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Flaschendrehen: Roman (German Edition)

Flaschendrehen: Roman (German Edition)

Titel: Flaschendrehen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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I’m no fool, I’m getting tired of starting again somewhere new!« , sang ich und tanzte lachend weiter.
    Ben sah mich an und bewegte sich keinen Meter, bis Liv, die ihn offensichtlich suchte, vor ihm stehen blieb und ihm wegen der lauten Musik ins Ohr schrie. Ben schüttelte nur den Kopf und sah weiter in meine Richtung. Liv verfolgte seinen Blick, sah mich und machte einen enttäuschten Gesichtsausdruck; dann schüttelte sie entmutigt den Kopf und ging.
    Vor kurzem hätte mich noch das schlechte Gewissen gepackt, aber jetzt stand ich auf dem Standpunkt, dass alle groß genug waren, um zu wissen, was sie wollten, wie und mit wem sie leben wollten.
    Rudi, der sich freute, dass seine Musik ankam, rockte an seinem Tisch, schüttelte sein Haar zum Rhythmus und flirtete dabei mit einer sehr niedlichen und jungen Assistenzärztin namens Doreen, die Sarah mitgebracht hatte. Doreen war neu in der Stadt, musste ihr Abi mit vierzehn gemacht haben und ihr Physikum mit siebzehn, zumindest war sie als Assistenzärztin mit fünfundzwanzig ganz schön jung.
    Doreen war sichtlich angetan von Rudi und, wie mir schien, noch nicht von Sarah gewarnt worden, wobei das Angenehme an Rudi war, dass er den Mädchen nie etwas vorspielte.
    »Man kriegt, was man sieht, aber eben nur für einen Abend. Weshalb soll ich den Damen etwas vormachen, wenn ich kein Interesse an einer festen Beziehung habe«, pflegte Rudi zu sagen und fand mehr Mädels, die das okay fanden und ebenso handhabten, als ich gedacht hatte. Mir war das zu modern, aber wenn es sie glücklich machte.
    Durstig boxte ich mich in die Küche durch, die von fröhlichen Menschen, die sich prächtig amüsierten, nur so überquoll.
    Natürlich stieß ich direkt vor der Anrichte mit den Getränken mit Ben zusammen, den ich im Schummerlicht erst gar nicht erkannt hatte.
    »Wie geht’s dir? Freut mich, dass du dich mit Sarah wieder versöhnt hast!«
    Aha, die Stille Post oder Rudi war mal wieder aktiv gewesen.
    »Mir geht’s gut, sogar sehr gut, und mit Sarah ist auch alles bestens!«
    Was sollte das Gespräch? Anstatt auf das einzugehen, was zwischen uns vorgefallen war, lenkte er ab. Sollte ich ihn fragen, wie es ihm ging so nach der Nacht der Nächte, die auch dem Unterbelichtetsten eigentlich klar gemacht haben müsste, dass wir füreinander bestimmt waren? Kam bestimmt gut, vor allem mit Liv in der Nähe, aber eigentlich ärgerte ich mich, dass Ben immer die offensichtlichen Dinge totschwieg und mit Nichtigkeiten ablenkte.
    Ich glaube, er wollte noch was sagen, aber darauf hatte ich keine Lust, heute würde mir Ben nicht die Laune verderben.
    Ich rauschte wieder Richtung Tanzfläche. Rudi hatte den Morrissey-Klassiker First of the gang to die aufgelegt, und Sarah tanzte gemeinsam mit Leila und Michi dazu.
    Sofort stürzte ich mich zu ihnen ins Getümmel. Aber plötzlich wurde ich am Arm zurückgezogen. Ich drehte mich um, es war Ben, der mir hinterhergekommen war.
    Bevor ich mich versah, zog er mich ohne Vorwarnung zu sich heran und küsste mich mitten auf der Tanzfläche so innig und lange, als ob er nie wieder aufhören wollte. Alles drehte sich um mich, was nicht nur am Alkohol und der lauten Musik lag, sondern vor allem an Bens Kuss. Mein Gott, wer hatte ihm was ins Glas geworfen? War Liquid Ecstasy nicht schon lange out?
    Ich rechnete jeden Moment damit, ein Messer in den Rücken gerammt zu bekommen, denn jeder hatte diesen Kuss mitbekommen, zumindest wenn ich die offenen Münder der Mädels und Rudi sah. Wo sich Liv befand, konnte ich nicht orten, bestimmt war sie auf der Suche nach einem Gegenstand, den sie mir über den Kopf ziehen konnte.
    Egal, meine Endorphine spielten so verrückt, das würde jeden Schmerz lindern.
    Fassungslos rief ich: »Was war das denn?«
    Ben antwortete: »Das war schon lange fällig!«, und zog mich an den Rand der Tanzfläche, wo die Musik leiser war und man sein eigenes Wort verstand.
    Ich wollte kein Spielverderber sein, aber so ging das nicht.
    »Das kannst du nicht bringen. Was soll denn Liv denken? Bist du völlig übergeschnappt?«
    Ben kam näher und sagte: »Ich bin nicht mehr mit Liv zusammen. Nach diesem Abend, als wir In the mood for love gesehen und uns beinahe geküsst haben, wusste ich, dass ich mir nicht länger in die Tasche lügen konnte, und habe mit Liv das erste Mal Schluss gemacht.«
    Ich war total verwirrt!
    »Äh, was heißt denn das erste Mal, und wieso wart ihr Sylvester zusammen bei Leila?
    Ben unterbrach

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