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Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)

Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)

Titel: Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Friedmann
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und war noch komplett von seiner Pointe gefangen.
    Schon von der Treppe aus hatte Anna nur Bruchstücke über ein lüsternes Rentnerpaar aufgeschnappt, mit dem er wohl mehrere Stunden in einem Aufzug steckengeblieben war oder so ähnlich.
    Genau in dem Moment fing Carlo mit seiner peinlichen Geschichte an, die sie schon so oft gehört hatte. Letzten Sommer, es war »sackrisch hoaß, also heiß …« Carlo war mit einem Spezl nach einem ausgelassenen Biergartenbesuch nachts in ein Freibad eingestiegen, um sich abzukühlen. Nur blöderweise hatte so ein »Saubazi« den beiden Herren die Kleider geklaut, und so blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich nackt durchs nächtliche München heim zu schleichen. »Splitterfasernackt! Verstehst? Und des am Christopher Street Day!« Carlo kugelte sich. »Alle Schwulen Münchens auf der Straße und wir mittendrin, im Adamskostüm. Oh mei!«
    Heiko bekam kaum noch Luft, so krampfhaft hielt er sich sein Zwerchfell. »Und? Seid ihr wenigstens kurz vernascht worden?«
    »Ich vernasch dich gleich!« Auch Carlo kamen fast die Tränen. Leicht angeheitert stand er mit dem Rücken zum Spülbecken und klammerte sich mit beiden Händen an die massive Arbeitsplatte. Er legte noch eins drauf: »Mia zwei, mia wären schon ein süßes, gell Heikolein!«
    Wieder schüttelte ein lautes »Haha« die ganze Küche durch.
    Offensichtlich hatten die beiden schon einiges intus. Anders konnte sich Anna diese unerwartete Männerfreundschaft und das hohe Niveau der Sprüche nicht erklären.
    Zwei offene Flaschen Wein, eine leer, die andere halb voll, gaben ihr recht. Und jetzt prosteten sie sich auch noch mit einem Kräuterlikör zu. Zeit, sich ins Gespräch einzuschalten.
    »Ihr raucht eure Friedenspfeife ja recht dezent.«
    Heiko sprang überrascht auf und machte dann einen wackligen höfischen Knicks, so wie ihn nur Besoffene hinbekamen.
    »Oh, là, là, meine Verehrung, Madame.«
    »Servus Spatzl, haben wir dich aufgeweckt? Magst ein Glasl Wein?«
    Anna straffte ihren Rock. »Schätze, mit Kaffee allein werd ich wohl kaum mithalten können.«
    Gleich darauf reichte ihr Carlo ein Glas erstaunlich kühlen Weißweins, der sofort Durst nach mehr machte.
    »Hossa! Toll schaust du aus. So …, so …?«
    »So rassig streng! Eine Wucht!«, bekräftigte Heiko.
    »Bei so viel Sachverstand gebe ich mich geschlagen«, sagte Anna spitz. Amüsiert nahm sie auf der langen Sitzbank Platz und wollte gerade fragen, was Carlo mit seinen vielen Pfannen und Töpfen denn so alles im Schilde führe, da tänzelte Sandra an. Wie ein kleines Mädchen, das im Sommerhaus der Großeltern zu Besuch war, flog sie in einer Leichtigkeit heran, die auch noch den letzten Rest von Ernst beiseitewischte. Ihr hellblaues, mit wilden Blumen besticktes Kleid flatterte wie ein Schmetterling jedem ihrer Schritte schwerelos hinterher. Und ihr blondes langes Haar entschied sich dabei ständig für eine neue wilde Frisur.
    »Boa, riecht das hier lecker!«, frohlockte sie. »Was gibt’s denn Feines?«
    Schon stand sie an einem blubbernden Topf und wollte probieren, doch Carlo klopfte ihr auf die Finger. Gleichzeitig reichte ihr Heiko, ohne groß zu fragen, ein Glas Weißwein. »Lass dich überraschen, Mausilein. Nur so viel, der Chefkoch und sein neuer Assistent haben gezaubert.«
    »Wow! Super! Du kochst?« Das war neu. »Wie ist der Plan? Essen wir hier in der Küche oder draußen?«, fragte sie aufgedreht.
    »Ich schlage vor, wir speisen heute in unserer goldenen Schatzkammer!«, intonierte Heiko feierlich.
    Anna schmunzelte. »Von mir aus. Komm Sandra, dann kümmern wir uns mal um eine angemessene Tischdekoration.«
    Kaum waren die beiden Tischdamen in der Halle, da kam ihnen Tina entgegen.
    Es war eine Frechheit! Sie war ein Knaller, das musste der Neid ihr lassen. Die wenigen Yogastunden in der Sonne hatten gereicht, um Tinas Haut urlaubsbraun einzufärben, was wiederum großartig zu ihrem neuen farbenfrohen Missoni-Kleid passte. Hätte sie jetzt noch einen langen Lockenschopf, man hätte sofort deren neuste Werbekampagne mit ihr schießen können. Das grob gestrickte Kleid schmiegte sich schmeichelnd an ihren Körper, und die gestreiften Herbstfarben, die sich nacheinander jeweils zu einem V zusammenfügten, betonten ihre schlanke Weiblichkeit, dass es verlockender nicht ging. Sie war beinahe schöner als jedes Model, das Missoni je engagiert hatte.
    Wenige Meter hinter ihr kam Lutz die Treppe herunter. Nicht die geringste

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