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Flaschendrehen: Roman (German Edition)

Flaschendrehen: Roman (German Edition)

Titel: Flaschendrehen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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alle Fälle viel Geld für Detektive sparen.
    Clemens sah mich flehend an.
    »Darf ich mit reinkommen? Ich muss mit dir reden!«
    Ich lehnte ab, ihn in meine Wohnung zu lassen, und forderte ihn auf, jetzt oder nie wieder etwas zu sagen.
    Er sah mir in die Augen, und auch wenn da immer noch dieses gewisse Etwas war, packte es mich zum Glück nicht mehr.
    »Ich habe bei Feline gekündigt und werde mir einen neuen Job suchen. Gretchen, ich weiß, wie viel Mist ich gebaut habe, aber ich will ein neues Leben anfangen, und zwar mit dir! Du bedeutest mir alles!«
    Kopfschüttelnd antwortete ich.
    »Weißt du, was ich nicht verstehe: Wenn du doch angeblich so viel für mich empfindest, wie konntest du Platz in deinem Herzen für all die anderen Frauen haben?«
    Jetzt würden wir alle Fragen, die ich noch nicht gestellt hatte, klären!
    Er nahm meine Hand, die ich sofort wieder wegzog.
    »Ich kann es nicht erklären, aber ich habe gemerkt, dass es bei mir immer nach demselben Muster abläuft. Ich fange Feuer für eine Frau und will sie haben. In diesem Moment gibt es nur diese Frau auf der Welt, und nichts anderes zählt. Ich würde in diesem Moment alles für sie tun, für sie sterben, nur um diese Ungewissheit auszuräumen, ob sie auch so fühlt wie ich. Sobald das Bangen und Zittern sich gelöst hat und sie mir sagt, dass sie fühlt wie ich, dass sie mich liebt, lässt kurz danach mein Interesse nach, ob ich will oder nicht.«
    Das hatte ich schon selbst verstanden. Nicht umsonst hatte ich nach Venedig, wo ich Clemens zum ersten Mal gestand, dass ich ihn liebte, bemerkt, wie seine Gefühle mir gegenüber abkühlten.
    »Und als ich mich zurückgezogen habe, wurde es wieder interessant für dich, richtig?«
    Clemens nickte.
    »Warum hast du es mir nicht gesagt, und wie konntest du dich ausgerechnet mit Sarah einlassen?«
    Clemens schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß es nicht. Es war einfach dieser Reiz des besonders Verbotenen. Dann wuchs mir alles über den Kopf, und ich wollte die Sache beenden, aber ich kann nicht sehen, wenn eine Frau wegen mir leidet, und Schluss machen fällt mir auch nicht leicht.«
    War es zu fassen? Vor mir saß der vierzigjährige ehemalige Chefredakteur und Mitglied der Geschäftsleitung der Phosphor und sagte mir, dass er konfliktscheu sei und es nicht schaffe, Beziehungen zu beenden, weil er keiner Frau wehtun könne.
    Wie wollte er eigentlich eine Firma leiten oder Mitarbeiter entlassen? Verließ er vor jeder Kündigungswelle das Land? Wundern würde es mich nicht.
    »Was meine Gefühle für dich angeht, die sind nicht weg, die waren nie weg. Gretchen, du bist etwas ganz Besonderes für mich, vom ersten Augenblick an. Was du hast, das hätte ich gern. Glaube mir, wenn ich tauschen könnte mit deinem Glauben an den Einzigen, mit deiner Hingabe daran glauben könnte, dass eine Liebe ein Leben lang hält, ich würde es sofort machen.«
    Wie er jetzt so verzweifelt vor mir stand, glaubte ich ihm das sogar und überlegte mir, dass er eigentlich der Bestrafte von uns beiden war, denn solange man jung war, war so eine Lebensweise vielleicht spannend, doch irgendwann, wenn sich nie etwas weiterentwickelte und immer nur der Rausch der anfänglichen Liebe im Mittelpunkt stand, wurde es arm.
    Ich war verwirrt, eigentlich wollte ich ihm Gemeinheiten zufügen, ihn bluten sehen für seinen Verrat, stattdessen empfand ich Mitleid.
    »Komisch, eigentlich wollte ich mich rächen …!«
    »Glaube mir, du würdest mein Leben und diesen ewigen Drang nach Verführung nicht wollen. Während du bald jemanden fürs Leben findest, eine Familie gründest, ein gemeinsames Leben aufbaust und im Alter jemanden hast, der dir die Hand hält, werde ich immer noch rastlos auf der Suche sein und hoffen, irgendwann eine zu finden, die mich für immer fesselt. Ist das nicht Rache genug?«
    »Es ist nie zu spät, sich zu ändern!«
    Clemens sah mich flehend an.
    »Heißt das, wenn ich mich ändere, gibst du mir noch mal eine Chance?«
    Das verneinte ich ausdrücklich.
    Er unternahm einen letzten Versuch.
    »Denk doch an diese Magie, die zwischen uns war. Ich kann versuchen, mich zu ändern, oder wir arrangieren uns irgendwie, aber das, was wir haben, ist doch viel zu groß, um es einfach wegzuwerfen!«
    Ja, das sah ich inzwischen etwas anders. Groß waren höchstens seine Gesten und der Vertrauensbruch gewesen.
    Ich bat ihn zu gehen, schließlich musste nicht das ganze Haus mitbekommen, wie ich mich zum Narren gemacht

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