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Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)

Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)

Titel: Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Friedmann
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verschwunden. Dort baute sich bereits eine halbe Kosmetikabteilung auf. Cremes, Lotionen, Peelings, Gesichtsemulsionen und was es sonst noch alles gab. Tina liebte Kosmetik.
    Teint? Machte sie sich über ihn lustig? Sah sie denn nicht, dass er Verbrennungen dritten Grades erlitten hatte? Eigentlich war er derjenige, der sich hätte cremen und vollschmieren sollen. Aber allein der Gedanke daran stellte ihm die Haare auf.
    Wie egozentrisch, wie egoistisch und ignorant sie heute wieder war! Dass sie ständig halbnackt ihren, zugegeben, perfekten Körper zur Schau stellte, das war er ja gewohnt. Aber dass sie ihn dabei behandelte, als wäre er kaum anwesend, als wären sie lediglich Bruder und Schwester, die zusammen verreisten, das war neu. Und es tat weh. So links liegengelassen hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt. Wie hatte sie früher immer so schön gesagt? Sie liebe seine überlegte Klugheit, seinen einfühlsamen Witz. Ach, das sei ja so ungewöhnlich für einen Mann.
    Unter größten Qualen cremte Lutz sich das Gesicht dennoch ein. Vernunft und purer Überlebenswille hatten obsiegt. Aber jetzt brannte es noch mehr! Schon wieder so ein Produkt, das die Pharmaindustrie nur herstellte, um die Menschen zu quälen. Geldgierige Sadisten! Pillen machten krank. Medikamente machten krank. Ärzte machten erst recht krank. Das wusste jeder. Wieso sollte es mit teuren Cremes anders sein?
    »Die Nummer mit der Asche, wa, also die is ja wohl echt lustig!«, schallte es aus dem großen Schafzimmer.
    »Lustig?«, wunderte er sich.
    Tina kam zu ihm ins Bad zurück, nur noch mit G-String und dünner Bluse bekleidet. »Mein Gott, nimm doch nicht immer allet so ernst. Also manchmal wirkste echt so … verbittert. Ich mein ›lustig‹, so wie ›der Hammer‹ oder halt ›Wahnsinn!‹«
    Eine weitere Cremedose wurde abgestellt und er wieder allein gelassen. Was hatte er denn jetzt bitte schon wieder falsch gemacht? Er versuchte sich zu entspannen. »Ich wusste nur nicht, was genau du mit lustig meinst. Immerhin wirft das Geld auch einige Fragen und Probleme auf.« Oh Gott! Schälte sich da bereits ein Stück Haut von der Nase?
    »Wat denn für Probleme? Wo ist denn bitte det Problem, wenn man ne gute Mille findet?«
    Sie kam wieder zu ihm ins Bad. Jetzt war sie komplett nackt. Unglaublich, was sie für einen Körper hatte. Null Fett, makellos. Und nicht so krankhaft abgehungert wie die meisten jungen Frauen heutzutage in Berlin. Sie konnte mit ihren dreißig Jahren jede Zwanzigjährige in die Verzweiflung treiben. Vor allem, wenn man wusste, wie wenig sie sich darum scherte, außer natürlich ihrer täglichen Yogasession. Aber das konnte eigentlich nicht der ganze Trick sein. Ihre großartigen Brüste, eine volle Hand, standen immer noch ab wie eine Eins. Wenn er sich nicht so schwach fühlen würde, dann hätte er sie jetzt liebkost und gestreichelt, da, wo sie es besonders mochte, an der Innenseite ihrer Schenkel. Sie würde die Augen schließen, und sie würden zusammen Richtung Bett tänzeln. Dann würde er zwischen ihren Schenkeln abtauchen und all die kleinen Tricks anwenden, die sie ihm über all die Jahre beigebracht hatte. Ein richtiger Profi war er geworden. Plötzlich wurde ihm klar, dass er, dass sie beide, genau das schon eine Ewigkeit nicht mehr gemacht hatten.
    »Wie gesagt, das Geld lag ja nicht gerade auf der Straße.« Er versuchte ihr vorsichtig seinen Standpunkt zu erklären.
    »Auch wenn der Heiko sonst ne Lachnummer is, er hat nicht unrecht. Wir haben det Haus gemietet, oder?«
    »Gemietet eben! Das heißt doch nicht, dass alles darin uns gehört.«
    War ihr eigentlich klar, dass sie ihn mit ihre Nacktheit völlig aus dem Konzept brachte. Er wollte sie schon fast bitten, sich wieder anzuziehen. »Kannst du dir bitte ein Handtuch umbinden?«
    »Wieso? Spinnst du? Darf ich mal fragen, seit wann du so ein Spießer bist? Und seit wann verteidigst du denn bitte schön das Kapital? Det sind ja ganz neue Töne!«
    »Ich hab nur keine Lust, in einem italienischen Mafiaknast zu landen, das ist alles.«
    Lutz spürte, wie sein Mund immer trockener wurde. Verdammt, wieso hatte er keine Kraft mehr in der Hose? Wusste sie, dass sein Kopf wollte, aber sein Körper nicht konnte? Frauen hatten einen siebten Sinn für so etwas. Um etwas Luft zu gewinnen und Raum zwischen ihnen beiden zu schaffen, ging er ins Schlafzimmer. Doch sie folgte ihm und stellte sich breitbeinig in den weißen Türrahmen. Jetzt konnte er alles

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