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Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)

Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)

Titel: Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Friedmann
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anzunehmen. Carlo schüttelte den Kopf und lachte verächtlich. »Du bist ein solcher Depp, Heiko. Schmerzensgeld. Das solltest du uns zahlen.«
    Normalerweise hätte er …, aber Heiko hatte jetzt 36000 Euro in der Tasche, steuerfrei, und da fiel es ihm ganz leicht, seine Ohren auf Durchzug zu schalten. Sollte der dicke Bonze doch meckern, soviel er wollte. Heiko hatte gewonnen, auf der ganzen Linie. Und das genoss er in vollen Zügen.
    In diesem Moment stellte sich Sandra neben ihn und streckte fordernd ihre Hand aus. Wie? Was sollte denn das jetzt? Heiko lächelte unsicher. Sandra blieb einfach weiter so stehen und erwartete von Heiko, dass er ihr ihren Anteil aushändigte.
    Heiko machte sich eine weitere mentale Notiz. Er musste Sandra diese Aufmüpfigkeit schnellstens wieder abgewöhnen!
    »Na, wat macht ihr zwei Hübschen jetzt mit eurem kleinen Taschengeld?«, fragte Tina das Leipziger Pärchen.
    Heiko wollte etwas sagen, doch Sandra war schneller.
    »Wir fahren in die Stadt und gehen shoppen. Hey, wollt ihr mitkommen, alle zusammen?«, fragte Sandra begeistert.
    »Hier in der Nähe, da gibt es gar keine größere Stadt, wo es sich lohnt zu shoppen.« Das fehlte Heiko noch, dass sie zu viert irgendwelche Spritztouren unternahmen. Um sicherzugehen, setzte er noch eins drauf. »Ich glaub ehrlich gesagt auch nicht, dass es hier irgendetwas gibt, was Tinas – wie soll ich sagen? – eigenwilligem Style gerecht würde.«
    »Spinnst du? Mach sie doch nich so an!«, beschwerte sich Sandra umgehend.
    Damit hatte Heiko überhaupt nicht gerechnet. Er wollte Sandras Hand nehmen, doch sie ließ das nicht zu. Ihm wurde schlagartig bewusst, wie gefährlich die Sache mit seiner Freundin aus dem Ruder lief.
    »Style, ja? Muss ja nich jeder rumrennen wie so ein schwuler Pseudo-Mussolini!«, konterte Tina.
    Das hatte gesessen.
    Heiko hätte es eigentlich nicht tun sollen, aber er sah an sich herab, um sich noch einmal zu vergewissern, dass er doch eigentlich topp gekleidet war.
    Zuerst fing Sandra an zu kichern, dann Elli, und selbst Anna konnte es sich nicht verkneifen, laut zu lachen. Selbstbewusst stemmte Tina die Arme in die Hüften.
    Heiko wollte sich wehren, aber ihm fiel nichts ein. Außerdem wollte er keinen Streit. Er wollte alleine sein mit seiner Sandra, wollte, dass sie ihn anhimmelte, seinen Nacken streichelte, sich bumsen ließ und endlich aufhörte, ihm in den Rücken zu fallen.
    »Okay, mein kurzhaariges Blumenkind, hör zu! Vorschlag! Wir fahren in die nächste Stadt, zusammen, und da such ich dir endlich mal ein ordentliches, schickes Kleidchen aus, ja?«
    Tina überlegte kurz, dann grinste sie. »Und als Dankeschön darf ich dich dann einkleiden, so wie ich will. Abgemacht?«
    Heiko war in der Falle. Verdammt. Er schnaufte durch. »Abgemacht.«
    »Des gefällt mir!«, kommentierte Carlo.
    Auch Elli schmunzelte. »Da bin ich aber gespannt.«
    Tina streckte Heiko die Hand hin und schlug mit ihm auf ihren gemeinsamen Deal ein. »Wann geht’s los, Mussolini?«
    »Von mir aus sofort, mein Woodstock, oder willst du erst noch ein wenig in deinem Nirwana meditieren?«

    Seit Giuseppe Garibaldi 1859 mit seinen Freiheitskämpfern die verhassten österreichischen Besatzer endgültig aus Brescia und damit aus Norditalien vertrieben hatte, nennt man die Stadt auch Leonessa di Italia, die Löwin Italiens. Mit dem langersehnten Befreiungsschlag setzte eine neue kulturelle Blütezeit ein, wofür ganz Brescia ihrem unvergessenen Helden bis heute dankbar ist. Das und noch viel mehr unwichtigen Stuss hatte Heiko sich vor der Abfahrt von Elli anhören müssen, bevor endlich jeder seiner eigenen Wege gehen konnte. Die Geschichte von Brescia, das war wirklich das Letzte, was Heiko interessierte. Was dachte sie, wer er war? Günther Jauch oder Jörg Pilawa, und sie Gast einer Quizsendung? Hier die Millionenfrage: Wer will endlich seine Ruhe haben und vögeln? A Heiko, B Heiko, oder C Sandras Traummann Heiko?
    Es schien ihr direkt Spaß zu bereiten, ihn mit diesem nutzlosen Wissen zu foltern. Katastrophen, Brände, Erdbeben, große Versicherungsfälle, ja, das hätte ihn interessiert. Mit welchen Tricks hatten die gerissenen italienischen Versicherungen es schon damals geschafft, nicht für die Schäden aufkommen zu müssen? Vor einiger Zeit hatte ihm ein Vorgesetzter ein Buch in die Hand gedrückt, über Machiavelli, einen Fürsten. Ein genialer Geschäftsmann war der gewesen, gnadenlos, ohne Rücksicht auf Verluste. Von so

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