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Flaschendrehen: Roman (German Edition)

Flaschendrehen: Roman (German Edition)

Titel: Flaschendrehen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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stürzen!«
    Ha, sie kannte Clemens und seine hypnotische Wirkung noch nicht! Da sollte ich überhaupt drauf achten, dass wenigstens eine von ihm verschont blieb und mir als neutrale Ratgeberin blieb, zumal Leila schon Rudi gut fand, und das war genug Beschäftigung für ein hartes, modernes Frauenleben.
    »Was machen bei dir die Männer, mal abgesehen von meinem Luftikusbruder Rudi?«
    Leila lachte.
    »Rudi finde ich schon sehr sexy, aber ich suche keinen Mann für eine Nacht oder eine kurze Affäre. Ich möchte endlich einen Mann für eine feste Beziehung. Aber wer weiß, vielleicht hab ich ja schon bald Glück … In meinem Tai-Chi-Kurs gibt es diesen René, der sehr niedlich ist und heftig mit mir flirtet. Er wollte eigentlich nächstes Wochenende was mit mir unternehmen, schauen wir mal.«
    Wie sehr würde ich mich für Leila freuen, wenn dieser René etwas taugte und sie nicht an Rudi geriet. Obwohl ich mit dem Namen René eher Rausschmeißer von Dorfdissen assoziierte, die gern unter der Woche in Billardcafés abhingen, dort Dart spielten und sich Kickboxvideos ausliehen. Aber Leila hatte ja Geschmack, da musste man sich keine Sorgen machen.
    Das Telefon klingelte, und Leila ging in den Flur. Aufgeregt hörte ich sie sprechen und mit heller Stimme lachen. Wenige Sekunden später kam sie in die Küche gestürzt.
    »Das gibt’s doch nicht! Wenn man vom Teufel spricht! Das war René! Stell dir vor, er schlug vor, spontan wegzufahren. Er meinte, er muss unentwegt an mich denken und will nicht bis nächste Woche warten! Ist das nicht toll? Ein Kerl, der sich so nach mir verzehrt!«
    Leila strahlte über das ganze Gesicht, ihre Mandelaugen funkelten.
    »Auf alle Fälle holt er mich gegen vier Uhr ab! Ich soll Klamotten und einen Bikini einpacken, und wir sind erst Sonntagabend wieder zurück! Ist das nicht wahnsinnig aufregend und romantisch? Vielleicht fliegt er mit mir ans Meer, auf eine einsame Insel!«
    Der legte ja ein Tempo vor, der gute René! Wie auch immer, Leila schien glücklich zu sein, und das war die Hauptsache.
    Trotzdem mahnte ich zur Vorsicht.
    »Das geht aber rasant! Du kennst ihn nur von deinem Tai-Chi-Kurs, und jetzt verreist du gleich mit ihm? Ich meine, du weißt überhaupt nicht, wer er eigentlich ist!«
    Sie lachte.
    »Du musst gerade was sagen, wie lange kennst du deinen Chef? Ich kann deine Zweifel verstehen, aber ich habe ein gutes Gefühl. Man merkt es einfach, wenn es zwischen zwei Menschen stimmt, oder etwa nicht?«
    Sagen wir so, ich hätte stundenlang Gegenbeispiele von missglückten Verabredungen und Typen, die sich als Nullen entpuppten, aufzählen können, aber ich wollte Leila nicht die Vorfreude verderben. Sie wirkte so hoffnungsvoll, und außerdem hatte sie mit ihrem Vergleich, was Clemens anging, nicht ganz Unrecht.
    »Was machst du mit Mimi?«
    »Die kommt mit!«, antwortete Leila todernst, und einen Moment lang hatte ich ihr geglaubt.
    »Quatsch. Mimi ist dieses Wochenende bei meinen Eltern, meine beiden Nichten sind auch dort, und da darf Mimi nicht fehlen, die beiden sind ihre Ersatzschwestern.«
    Ich umarmte Leila und wünschte ihr viel Glück für ihr Date.
    Mit meinen Einkäufen schleppte ich mich in meine Wohnung rauf und begann die magische Kohlsuppe aufzusetzen. Während ich das Gemüse klein schnippelte, dachte ich – wie könnte es anders sein – an Clemens. Warum bloß meldete er sich nicht? War das gestern eine Übersprungshandlung gewesen oder seine übliche Verabschiedung? Wer weiß, vielleicht hatte er die anderen Mädels genauso verabschiedet und Sarah war deshalb so aufgekratzt? Mir kamen Zweifel: Was, wenn dieser Kuss wirklich eine Art Übersprungshandlung gewesen war und er es heute zutiefst bereute, so wie den One-Night-Stand mit Diane? So glücklich ich über den Kuss war, so wenig verstand ich ihn!
    Am liebsten hätte ich Clemens angerufen, aber Rudis Prada-Parabel hielt mich ab. Ich wollte kein geschenktes Paar Stiefel sein, sondern ein hart verdientes, »erlegtes«. Was machte ich, wenn er sich bis Montag nicht meldete und wir uns zum ersten Mal im Büro wiedersehen würden?! Oh Mann! Mir war klar, dass es keine gute Idee war, Berufliches und Privates zu mischen, dabei war es ja nicht schwer, die einfachsten Grundregeln einzuhalten. Eigentlich gab es nur drei Regeln: Schlafe nie mit deinem Chef, gehe niemals mit deinem Chef ins Bett, und fange niemals etwas mit deinem Chef an!
    Ich war auf dem besten Weg, alles über den Haufen zu werfen. Regeln,

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