Flaschendrehen: Roman (German Edition)
James-Bond-Aufmachung ebenfalls mehr als gelungen, nur dass Sissy und James Bond nicht wirklich das kompatibelste Paar gewesen wären, aber wer wollte schon kleinlich sein, wenn er James Bond haben konnte?
»Das Fest ist ein Hammer, wie hast du das alles auf die Beine gestellt?«
Meine Hilfe hatte er kategorisch abgelehnt, die Begründung war gewesen, ich würde schon genug für ihn schuften.
Marion, das Organisationstalent und Superassistentin, war die Erklärung. Sie hatte sich nach Clemens’ Angaben und Vorstellungen um alles gekümmert und strahlte zu Recht vor Stolz, dass alles gut gelungen war. Wir konnten leider nicht länger sprechen, Clemens wurde von allen Seiten belagert, also verzog ich mich diskret, schließlich würde ich ihn noch die ganze Nacht haben. Endlich, ich konnte die Zeit, die wir seit Venedig zusammen verbracht hatten, an einer Hand abzählen. Morgen musste er schon wieder los, diesmal auf das Noise Festival, gemeinsam mit Diane – oder Scarlett, wie ich sie ab heute nennen würde.
Rudi, der als Partyschreck Peter Sellers unterwegs war, kam mit zwei Drinks auf mich zu, fragte, ob Sissy schon alt genug sei, um trinken zu dürfen, und stieß mit mir an, nicht ohne zu bemerken, wie viele scharfe Mädels wir bei der Phosphor hätten und Diane als Scarlett gewisse Männerfantasien freisetze.
Auf meine Nachfrage, was mit Carmen formally known as Leila sei, grinste er mich an, meinte, für wie blöd ich ihn halte, er könne meine durchsichtige Frage durchschauen, aber wenn es mich denn so brennend interessieren würde, Leila liefe außer Konkurrenz.
Ich würde schon noch rausfinden, ob Rudis Herz für Leila schlug.
Gemeinsam mit Sarah stellte ich mich beim Buffet an, auch Prinzessinnen bekommen Hunger.
Vor uns standen Diane und Michi einträchtig nebeneinander, beide glänzender Laune. Diane lächelte sogar und schaffte es, Smalltalk zu führen, ohne auch nur einmal fies zu werden. Mein Gefühl sagte mir, dass irgendwas nicht stimmte. Ich konnte es nicht genauer begründen, aber plötzlich war alles so entspannt, alle hatten sich lieb, keiner nervte mich mehr mit Liebesbezeugungen, was Clemens anging, es war geradezu gespenstisch.
Wenn jetzt noch Clemens wieder mehr Zeit finden würde, sich auszuruhen und unserem Privatleben zu frönen, wäre zum ersten Mal einfach alles gut, beängstigend gut!
Sarah häufte sich eine Köstlichkeit nach der anderen auf den Teller. Seit sie mit dem Rauchen aufgehört hatte, plagte sie Heißhunger auf Süßes, was man ihrer Figur jedoch nicht ansah, die Glückliche war mit einer Schilddrüsenüberfunktion gesegnet, etwas, was ich in meinem nächsten Leben auch haben wollte.
»Sieh mal, es gibt Mohnschnecken. Die magst du doch so gern!«
Sarah wollte mir gleich eine auf den Teller legen, was ich dankend ablehnte. Fehlte noch, dass Sissy ihrem Prinzen später mit Mohnkrümeln zwischen den Zähnen gratulierte.
Rudi machte seiner Verkleidung als Partyschreck alle Ehre und drängte sich bei uns in die Schlange, anstatt sich hinten anzustellen, was zu empörten Zurufen der hungrigen Meute führte. Ich stieß ihn tadelnd in die Seite und bat ihn, sich zu benehmen, er durfte sich schließlich freuen, als einer der wenigen externen Gästen eingeladen worden zu sein, und ich hatte keine Lust, dass er hier auffiel und ich Fragen beantworten musste, weshalb eigentlich mein Bruder auf der Party sei.
Mit voll geschlagenem Bauch wollte ich mich setzen und ausruhen, so ein Sissy-Kostüm war um einiges unbequemer, als man dachte. Im Fernsehen wirkten die Kleider immer so leicht und schwerelos. Vor allem versetzte mich die zusammengeschnürte Wespentaille in einen vorkomatösen Zustand. Mein hyperaktiver Bruder, der erst Scarlett, Carmen, Mimi und schließlich Angelica Houston übers Parkett geschleudert hatte, dachte nicht daran, mich in Frieden sitzen zu lassen. Meine Ausrede, dass meine Füße schmerzten, ließ er nicht gelten.
»Als Prinzessin der Herzen bist du das dem schnöden Volk schuldig!«
Bevor ich mich versah, tanzten wir zu Nobody does it better , einem alten Bond-Klassiker, gesungen von Carly Simon. Rudi war ein ziemlich guter Tänzer, eigentlich hätten wir uns auch absprechen und als Ginger Rogers und Fred Astaire verkleiden können, fuhr es mir durch den Kopf, während Rudi mich eine Pirouette wirbeln ließ.
Clemens als James Bond tanzte mit Audrey Hepburn alias Feline neben uns, schaute ihr über die Schultern und zwinkerte mir zu.
Ich zwinkerte
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