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Flaschendrehen: Roman (German Edition)

Flaschendrehen: Roman (German Edition)

Titel: Flaschendrehen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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Gegensatz zu mir eine Idee.
    »Ja, ich geh als Peter Sellers in Partyschreck , witzig, oder?«
    Fand ich auch, die Rolle passte super zu Rudi.
    »Als was geht ihr denn?«, fragte Rudi zurück und zog mich ein Stück zur Seite, weil ich einem Paar die Sicht auf ein Kräuterallerlei versperrte, das gegen Melancholie helfen sollte. Leila als Carmen konnte er sich nur zu gut vorstellen, und ich musste zugeben, dass ich noch keine Idee hatte.
    Rudi konnte es nicht glauben.
    »Mensch, das ist doch dein Metier sozusagen! Kostümball und auch noch mit Kino als Motto! Da müssten die Ideen nur so sprudeln, was ist denn bloß los?«
    Gute Frage, nächste Frage. Ich verstand es ja selbst nicht. Wir steuerten die schwarzen Lederkippsofas an, die am Rande des Ausstellungsraums zum Verweilen aufgestellt waren, und ließen uns nieder.
    »Was haltet ihr davon, wenn ich als Julia gehe?«, fragte ich versuchsweise in die Runde, nur um die Frage gleich wieder zurückzuziehen, als ich die Reaktion auf den Gesichtern sah.
    »Wie verkleidet man sich denn als Julia? Mit Giftfläschchen um den Hals?«, machte Rudi einen Witz, über den Liv eindeutig zu laut und zu lange lachte.
    »Ich hab’s, ich hab’s«, kreischte sie und schlug sich vor Lachen auf die Schenkel, womit sie einige entnervte Blicke auf sich zog. Zu Recht, wer wollte schon Gelächter in einer Melancholieausstellung hören? Dazu ein so unangenehmes!
    »Warum gehst du nicht als Glenn Close in Eine verhängnisvolle Affäre? Wäre doch passend als Einbrecherin in eine bestehende glückliche Partnerschaft!« Sie sah sich Beifall heischend um. Zum Glück erntete sie nichts außer eisiger Stille.
    »Mann, versteht ihr denn keinen Spaß?«, schmollte sie.
    »Spaß schon, fiese falsche Seitenhiebe hingegen nicht!«, verteidigte mich Leila, wofür ich sie dankbar ansah.
    Liv, die puterrot angelaufen war, zischte: »Ihr wollt es nicht wahrhaben, weil Gretchen euch alle blendet, aber in Wirklichkeit hat sie nur ein Ziel, und das ist Ben und mich auseinander zu bringen, aber ich lasse das nicht zu. Und wenn ihr alle so tut, als ob das nicht stimmt, mich täuscht sie nicht, mich nicht!«
    Sprachlos, ich war nur noch sprachlos. Leila reagierte an meiner Stelle.
    »Abgesehen davon, dass du überhaupt nicht ahnst, was für einen Mist du da redest, wenn du dir Bens Liebe sicher wärst, müsstest du dir wohl keine Sorgen machen, dass euch jemand auseinander bringen könnte.«
    Während ich nach Luft schnappte, stand Ben auf. Ruhig und bestimmt sagte er:
    »Es reicht. Liv, wann glaubst du mir endlich, dass Gretchen nichts von mir will? Gretchen, wann merkst du endlich, dass Liv mehr ist als eine schöne Fassade? Ich glaube, das Beste ist, ihr sprecht euch endlich mal aus. Rudi, kommst du mit?« Sprach’s und ging.
    Super, würden jetzt alle unsere Treffen so enden?
    Rudi sprang auf, grinste entschuldigend.
    »Nichts für ungut, aber wir Männer müssen zusammenhalten.«
    Klasse, genauso hatte ich mir einen Nachmittag mit Kunstgenuss vorgestellt. Leila schielte zum Ausgang, ganz klarer Fall eines Absetzungsversuchs. Ich trat sie gegen das Schienbein und rollte unmissverständlich mit den Augen als Zeichen, dass sie es ja nicht wagen sollte, mich allein zu lassen. Wie es schien, war ich im Angsteinflößen nicht besonders erfolgreich, sie versuchte nicht mal, eine Ausrede zu erfinden, sondern meinte, es sei wirklich eine gute Idee, wenn wir beide diese Spannungen zwischen uns mal klären würden, und ging.
    Völlig perplex saßen Liv und ich uns gegenüber, mehr als überfordert mit der Situation. Wir sahen uns an und mussten plötzlich lachen. Erst kichernd aus Verlegenheit, denn das halbe Museum hatte die Szene mitbekommen, dann weil wir merkten, wie albern es war, und schließlich lauthals, weil es so gut tat und befreiend wirkte.
    »Also wir beide allein hätte ich mir auch nie träumen lassen! Eher wäre ich bereit gewesen, mich auf ein Doppeldate mit Cherno Jobatey und Götz Alsmann einzulassen – und wie die beiden zueinander stehen, wissen wir«, erklärte ich kichernd und war erstaunt, dass sie einstimmte. Sie schien sogar zu wissen, von wem ich sprach.
    Ich holte tief Luft und wollte zur großen Aussprache ansetzen, da ließ sich eine Schulklasse neben uns nieder. Wir siedelten ins museumseigene Café über, wo es sich bei einem Milchkaffee diskreter sprechen ließ.
    »Also, ich werde jetzt ganz ehrlich zu dir sein, okay? Es ist wahr, dass ich jahrelang in Ben verliebt war, und frag

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