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Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)

Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)

Titel: Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Friedmann
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Mittagsschlaf aus der Affäre gezogen. Nur die dicken Steinmauern waren noch durchtränkt von der nächtlichen Frische. Kühlen Kopf zu bewahren war dennoch kaum möglich.
    Carlo war sauer. Er stellte sich vor die Kaffeemaschine mit ihren vielen Ventilen, Düsen und Chromleitungen und drehte an einem abgegriffenen Rädchen für den Dampf. »Wieso wird eigentlich den ganzen Urlaub um mich herum diskutiert? Ha? Kann mir das einer erklären? Was soll denn der ganze Schmarrn? Ich brauch kein Geld! Ich brauch meine Ruhe.«
    »Das Geld ist aber nun mal da, und wir auch. Ob dir das passt oder nicht«, sagte Heiko patzig. Sein rechtes Auge klebte derweil an Lutz, der vor sich Geldstapel wachsen ließ, fein säuberlich nach numerischem Wert geordnet.
    Lutz befeuchtete seinen Zeigefinger. »Zeit wird’s, dass den korrupten Kapitalisten einer auf die Finger schaut.«
    »Carlo, hast du bitte ein Glas Wasser für mich?« Annas Stimme war noch immer angeschlagen.
    »Ein Wasser? Klar, Spatzl, wart.« Sofort ließ Carlo von der Maschine ab und schnappte sich ein Glas.
    Elli sah, dass Anna immer noch Schmerzen hatte, und setzte sich zu ihr. Die Sache mit dem Geld schien zusätzlich an Annas Nerven zu kratzen.
    »Lutz, tu mir bitte einen Gefallen«, sagte Anna genervt, »und lass es gut sein mit deinem dummen Neidgefasel. Die Leier ist wirklich schon mehr als abgenutzt.«
    Lutz hörte prompt auf zu zählen und sah Anna ernst an. »Geld ist wirklich das Allerletzte, was mich interessiert. Hier geht es ums Prinzip. Das System. Diesen tödlichen Mix aus Gier, Macht und Unterdrückung. Genau das kommt hier zum Vorschein. Es ist von existenzieller Bedeutung zu wissen, in welcher Situation wir uns hier befinden. Glaubt ihr etwa tatsächlich, das ist alles nur Zufall? Da steckt mehr dahinter. Methode. Eine Falle womöglich. Oder seid ihr alle blind? Wir müssen uns unbedingt einen Überblick verschaffen. Aktiv, nicht passiv.«
    »Bist du irre? Was redest du da für wirres Zeug? Willst du etwa behaupten, das Geld, wir alle hier, hätte jemand geplant? Also, ich bitte dich, das ist doch absurd.« Anna konnte nicht fassen, was für einen Stuss ihr da gerade serviert wurde.
    »Das könnt ihr mir glauben, es passieren Dinge, von denen wir alle nicht die leiseste Ahnung haben. Auch du nicht!«
    »Ah, ich versteh, die große Weltverschwörung?« Anna drehte sich zu Tina. »Wo hast du den denn her? Auf Wikileaks gefunden?«
    Carlo reichte Anna eines der feingeschliffenen Kristallgläser mit Wasser. »Das ist doch wurscht, wie viel Geld des is. Gar nix sagt des.«
    »Andere würden sich das ganze Geld untern Nagel reißen.« Heiko sah prüfend in die Runde. »Durch sieben teilen, basta.«
    »Dann sind wir keinen Deut besser als die miesen Betrüger an der Wall Street.«
    »Manno Lutz, entspann dir endlich mal«, sagte Tina. »Heiko hat doch nur einen Witz gemacht. Oder Heiko?«
    Der setzte seine unschuldigste Miene auf. »Na klar. Was denkt ihr denn?« Doch in Wirklichkeit war genau das sein Plan. Einen möglichst großen Batzen von dem Geld abzuzwacken.
    Sandra kam wieder zurück und wedelte mit einem Zettel. Aus dem knappen Bikini war ein langes Sommerkleid geworden. Ihre langen blonden Haare hatte sie zu einem braven Pferdeschwanz zusammengebunden.
    »Wie geht’s dem Fuß?«, fragte sie Anna. »Besser?«
    Für einen kurzen Augenblick war das Geld vergessen. Man sah Anna an, dass sie immer noch Schmerzen hatte.
    »Ich hab eine Kollegin angerufen. Ihr Schwager ist Arzt, irgendwo ganz hier in der Nähe. Ich hatte zwar kaum Empfang … Jedenfalls, der kommt gleich hierher.«
    »Wunderbar!«, sagte Elli. Ein weiteres Mal hatte Sandra sie überrascht.
    »Also, ich weiß wirklich nicht, ob das nötig ist.« Anna passte es gar nicht, dass so viel Aufhebens um ihren Fuß gemacht wurde. »Es ist natürlich sehr nett von dir! Danke! Aber extra einen Arzt?«
    »Da musst du mir bitte vertrauen, es ist besser, wenn er kurz drauf schaut. Es ist zwar unwahrscheinlich, aber du willst dich bestimmt nicht die nächsten Jahre damit herumschlagen.«
    »Trotzdem, extra einen Arzt kommen lassen?«
    »Geld spielt natürlich keine Rolle.« Carlo nahm Sandras Hand, gerade so, als wollte er sich bedanken.
    Sofort meldete sich Heiko zu Wort. »Wie bitte?«
    »Ich zahl ihn natürlich sofort«, stellte Carlo klar. »Das is echt ein feiner Zug von dir. Während wir uns hier blöd herumstreiten …«
    »Na, ich hab doch gesagt, ich bin Krankenschwester, oder? Außerdem liegt

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