief sich das unfassbare Bild des Festes wieder in Erinnerung. Das Chaos und die nackten Körper in seinem Wohnzimmer. Er schüttelte den Kopf. Und dennoch, was manche von ihnen förmlich zu Boden warf, war sicher mehr als nur ein simpler Kater. Dann fiel ihm wieder ein, dass sie seine Villa unabhängig voneinander gemietet hatten. Also alles nur ein Zufall? Saalfeld war verwirrt. Es fiel ihm zunehmend schwer, sich zu konzentrieren. Diese Leute hier sollten nicht seine Sorge sein. Er wollte nur seine Ruhe haben, deshalb war er hierhergefahren, um absolut alleine und ungestört zu sein. Saalfeld korrigierte den vorlauten jungen Mann mit den kurzen Haaren. »Nicht im Geringsten beabsichtige ich, mir etwas zu kaufen. Eine faire Rückerstattung. Das ist alles, was ich Ihnen angeboten habe. Denn ich gestehe Ihnen zu, dass man Sie betrogen hat. Allerdings ohne mein Wissen oder gar Zutun. Was die Tatsache unterstreicht, dass diese Villa normalerweise nie vermietet wird. In der Vergangenheit nicht und auch jetzt nicht.«
»Das ist eine sehr schöne Villa, Herr Saalfeld«, bemerkte Elli. Sie war eine Art Ruhepol in dieser verlorenen, orientierungslosen Gemeinschaft. »Darf ich fragen, wie lange Sie schon hier Ihre Ferien verbringen?«
Auf so eine ebenso harmlose wie nette Frage war der alte Herr nicht vorbereitet. Was sollte diese Frage jetzt? Interessierte sie das wirklich, oder wollte sie ihn lediglich aus dem Konzept bringen? »Entschuldigung, Sie waren noch einmal?«, fragte er
Weitere Kostenlose Bücher