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Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)

Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)

Titel: Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Friedmann
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über alle Horizonte. Jedes seiner Worte streichelte ihre Ohren.
    Carlo war von dem Bilderbuchitaliener ebenso angetan wie seine Schwester. »Sie haben uns wirklich sehr geholfen. Vielen Dank noch einmal. Ähm, darf ich Sie, also, sagen wir mal so, ich koche gerne. Dürfte ich, dürften wir Sie heute Abend zu uns zum Essen einladen? Natürlich nur, wenn Sie Zeit und Lust haben?«
    Elli hätte ihren Bruder in dieser Sekunde gleichzeitig prügeln und knutschen können. Tatsächlich hatte auch sie kurz überlegt, wie sie eventuell noch ein wenig mehr Zeit mit diesem außergewöhnlichen Mann herausschlagen konnte. Er war einfach zu interessant, ob es ihr nun gefiel oder nicht. Aber das war ja genau das Problem, die Gefahr, sie wollte, und sie wollte nicht. Ja, sie wollte diesen warmen Sandelholzgeruch schnuppern, der sie eben kurz umweht hatte, als er an ihr vorbeigegangen war. Und ja, sie hätte sich auch gerne noch eine Weile von seiner tiefen, rauchigen Stimme entführen lassen wollen. Aber verdammt noch mal, ihre Wunden waren noch nicht einmal im Ansatz verheilt. Wie konnte sie sich nur dem kindlichen Glauben hingeben, dass gleich der nächstbeste Mann anders wäre? Dass er alles wiedergutmachen würde, was Martin über all die Jahre hin kaputt gemacht hatte. Wie naiv war sie eigentlich? Noch einmal das Herz herausgerissen zu bekommen, das würde sie nicht überleben.
    Elli war noch in Gedanken, als ihr potenzieller Mörder sagte: »Sì, gerne. Ich wollte schon immer einmal in diese atemberaubende Villa eingeladen werden. Dann kann ich Ihnen auch etwas über den Architekten erzählen, er war nämlich ein entfernter Verwandter.«
    Das war zu viel. Elli ergriff die Flucht.
    Kaum war der Doktor weg, da stieg Elli ein neuer, ein penetrant süßlicher Geruch in die Nase. Es dauerte einige Sekunden, bis ihr klarwurde, dass sich jemand offensichtlich einen Joint angezündet hatte. Elli war liberal, sollten die Menschen sich berauschen, ablenken, trösten, wie immer sie wollten. Früher an der Uni, und später ganz selten mal nach einer langen Nacht vor dem Zeichenbrett, hatte sie sich auch mal einen angezündet. Aber sie war sich immer dämlich vorgekommen mit so einem Ding in der Hand. Ein schwerer Rotwein war ihr tausendmal lieber. Wein hatte Geschmack, ein Bouquet, den konnte man genießen.
    Jetzt hier, an diesem Nachmittag, dessen Hitze sie ganz kirre im Kopf machte, an dem sich unverschämt gut riechende Männer zum Abendessen ankündigten, als würde sie nicht schon genug schwitzen, da ging ihr der dümmliche Geruch dieser Tüte mächtig auf die Nerven.
    Also ging sie in die Küche, um Tina freundlich zu bitten, ihren Coffeeshop woanders aufzuschlagen. Bevor man allerdings in die Küche konnte, musste man an Heiko vorbei, der anscheinend die ganze Zeit über Wache gestanden hatte. Man konnte fast meinen, Heiko beschützte den Tresor der Deutschen Reichsbank.
    »Rühren!«, sagte sie in herrischem Ton, worauf er sie ansah wie ein saudummer Ochse, dem man gerade die binomische Formel erklärt hatte.
    »Schickes Hemd, wo sind denn deine Orden?«, fügte sie noch hinzu.
    Jetzt verstand er und fühlte sich sogleich völlig missverstanden.
    »Das ist ein sauteurer italienischer Designer. Also bitte! Ja?«
    »Glaub mir, den größten Gefallen tust du dir, wenn du dein«, das nächste Wort betonte sie mit einem besonders höhnischen Unterton, »Schmerzensgeld in deinen Kleiderschrank investierst.«
    Dann stand sie in der Küche, und ihr präsentierten sich vier große, fein säuberlich aufgereihte Geldstapel.
    »Eins Komma acht Millionen, auf den Cent genau«, verkündetet Lutz, der Feind des Kapitals, mit einem Klang in der Stimme, als wäre er der Europäische Kommissar für Finanzen persönlich.
    Sie waren wieder alle in der Küche vereint. Tinas Joint hatte sich schnell wieder verzogen, genauso Ellis kurzer Groll auf sie. Nur Heikos Bein, das nicht aufhörte, wie ein Froschschenkel unter Strom zu zucken, raubte ihr bald den letzten Nerv.
    EU-Kommissar Lutz hingegen war die Ruhe selbst, ganz der kühle Rechenschieber. Keine Spur mehr vom Frust aufs System.
    »Macht also achtzehntausend pro Mann beziehungsweise Frau«, sagte er. Die sieben Stapel hatte er schon ordentlich zurechtgelegt, ganz korrekt, ja, so mochte das der Klassenkämpfer.
    Heiko machte sich ans Verteilen. Zwei Bündel wanderten sofort schnurstracks in seine Hosentaschen. Dann gab er jedem seinen Anteil, zuletzt Carlo. Den musste er schon fast zwingen, es

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