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Flaschendrehen: Roman (German Edition)

Flaschendrehen: Roman (German Edition)

Titel: Flaschendrehen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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Ich hatte meinen Satz leicht und unbekümmert klingen lassen, so als ob ich wirklich froh gelaunt im Watergate weiterfeiern wollte und nicht aus lauter Verzweiflung abzog.
    Sarah sah mich verständnislos an, Diane und Michi strahlten, Bella verzog keine Miene.
    Und Clemens?
    Clemens schien verwirrt. Bevor er was sagen konnte, war ich auch schon abgerauscht, mit einem Lächeln auf den Lippen und sehr souverän, wie ich fand. Draußen rief ich mir ein Taxi. Gerade als ich einsteigen wollte, hörte ich Schritte hinter mir.
    »Gretchen, warte!«
    Ich drehte mich um. Es war Clemens! Er rannte fast. Mein Atmen setzte kurz aus, in meinem Kopf begann es zu surren.
    Ohne Vorwarnung nahm er mein Gesicht in seine Hände und küsste mich, wie ich noch nie zuvor geküsst worden war.
    »Jetzt kannst du gehen!« Sprach’s, verschwand und ließ mich vollkommen fassungslos stehen.
    »Was ist denn jetzt, junge Dame? Wollen Se mit oder bleiben Se hier?«
    Der Taxifahrer schien solche Szenen zu kennen, zumindest blieb er ziemlich ungerührt und schaltete das Taxameter ein.
    Benebelt stieg ich ins Taxi, immer noch nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen.
    Das Adrenalin schoss nur so durch meinen Körper, mein Atem ging jetzt schnell, und der Magen zog sich vor Glück zusammen. Clemens hatte mich geküsst! Und wie! Nie hatte ich mich lebendiger gefühlt!
    Vor lauter Überschwang gab ich dem ungläubig dreinschauenden Taxifahrer zehn Euro Trinkgeld, heute Nacht sollten alle Menschen so glücklich sein wie ich. Auf dem Weg in meine Wohnung nahm ich gleich drei Stufen auf einmal. Ich war so aufgedreht, aufgekratzt und außer mir, dass ich Stunden später erst mit einem einzementierten Lächeln im Gesicht einschlief.

»Gretchen, schläfst du immer noch?«
    Sarah sprudelte geradezu über vor guter Laune und war mir definitiv zu energetisch für einen Samstagmorgen um elf. Ich hielt das Telefon erst einmal weit weg vom Ohr.
    »Mann, ich muss dir von gestern Abend erzählen! Du glaubst nicht, was sich für Szenen abgespielt haben, als du weg warst.«
    Mit einem Schlag war ich wach, mein schlechtes Gewissen auch! Clemens hatte mich geküsst, und ich hatte es Sarah entgegen unserer Abmachung verschwiegen. Was, wenn er geplaudert hatte? Dann würde sie sicher nicht so fröhlich klingen, beruhigte ich mich.
    »Was war denn?«, fragte ich mit belegter Stimme beiläufig. Sarah wollte am Telefon nicht mit Einzelheiten rausrücken.
    »Erzähl ich dir lieber ausführlich! Zieh dich an, wir treffen uns in einer Stunde im Eckstein zum Brunch. Die anderen kommen auch.«
    Brunch! Wenn ich etwas hasste, dann Brunch. Das war wie Pauschaltourismus. Dieses Schlangestehen wegen ein paar Rühreiern, das ewige Hin- und Hergelaufe, bis man alles auf einem viel zu kleinen Teller gestapelt hatte, während der Tischnachbar schielte, ob man etwa die letzten Pfannkuchen ergattert hatte. Warten, bis das Buffet endlich nachgefüllt wurde, sich durch viel zu enge Tischreihen zwängen, um die Hälfte des aufgetürmten Essens auf dem Boden zu zerstreuen. Ich wollte entweder frühstücken oder mittagessen, diese Kompromissbrunchs, die sich meistens auch noch bis in den Nachmittag hineinzogen, nervten. Leider schien es in Berlin am Wochenende nur Brunch zu geben, man suchte vergebens nach einem anständigen Frühstück, das man nach Karte am Tisch wählen konnte.
    »Sei mir nicht böse, aber das ist mir zu früh, ich lieg noch im Bett. Sag schon, was ist gestern noch passiert?«
    Voller Eifer legte Sarah jetzt doch los.
    »Als du weg warst, wurde es erst richtig spannend. Ach, wieso bist du eigentlich so abrupt gegangen? Na ja, auf alle Fälle wagte Diane, die blöde Zicke, tatsächlich, mich aufzufordern zu gehen, da du ja nicht mehr da seist und ich nichts auf der Redaktionsfeier verloren hätte! Natürlich hat sie das nur gewagt, weil Clemens kurz verschwunden war. Kaum kam er zurück, setzte sie wieder ihr Dauergrinsen auf, die Schlange. Nimm dich bloß vor der in Acht, der traue ich alles zu! Sie hat dann vor Clemens angegeben, wen sie alles kennt und wen sie nicht alles schon interviewt hat, name dropping bis zum Erbrechen betrieben und ein Theater veranstaltet. Richtig widerlich!«
    Das konnte ich mir nur zu gut vorstellen. Diane und ihr krankhafter Drang, im Mittelpunkt zu stehen, war schon im Arbeitsalltag mehr als anstrengend.
    »Wie hat denn Clemens reagiert?«, fragte ich interessiert. Sarah zuckte mit den Achseln.
    »Schwer einzuschätzen. Nicht

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