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Flaschendrehen: Roman (German Edition)

Flaschendrehen: Roman (German Edition)

Titel: Flaschendrehen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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kann nicht aus meiner Haut« –, der Sänger der Counting Crows sang »I am covered in skin … No one gets to come in … Pull me out from inside …« . Vielleicht war es das, was Ben wollte, raus aus seinem sicheren Schutzwall gezogen werden.
    Wie auch immer, vergessen konnte ich diese Nacht nicht, immer wieder dachte ich daran zurück.
    Bereuen konnte ich sie erst recht nicht. Ich würde alles wieder genauso machen.
    Leila saß ausgeschlafen und gut gelaunt vor einem frisch gepressten Orangenananassaft.
    »Ich bekomme auch so einen und bitte noch ’nen Milchkaffee dazu!«, rief ich Roberta, der freundlichen Bedienung, zu und setzte mich. Leila hatte einen Fensterplatz ergattert mit Blick auf die Kollwitzstraße samt ihren schönen Jugendstilbauten und Baumalleen, die im Winter ohne Blätter den Blick auf die Wohnungen freigaben und die an Paris erinnerte.
    Leila sah mich an und fragte, bevor ich überhaupt was gesagt hatte: »Was ist passiert, du glühst ja vor Aufregung!«
    Auweia, konnte man mir alles ansehen?
    »Du wirst es nicht glauben, aber Ben und ich haben gestern die Nacht zusammen verbracht.«
    Als ich den Satz ausgesprochen hatte, fiel Leila aus allen Wolken und kriegte sich gar nicht mehr ein. Alles wollte sie wissen, jedes noch so kleine Detail, und immer wieder rief sie aufgeregt »Das glaub ich ja nicht!« dazwischen.
    Moralische Vorhaltungen ersparte sie mir, worüber ich sehr dankbar war, denn es wäre ein Leichtes gewesen, mir einen Spiegel vorzuhalten und zu sagen: »So, jetzt siehst du, wie das ist, wenn du jemandem erliegst, den nicht nur du allein gut findest.«
    Stattdessen überlegte sie, wie es jetzt weitergehen sollte, was Bens Zettel bedeutete und wie ich mich verhalten sollte.
    Sie war überzeugt, dass Ben in mich verliebt war, aber Angst hatte.
    »Das macht alles Sinn, wie er dich behandelt und ansieht, du musst ihn jetzt ermuntern, das heißt, du willst doch mit ihm zusammen sein, oder?«
    Seit ich denken konnte, wollte ich nichts anderes, als mit Ben zusammen zu sein, mal abgesehen von Clemens, für den ich auch meine Großmutter verkauft hätte, so berauscht, wie ich gewesen war.
    Leider sah ich keine wirkliche Chance, denn solange Ben mir schrieb, es sei zu kompliziert, war an keine Beziehung zu denken, mal abgesehen davon, dass er eine Freundin hatte, fiel mir wieder siedend heiß ein.
    »Ben reagiert auf Druck nicht, den muss man von alleine kommen lassen. Wenn es mit uns etwas geben soll, wird das Schicksal schon einen Weg finden. Außerdem will ich Liv das nicht antun, zumindest will ich keine treibende Kraft sein«, ergab ich mich fatalistisch. Mir war klar, dass es durchaus möglich war, dass es die erste und einzige gemeinsame Nacht blieb und Ben es vorziehen würde, mich nicht an sich ranzulassen.
    Solange würde ich davon zehren, zumindest hatte ich gemerkt, dass ich Clemens vergessen konnte, und wenn das möglich war, würde es mir eines Tages auch mit Ben gelingen.
    »Weißt du, vielleicht sollten wir uns von der Vorstellung verabschieden, traditionelle Beziehungen zu wollen, irgendwie scheint das heute nicht mehr zu klappen, egal, ob die Gefühle stimmen oder nicht. Vielleicht sollten wir uns darauf einrichten, unsere Freunde als Familie zu sehen und die Männer als schöne Schmetterlinge, die vorbeiflattern und dann aber auch schon wieder weg sind«, überlegte ich.
    Leila verdrehte die Augen.
    »Das tut dir nicht gut, du hältst schon wieder schwülstige Reden, außerdem – um dich zu zitieren –, mir sind deine Ansichten einfach ›zu modern‹!«
    »Meinst du, ich werde den Richtigen in diesem Leben noch finden?«, fragte ich sie.
    Leila überlegte nur einen kurzen Augenblick lang.
    »Finden bestimmt, aber ob du ihn auch bekommen wirst?«
    Wir mussten beide laut lachen, und zum ersten Mal seit Clemens hatte ich das Gefühl, dass alles wieder gut würde.

Gedankenverloren ging ich nach Hause, holte die Post aus dem Briefkasten und stieg langsam die Stufen zu meiner Wohnung hoch, während ich die Post durchging.
    Auf einmal wäre ich beinahe gestolpert. Ich schaute hoch, und auf den Stufen vor mir saß Clemens, der ziemlich übernächtigt und fertig aussah.
    Hilfe, was wollte der hier?
    Mit mir reden, wie sich schnell herausstellte. Woher wusste er, dass ich gerade nach Hause kam, beobachtete er mich etwa, oder musste Viola, seine Stalkerin, jetzt ran und ihn mit Infos versorgen? Eigentlich keine schlechte Institution, so ein Stalker, dann konnte man sich auf

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