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Flaschendrehen: Roman (German Edition)

Flaschendrehen: Roman (German Edition)

Titel: Flaschendrehen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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umwerfend aus in seinem Smoking, elegant, distinguiert, sexy und cool. Clemens ging zum Mikrofon, die Kapelle hörte auf zu spielen.
    »Einen wunderschönen guten Abend. Ich freue mich, dass ich mit so hochkarätigem Publikum in meinen Geburtstag feiern darf, und wollte die Gelegenheit ergreifen, mich für die letzten Monate bei euch zu bedanken. Was ihr in dieser kurzen Zeit aufgebaut habt, grenzt an Wahnsinn! Mir ist vollkommen klar, dass ohne eure Leidenschaft, eure Kompetenz und die Bereitschaft, Überstunden zu schieben, wir mit Phosphor nicht da stehen würden, wo wir jetzt sind. Ich möchte euch von ganzem Herzen dafür danken! Jetzt lasst uns feiern, verdient haben wir es alle, das Buffet ist eröffnet.«
    Tosender Beifall brandete auf, Clemens’ Dankesrede kam von Herzen, und das hatten alle gemerkt.
    James Bond stieg die Stufen von der Bühne herab und war sofort von Scarlett O’Hara, Uma Thurman und Pretty Woman umlagert – alias Diane, Michi und Marion. Diane als Scarlett O’Hara passte wie, es fiel mir kein anderer Vergleich ein, Arsch auf Eimer. Sie musste den »Ich will aber alles, und zwar sofort«-Blick nicht einmal üben, der war ihr naturgegeben. Das grüne Kleid passte gut zu ihrem dunklen Haar und den dunklen Augen, wahrscheinlich hatte sie getippt, Clemens würde als Rhett Buttler kommen. Michi wünschte sich, Uma Thurman aus Kill Bill darzustellen, was voll danebenging. Sie hatte so viel Ähnlichkeit mit Uma Thurman wie Boris Becker mit Rudolf Mooshammer, Gott hab ihn selig. Abgesehen davon, dass Michi weder die körperlichen Merkmale einer langbeinigen blonden Uma Thurman mitbrachte noch deren Selbstbewusstsein, könnte sie nicht konträrer sein, was ihre Persönlichkeit betraf. Während Kill Bill für Stärke, Power, Mut und Kampf stand, war Michi schüchtern, verunsichert und introvertiert.
    Marion als Pretty Woman trug das legendäre Pünktchenkleid samt passendem Hut aus der Filmszene, in der Julia Roberts und Richard Gere zum Pferderennen gehen.
    Meinem ersten Impuls nach wäre ich am liebsten gleich auf Clemens zugegangen, aber ich ließ es bleiben, denn erstens wollte ich mich nicht in die Schlange einreihen, die vor ihm stand, und zweitens hegte ich die Befürchtung, man könnte mir und Clemens ansehen, was zwischen uns lief.
    Feline war unbemerkt neben mich getreten und hielt mir ein Glas Champagner hin. Sie war als Audrey Hepburn aus Frühstück bei Tiffany verkleidet. Die Rolle war ihr auf den Leib geschneidert, sie wirkte überhaupt nicht verkleidet, sie trug ihr Kostüm mit einer solchen Natürlichkeit, dass sie ohne weiteres damit in einer Aufsichtsratssitzung hätte auftauchen können, ohne dass sich jemand groß gewundert hätte.
    »Amüsierst du dich? Tolle Verkleidung übrigens«, prostete sie mir zu. Das Kompliment konnte ich nur zurückgeben. Sie sah zu Clemens hinüber und sagte, wie froh sie sei, ihn gefunden zu haben. Interessiert fragte ich nach, wie sie auf Clemens als Besetzung für die Redaktionsleitung gekommen sei und ob sie ihn schon früher gekannt habe. Es stellte sich heraus, dass Clemens die Empfehlung eines guten Freundes war. Er habe ihr gesagt, falls sie jemanden suche, der einen Neuanfang und frischen Wind ins Unternehmen bringen sollte, dann sei Clemens genau der Richtige. Anscheinend eilte ihm sein Ruf als Motivator geradezu voraus. Gleichgültig, wo er eingesetzt worden war, immer hatte sich die Firma in Windeseile aufgerappelt, die Mitarbeiter hatten Begeisterung und Enthusiasmus verspürt, die ihnen zuvor abhanden gekommen waren, und das alles nur wegen Clemens.
    »Ich wüsste zu gerne, wie er das macht«, sinnierte Feline. Ihr Blick wanderte zur größer gewordenen Traube, die ihn umschwärmte.
    Mein Handy, das ich geschickt unter der Schärpe festgesteckt hatte, klingelte.
    »Bist du da? Ich kann dich nicht finden«, hörte ich Clemens beunruhigt fragen.
    Kein Wunder, seine Bondgirls versperrten ihm die Sicht.
    »Dreh dich mal nach rechts, ich steh unter dem Kronleuchter«, antwortete ich und beobachtete, wie er sich in meine Richtung wandte.
    »Sissy?!«, rief er lachend ins Handy und stürmte auf mich zu.
    »Gemach 007 und nicht den Hofknicks vergessen, oder soll ich lieber Franzl zu dir sagen?«, gab ich leise kichernd zurück.
    Wir fielen uns um den Hals und küssten uns, wie es sich gehörte, nur auf die Wangen, aber unsere Augen sprachen Bände.
    Clemens fand mein Sissy-Kostüm ganz bezaubernd und passend, ich fand seine

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