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Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)

Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)

Titel: Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Friedmann
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Ecke des weitläufigen Esszimmers, das fließend in das Wohnzimmer überging, wo die anderen, auch Elli hatte wieder zu bescheidenen neuen Kräften gefunden, fröhlich herumwippten. In Tina brodelte es heftig. Selbst ihr war alles ein wenig zu Kopf gestiegen. Eben noch federleicht, fühlte sich ihr ganzer Körper in der nächsten Sekunde wie ein Pottwal an und schrumpfte in der nächsten Sekunde wieder zu einem grünen Gummibärchen zusammen. Das nervte sie ungemein. Ihr Schädel brauchte einen Frühjahrsputz, und der wartete in Form eines kleinen Tütchens mit weißem Pulver auf sie.
    Sie nahm das Zeug nur hin und wieder. Lutz fand, zu oft. Aber der war ein Spaßverderber. Jetzt jedenfalls würde es ihre Rettung sein.
    Abseits vom Geschehen wollte sie gerade ein Line ziehen, als sie eine Stimme hörte.
    »Soso, wir haben wohl immer noch nicht genug?«, sagte Anna.
    »Det is ja wohl meine Sache.«
    Dann tat Anna etwas, womit sie Tina komplett sprachlos machte. Anna senkte ihren Kopf über den pulverigen Strich und zog ihn sich ansatzlos in die Nase. Kurz schloss sie genießerisch die Augen und konfrontierte Tina dann mit einem eiskalten Blick. »Hut ab, gutes Zeug«, bemerkte sie lakonisch und ging wieder.
    Tina blieb nur, ihr sprachlos hinterherzusehen.
    Für Anna war Koks längst nichts Besonderes mehr. Keiner von ihren Kollegen oder Verhandlungspartnern konnte heutzutage noch ohne das allgegenwärtige weiße Pulver lang genug wach bleiben und pausenlos die geforderte Leistung abrufen. Sie war eine der wenigen, der das mehr oder weniger gelang. So war eben die Realität da draußen. Genau das brauchte sie jetzt. Zweihundert Volt jagten durch ihr Gehirn. Sie war wieder so hellwach, dass sie beinahe in Carlo hineingelaufen wäre.
    Der wollte nicht glauben, was er eben zufällig beobachtet hatte. »Sag, spinnst du völlig! Wenn du einmal mit dem Zeug anfängst, dann, dann hörst nimmer auf. Das frisst sich wie Gift in deinen Körper!«
    »Ach Carlo, lass es gut sein.«
    »Lass gut sein? Anna?!«
    Kolumbien schlug mächtig ein, und in Annas vorderem Hirnlappen gingen alle Lichter an, gerade so, als hätte jemand eine gewaltige Flutlichtanlage angeschaltet. Sie spürte Power, einen geilen Stolz. Sie war unbesiegbar. Doch es war nichts anderes als die übliche, weiß gepulverte Überheblichkeit und schweißgetriebene Arroganz.
    »Carlo, ich sag dir was, es gibt so viele Dinge, die du nicht weißt. Keine Ahnung hast du.«
    »Was soll denn das bitte heißen? Kannst du mir das mal erklären?«
    »Nein, jetzt nicht, später vielleicht. Jetzt will ich tanzen.«
    Carlo wurde einfach stehen gelassen. Er verstand die Welt nicht mehr. Das war nicht mehr seine Anna. War? Ihm dämmerte, dass schon die ganze Zeit über eine zweite Anna existiert hatte, von der er nicht die leiseste Ahnung gehabt hatte.
    Lutz für seinen Teil drehte mittlerweile seine Kreise, splitterfasernackt. Eine Tatsache, der Anna keine Aufmerksamkeit schenkte und mit der sich selbst Heiko abgefunden hatte.
    Anna, absolut high, schnappte sich ein Weinglas und stand plötzlich vor Heiko. »War kein schlechter Kuss vorhin. War das Zufall?«
    Heiko verstand zwar nur die Hälfte, aber begriff, was gerade passierte. Anna hatte ihn sich gepackt, am Hintern genauer, und wollte jetzt mit ihm eine heiße Sohle aufs Parkett legen. Puh, die Frau hatte nicht nur einen ungedrosselten Ferrari im Hintern, sondern kam ihm viel nüchterner vor, als er es von sich behaupten konnte. Wie machte sie das nur? Es war ihm ein komplettes Rätsel. Nur bei einem war er sich erstaunlich sicher, sie wollte was von ihm. Sie stand auf ihn, das hatte er schon an der Raststätte gewusst. Raststätte? Er hatte keine Ahnung, wie lange das her war. Anna, vom Teufel geritten, zog Heiko in einen der Sessel. Heiko konnte sich kaum wehren, selbst wenn er gewollt hätte. Mit einem schielenden Auge erhaschte er einen Blick auf Carlo, dem aber schien es absolut egal zu sein, was seine Freundin hier veranstaltete. Ohne nennenswerten Widerstand gab sich Heiko seinem Schicksal hin.
    Elli durfte zu ihrer Rechten bewundern, wie ihre Ex-Schwägerin in spe sich mit einem Typen verausgabte, der weder ihre Klasse, ihre Liga noch ihr Geschmack war, und gleichzeitig boten sich ihr zu ihrer Linken die verschlungenen, nackten Körper von Sandra und Tina. In Ellis Welt kam das einer kleinen Orgie verdammt nahe. Vor allem, wenn sie den durchgeknallten Lutz mit dazuzählte. Der war, wie lange nicht mehr, im Reinen mit

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