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Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)

Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)

Titel: Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Friedmann
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nichts Neues. Jetzt aber spürte sie die Chance auf eine grundlegend andere Art von Liebe. Die Unschuld, gepaart mit der Erfahrung in Sandras Lachen, die weichen Augen, die einem eine Ahnung davon gaben, wie aufgehoben man sich fühlen konnte, all das hatte sie noch nie so gesehen und gefühlt, vor allem nicht bei einer Frau. Sandra verunsicherte Tina. Und obwohl sie sich gestern so nahe gewesen waren, war davon heute nicht das Geringste zu spüren. Sandra wich ihr aus, und das schmerzte Tina.
    Carlo war genervt von Lutz. »Ganz gleichgültig, was der alte Mann macht oder gemacht hat, jetzt ist er krank, und wir müssen ihm helfen.«
    »Carlo hat recht!«, sagte Sandra.
    »Okay, er hat eine kleine Grippe«, spielte Lutz es herunter. »Aber trotzdem, so einer geht über Leichen. Meint ihr, der hat saubere Hände? Big Business, Schwarzgeld? Der hat Hunderte Existenzen auf dem Gewissen. Da ist so eine Grippe eine milde Strafe.«
    Jetzt hatte auch Tina die Nase endgültig gestrichen voll. »Woher willst du das denn alles wissen? Du gehst zu weit, Mann.« Wenn sie ernst wurde, sprach sie oft in reinstem Hochdeutsch. »Unterstellst ihm da deine bescheuerten Theorien. Du bist echt lächerlich. Zeig lieber mal ein bisschen Mitgefühl. Der hat nich nur ne blöde Grippe! Das weißt du ganz genau!«
    »Ich hab seine Visitenkarte gefunden!« Lutz genoss die Überraschung der anderen. »Global Currancy Fund. Euch sagt das natürlich nichts, mir aber. Ein ganz großer Player. Die schicken Währungen in den Keller, erpressen ganze Staaten, treiben ganze Völker in den Ruin. Spekulieren mit dem Verfall und spielen mit dem Konkurs. Dabei verdienen sie sich dumm und dämlich. Das allein ist deren Geschäft. Der Untergang der anderen. Na, wie findet ihr das? Die Bankenkrise, globales Finanzchaos? Euro-Kollaps. Alles das Werk von so einem Typen. Scheißegal, wer dabei draufgeht. Na, was sagt ihr nun? Hm, Carlo, wie findest du so was?«
    »Warum erzählst du das? Was willst du?«, fragte Sandra ihn nervös.
    »Ich will nur, dass ihr wisst, mit wem ihr es wirklich zu tun habt. Der Typ ist nicht nur ein billiger Steuerhinterzieher, sondern einer von denen, die mit uns allen spielen, versteht ihr mich? Einer, der dafür sorgt, dass uns allen das Wasser irgendwann bis zum Hals steht. Im wahrsten Sinne des Wortes. Dafür, dass Millionen von Menschen, Familien, Kinder nie eine Chance haben.«
    Carlo stellte die mächtige gusseiserne Pfanne, in der er dem Geruch zufolge mindestens eine halbe Stange Knoblauch angedünstet hatte, zur Seite und sah auf Lutz hinab. Der saß am Tisch wie in einer Studentenkneipe und hielt fast die gleichen selbstherrlichen Reden.
    »Und jetzt willst du das alles ändern, oder was? Oder meinst etwa, wir dürfen ihm nicht helfen? Wir sollen seine Richter sein. Über einen Fremden urteilen, hilflos noch dazu. Deine Ethik ist wirklich vom Feinsten.« Carlo schüttelte verächtlich den Kopf. »Vielleicht würde dir das ja passen? Vielleicht willst du ja nur sein Geld? Vielleicht ist dein Geschwätz alles nur Tarnung?« Ohne auf eine Antwort zu warten, widmete sich Carlo wieder seiner Pfanne.
    Auch Tina war empört. »Dette is mir Jacke wie Hose, womit er sein Geld macht. Es is unsere gottverdammte Pflicht, ihm zu helfen. Was is denn bitte, wenn der uns hier unter den Fingern wegstirbt?«
    Relativ unbeeindruckt nahm Lutz einen Schluck Bier. Er setzte sein Glas ab und sagte todernst: »Wenn ihr mich fragt, dann sollten wir ihn seinem Schicksal überlassen. So einer braucht keine Samariter. Hat er’s denn besser verdient?«
    »Sag mal, spinnst du? Bist du high? Was ist denn mit dir los? Du hast sie doch nicht alle!« Tina war außer sich. »Wie kannst du so was sagen? Du kennst den Mann nicht im Geringsten! Und würdest ihn verrecken lassen!«
    »Du widerst mich an!« Sandra stellte sich vor Lutz und verpasste ihm eine Ohrfeige. Sie konnte Lutz nicht länger ertragen, geschweige denn zulassen, dass er sagte, was er sagte. Für sie war ihre Arbeit nicht irgendein Job, sondern ihre Berufung. Sie fing an zu weinen, worauf Carlo sie sofort in die Arme nahm.
    Tina schickte ihren Noch-Freund Lutz aus der Küche. »Verschwinde!«, schrie sie. »Und werd endlich wieder normal! Sonst will ich dich nie wiedersehen! Das schwöre ich dir.«
    An ein gemeinsames Essen war an diesem Abend nicht zu denken. Jeder war mit sich beschäftigt und dem, was passiert war. Das beinahe biblische Unwetter, ihre seltsame Zusammenkunft, das

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