Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)
aber eigentlich schlicht ein logopädischer Supergau. Sollte Heiko jemals einen Sohn mit Sprachfehler haben, dann würde er ihm den Rat geben, nach Holland zu gehen und dort einen Bestseller zu schreiben. Das würde klappen, unter Garantie.
Also was, bitte schön, hatte er da eben zu sich genommen? Wer wusste schon, was ihm der niederländische Pillendreher untergejubelt hatte? Gut möglich, dass der Mann ein gescheiterter Tulpenzüchter war und die äußerst gewinnbringende Idee hatte, alle übrig gebliebenen Säcke seines hochgiftigen Düngemittels einfach einzuweichen, zu strecken und daraus viele kleine, teure, falsche Viagra-Pillen zu backen? Diese kleinen bunten Dinger sahen doch alle gleich aus! Verflixt! Ob Rattengift oder Aphrodisiakum, beides konnte ganz unschuldig blau und verheißungsvoll daherkommen. Nur das eine Tablettchen schenkte Leben, das andere nahm es.
Zur Feier des Tages hatte Heiko sich gleich zwei Viagras gegönnt. Sicher ist sicher, hatte er sich gedacht, oder besser: wenn schon, denn schon! Der Stress, seine kleinen, heimtückischen Potenzprobleme, all das sollte in diesem Urlaub endgültig vorbei sein. Er wollte nur noch für seine Sandra da sein, ganz exklusiv, er stand bereit für atemberaubende erotische Abenteuer. Diese Prachtvilla hier war der perfekte Ort für sein sexuelles Comeback.
Kaum angekommen, hatte es sie beide schlicht umgehauen.
»Das ist ja wie im Märchen!«, hatte Sandra geträllert und ihm sofort einen langen, leidenschaftlichen Kuss gegeben.
Heiko hatte das romantische Liebesnest über ein Urlaubsportal im Internet gefunden. Sicher, auch dort waren die Fotos toll, aber im Vergleich zur Realität waren die Bilder komplett untertrieben. Das war zwar ungewöhnlich, aber Heiko war nun mal ein Glücksjunge.
Sandra wollte sich nur kurz frisch machen. Sie war immer noch im Bad. Er konnte sie mit ihren Cremes und Döschen klappern hören.
Derweil hatte er die Zeit sinnvoll genutzt. In der Mitte des riesigen Wohnzimmers, das mit alten Möbeln und einer dunklen Couchgruppe noch lange nicht vollgestellt war, hatte er auf dem dunkelbraunen Holzboden eine weiche Felldecke ausgebreitet, dann eine Flasche Prosecco geköpft, damit die beiden blauen Pillen heruntergespült und sich komplett nackt ausgezogen. Bereit, Sandra wieder und wieder zu erobern und zu unterwerfen.
Er kam sich vor wie ein unwiderstehlicher Verführer, ein junger italienischer Graf in einem leidenschaftlichen Softporno. Das Zeug dazu hatte er. Nicht zuletzt dank seiner kleinen blauen Freunde.
Und die Dinger hatten ihre Wirkung! Das war nun wirklich kein Rattengift, sondern ein wahres Wunder der Natur. Sein ganzer Körper pulsierte. Er fühlte sich wieder so lebendig wie mit achtzehn, als er so starke Erektionen hatte, dass er nicht mal mehr geradeaus gehen konnte. Tagelang!
Rein zufällig hatte er dann aus dem großen Flügelfenster gesehen, das mit seinen schweren, blumig bestickten Vorhängen den Blick verschleierte und nur diffuses Sonnenlicht in den dunklen Raum lassen wollte. Als er den alten BMW wiedererkannte, der schnurstracks auf sein Liebesnest zurollte, hoffte er kurz, einen schlechten Traum oder die falschen Pille erwischt zu haben.
Heiko sprang auf. Wie angewurzelt stand er in der nächsten Sekunde nackt, immer noch mit seiner ganzen männlichen Pracht, am Fenster und fragte sich, was das zu bedeuten hatte? Wollte ihm hier jemand einen absurden Streich spielen? Oder war ihm die Frau seit der Tankstelle einfach nur gefolgt? Wollte sie mehr? Nicht selten hatte er eine erstaunliche Wirkung auf Frauen.
In diesem Moment kam Sandra die ausladende, breite Holztreppe herunter. Hektisch drehte er sich zu ihr um.
»Oh, là, là, da freut sich aber einer, mich zu sehen!«, musterte sie ihn.
Sofort war Heiko wieder mit männlichem Stolz erfüllt und baute sich in seiner natürlichen Pracht auf.
Doch da hörte auch Sandra, dass sie Besuch bekamen. Von Heikos Schauspiel relativ unbeeindruckt, ging sie zur antiken Flügeltür des Wohnzimmers und wollte sie schon öffnen, hielt dann aber kurz inne.
»Bleibst du so?«, fragte sie.
Heiko kam schlagartig wieder zu sich und schnappte sich schnell seine Hose.
Schon öffneten sich quietschend die großen Fenstertüren zum Hof, während Heiko sich gerade noch sein weißes Hemd überstreifte. Seine Lendengegend war immer noch auf Hochtouren. Das war das reinste Silvesterfest da unten, als wollte eine Rakete nach der anderen in den Himmel hochsteigen. Doch
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