Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)
Lippenstiftabdruck auf der Backe, denn Tina musste unbedingt noch schnell ihren Freund schminken, bevor der mit seinem zweiten Kuss losgelegt hatte.
»Magst du dich wieder anziehen?«, bat Heiko seine Freundin kleinlaut.
»Nö.« Sandra fühlte sich frei und glücklich.
Und wieder Tina. Wahrheit. Mit wem aus der Runde Tina denn gerne mal schlafen würde, stachelte Elli die aufgedrehte Göre an. »Außer Sandra!«, stellte sie klar.
Tina machte es spannend, dann aber fiel ihre Wahl auf Carlo.
»Aber nur, wenn er och ne Lederhose mit Lack trägt!«
Carlo wäre beinahe seine Zigarre in den Schoß gefallen. Nicht die geringste Spur von Eifersucht bei Anna. Leider. Carlo fing sich wieder, und als er später an der Reihe war, nutzte er die Gelegenheit, sich bei Tina zu revanchieren. Er wollte sie bloßstellen, aber auf seine Weise. »Würdest du mit Heiko ins Bett gehen, sagen wir für zwanzigtausend?«
Schwer zu sagen, wessen Empörung größer war.
»Tina ist nicht käuflich!«, schimpfte Lutz.
»Wieso denn zwanzigtausend?«, beschwerte sich Heiko.
Tina blieb cool. Sie ließ sich Zeit, dann klopfte sie auf den Boden unter sich. »Ich sitz ja hier auf gut zwei Millionen. Da mach ich’s auch nur für’n schlappen Tausender.«
Das war brisant in mehrerlei Hinsicht. Zum einen warf es die Frage nach dem Geldfund wieder auf, zum anderen motivierte es Sandra, eine weitere Grenze auszureizen. »Bitte sehr!« Sie legte Heiko tausend Euro hin. »Endlich kann ich mit meinem Finderlohn was Vernünftiges anfangen.«
Heiko rührte das Geld nicht an. Er verstand die Welt nicht mehr. Die Spannung löste sich erst, als Anna die Scheine nahm und sie in die Flasche steckte. Tina war am Zug. Sie ließ die Flasche kreiseln und zog unaufgefordert ihr Oberteil aus. »Mir is heiß.«
Das Spiel ging weiter, keiner wollte davon lassen. Die Neugierde war nun um vieles größer als jede Angst vor der Wahrheit und dem möglichen Schmerz, der folgen konnte. Über allem schwebte der Tabubruch. Elli fühlte sich wieder wie mit zwanzig zu ihrer Studienzeit.
Tina traf auf Anna, die sich der Pflicht stellen wollte. Die bestand darin, eine von Sandras Brüsten zu küssen. Welche, konnte sie sich gerne aussuchen. Die Brüste waren wohl gerade Thema Nummer eins. Anna räusperte sich verlegen, aber wollte jetzt keinen Rückzieher machen. Sandra streckte Anna ihre beiden Schönheiten entgegen, und Anna schenkte beiden einen satten Schmatzer.
Heiko schüttelte verständnislos den Kopf, was die Stimmung nur weiter anheizte. Da traf es wieder ihn. Es schien fast, als hätte er nur darauf gewartet. Er fragte sich, sollte er Wahrheit wählen und Sandra auf dem goldenen Tablett servieren, dass er sie selbstverständlich auch schon Dutzende Male betrogen hatte, dass sie sich auf ihren kleinen Seitensprung ja nichts einzubilden brauchte und sich ihre tausend Euro sonst wo hinstecken konnte? Zeit, seiner ebenso untreuen wie undankbaren Freundin eins auszuwischen. »Wahrheit.«
Doch Heiko hatte sich verschätzt. Anna interessierte sich nicht für irgendwelche Affären. Sie steckte den Finger in die offene Wunde. »Die zwei Mios für dich allein oder Sandra? Wofür entscheidest du dich?«
Sofort fing Heiko an zu schwitzen. Innerlich verfluchte er Anna, denn durch sein auffälliges Zögern war jedes Bekenntnis zu Sandra längst unglaubwürdig geworden. Das blieb auch seiner Freundin nicht verborgen. »Selbstverständlich Sandra!« Er versuchte es trotzdem.
»Von mir aus kannst du ruhig das ganze Geld nehmen«, sagte Sandra kühl.
Und Heikos Gewissensbisse, beim ersten Sonnenstrahl tatsächlich heimlich und ganz allein, ohne Sandra, dafür mit fast zwei Mios auf dem Beifahrersitz, auf Nimmerwiedersehen davonzubrausen, näherten sich rapide gen null.
Der Gott des Zufalls zeigte Humor, denn schon deutete der Flaschenhals umgekehrt wieder auf Anna. Die machte den Fehler, sich für Pflicht auszusprechen. Heiko ließ Milde walten, er verlangte nicht mehr und nicht weniger, als dass Anna nun ihm einen leidenschaftlichen Zungenkuss geben möge, mindestens eine Minute lang.
Da musste Anna durch. Um die Sache besser zu überstehen, verlangte sie nach einem ordentlichen Schluck Grappa. Mit Bauchschmerzen lehnte sie sich störrisch zu ihm hinüber und wollte ihn mit einem harmlosen Gutenachtkuss abspeisen. Doch das konnte Heiko beim besten Willen nicht gelten lassen. Natürlich gaben ihm die anderen ausnahmsweise mal recht. Also ging es für Anna in die zweite
Weitere Kostenlose Bücher