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Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)

Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)

Titel: Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Friedmann
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einen großen Betrag.«
    »Ich hab mich immer gefragt, wie ist so ein Typ in natura, einer, dem die Welt scheißegal ist, um ihre Zukunft pokert, nur um sich selber zu bereichern? Und jetzt liegt einer vor mir.« Lutz atmete schneller. »Und er spendet jedes Jahr. Beeindruckend. Kaufen Sie sich damit von Ihrem Gewissen frei? Ein Scheck und man ist wieder mit der Welt im Reinen? Ist das so einfach?«
    »Sie gehen mir auf die Nerven, verschwinden Sie!«
    Mit ruhigen, überlegten Worten sagte Lutz: »Was sind Sie für ein Mensch?«
    »Was geht Sie das an? Schleichen sich hier in mein Zimmer, in mein Haus und wollen wissen, was für ein Mensch ich bin? Was für eine lächerlich naive Frage. Sie und Ihr Alibi-Patenkind!« Saalfeld würdigte Lutz kaum eines Blickes.
    »Kein besonders guter. Aber ich versuch’s zumindest. Ich hab ne viel zu hübsche Freundin, die ich früher oder später verlieren werde, da mach ich mir nix vor. Aber ich hab gelernt, dass alles vergänglich ist. Ich versuch, mich zufriedenzugeben, zu lernen, mit dem wenigen, das man braucht, glücklich zu werden. Vor allem will ich nicht auf Kosten anderer zu leben. Ich will eine bessere Welt, ohne euren Raubtierkapitalismus. Ist hart genug, und ich drohe daran zu scheitern.« Er nippte an seinem Weinglas, das er sich mitgebracht hatte. »Jetzt sind Sie dran!«
    Saalfelds skeptische Adleraugen nahmen Lutz genauer unter die Lupe. Saalfeld richtete sich etwas auf, so dass er nicht länger in dieser unwürdigen Haltung liegen musste. Zumindest hatte dieser Lutz einen halbwegs wachen Geist.
    »Wissen Sie, junger Mann, in jeder Gruppe gibt es die Starken und die Schwachen, die Künstlerseelen, die Nesthocker und die Jäger, Verwalter, vorausdenkende Strategen, Muskelpakete mit einem engen Horizont und Visionäre mit etwas weniger Testosteron, dafür mit einem weiten Blick. Nun, Sie mögen sich wundern, aber ich bin kein Muskelpaket. Ich habe andere Talente. Ich kann mit Geld umgehen, ich habe einen sicheren Instinkt. Wollen Sie mir das vorwerfen? Das ist doch lächerlich. Ich hielt Sie für gescheiter. Sie geben mir die Schuld, dass die Welt kein Paradies ist? Dass sich die Menschen immerzu streiten und die Köpfe einschlagen, Kriege führen, sich vor Unschuldigen in die Luft sprengen? Nur weil ich meine Muskeln im Kopf habe, weil ich mit Zahlen, Formeln und Potenzialen spiele, wie andere einen Fußball treten oder am menschlichen Körper operieren? Da machen Sie es sich weiß Gott zu einfach, und das wissen Sie auch.«
    Unruhig rutschte Lutz auf dem unbequemen Holzstuhl hin und her.
    »Sie könnten Ihre Talente für die gute Sache einsetzen, nicht nur für Ihr Schweizer Bankkonto.«
    »Ersparen Sie uns bitte Ihre Sonntagsreden.«
    »Ich versuch’s wenigstens.«
    »Sie, junger Mann, Sie machen gar nichts, Sie sind keiner, der handelt. Sie reden nur. Sie geben allen anderen die Schuld und verstecken sich in einer dunklen Ecke. Ihre Faulheit ist sträflich.« Noch immer gönnte Saalfeld seinem Gesprächspartner nur wenige Blicke aus den Augenwinkeln. »Haben Sie ein Glas Wasser für mich? Wären Sie so nett?«
    Lutz fühlte sich durchschaut, obwohl er nicht sagen konnte, warum. Er stand wortlos auf und ging mit einem Glas zu dem kleinen Bad, um Saalfelds Bitte nachzukommen. Oder war es ein Befehl? Der Mann konnte Menschen beeinflussen, manipulieren, in die Ecke drängen. Davon hatte Lutz einen kleinen Vorgeschmack bekommen. Doch Lutz sammelte sich wieder. Sein Gewissen war rein. Mit neuem Schwung und einem vollen Glas kam er zurück.
    Saalfeld trank das frische, kühle Wasser, als gäbe es nichts Besseres in dieser Welt.
    »Und Ihre Talente, die nützen Sie voll? Ohne Rücksicht auf Moral?«, fragte Lutz eher hypothetisch.
    »Wäre es nicht eine Sünde, seine Talente nicht zu entfalten?«
    »Entfalten? So kann man es auch nennen. Sie entfalten sich also. Sie jonglieren mit dem Schicksal anderer, weil Sie Ihr Talent entfalten müssen? Weil Sie Angst haben, sich ansonsten zu versündigen? Was für eine billige Ausrede!« Lutz spürte seine Aggression wieder aufkeimen.
    »Handeln Sie, oder seien Sie still. Machen Sie es besser! Nur eines sag ich Ihnen, Lutz, wenn Sie nicht handeln, dann machen Sie sich genauso schuldig. Das sollte Ihnen klar sein. Ich bin bereit, Verantwortung zu übernehmen, das war ich immer. Aber nicht vor Ihnen, dazu habe ich zu wenig Respekt vor Ihnen. Überzeugen Sie mich eines Besseren. Bis dahin, tun Sie uns allen den Gefallen und steigen

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