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Flaschendrehen: Roman (German Edition)

Flaschendrehen: Roman (German Edition)

Titel: Flaschendrehen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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daran liegt, dass man mich nicht verletzt, wieso hast du dann die letzten Jahre nichts anderes getan? Von dir hätte ich mehr Format erwartet, Ben!«
    Er sah mich erstaunt an, und ich sah, wie er getroffen zusammengezuckt war bei meinen Worten.
    So offen hatten wir noch nie zueinander gesprochen! Weder damals beim Abiball, als ich mich entblödet und ihm meine Liebe gestanden hatte, noch hinterher, als ich litt, er es wusste und mit ansah.
    Ben hatte mir nie gesagt, wie er zu mir stand, und damit alles nur noch schlimmer gemacht, denn wenn er mir ein für alle Mal gesagt hätte, dass er nichts für mich empfand, hätte ich mich damit abfinden müssen. Aber nein, Ben behielt alle Gefühle lieber für sich und ließ mich im Dunkeln oder entzog sich einfach jedem Gespräch. Dabei verband uns ein unausgesprochenes Verstehen, Vertrauen und eine Anziehung, die man ganz selten mit jemandem hat, zumindest dachte ich das. Erst als er vor zwei Jahren mit Liv aufgetaucht war, natürlich wieder ohne Erklärung, wusste ich, woran ich war. Liv war seine Freundin. Punkt.
    »Was willst du von mir?«, rief ich sauer.
    Ben schüttelte den Kopf.
    »Er ist dein Chef, Gretchen! Ich hoffe, du weißt, was du da machst!«
    Genau um solche Kommentare zu vermeiden, wollte ich nicht, dass Ben etwas mitbekam.
    » Er hat mich geküsst, nicht ich ihn!«, protestierte ich.
    Wieso rechtfertigte ich mich überhaupt vor Ben? Gerade Ben, den mein Liebesleben am allerwenigsten anging!
    »Pass einfach auf dich auf!«, antwortete Ben, zuckte hilflos mit den Schultern, schüttelte den Kopf, als ob er noch etwas sagen wollte, und ging. Ja, so kannte ich das. Genau so! Aber das Schöne daran war, dass es mich nicht mehr traf, mal abgesehen von der Bemerkung über Clemens.
    Clemens! Was er wohl dachte? Dass ich verrückte Eltern und einen durchgedrehten Freundeskreis habe und er sich nun mittendrin befindet? Dabei könnte er jede in Berlin haben? Ach was, Berlin! In ganz Deutschland, in Europa, die ganze Welt lag ihm zu Füßen. Dieses gewisse Etwas war international, völkerverständigend, dazu musste man nicht einmal eine Sprache sprechen.
    Dafür reichte ein Blick, ein Lachen, eine Berührung von ihm.
    Zu Hause angekommen, überlegte ich kurz, ob ich bei Leila klingeln sollte, ließ es aber sein, ich wollte Mimi nicht wecken.
    In Gedanken versunken, sperrte ich auf, ging in die Küche, setzte Teewasser auf, machte Musik an und legte mich aufs Sofa. Was war das nur für ein Einstand in Berlin gewesen. Gerade mal knapp zwei Monate hatten völlig ausgereicht, um mein Leben und alles, was ich bisher für selbstverständlich hielt, aus den Fugen zu heben. Im Guten wie im Schlechten. Es schien mir, dass ich mich doch nicht so gut kannte, wie bisher angenommen, oder lag es daran, dass fast im Stundentakt neue Situationen beruflicher wie privater Natur auf mich einstürzten? Wenn ich nur den Tag heute als Beispiel nahm. Clemens verführte mich im Büro, kurz danach verkündete Feline, dass wir starke Konkurrenz – Zeitgeist mit Ilona Richter als Chefredakteurin – bekommen würden, dabei arbeitete ich gerade mal etwas länger als einen Monat bei der Phosphor . Dann der Abend heute bei Sarah, die neuerdings nicht mehr die Alte war und mit der ich offiziell um denselben Kerl buhlte, obwohl ich ihn eigentlich schon hatte, was ich feigerweise aber verschwieg.
    Und dann auch noch die Kombination Ben und Clemens. Die beiden konnten sich offensichtlich nicht ausstehen, und Ben hatte zudem nichts Besseres zu tun gehabt, als mich vor Clemens zu warnen! Ja, das war eindeutig zu viel, dabei könnte alles so einfach und schön sein. Wenn Sarah Clemens einfach nur nett fände, könnte ich mit ihm offiziell und ohne schlechtes Gewissen zusammen sein. Ben würde endlich nur ein guter Freund sein und die Phosphor zum unumstrittenen Marktführer werden.
    Meine Mutter sagte immer, alle sieben Jahre würden wir uns erneuern. Ich steuerte schwer auf die fünfunddreißig zu. Bei mir war es also in absehbarer Zeit so weit.
    Ich schreckte auf. Ein Geräusch an der Tür? Auf Zehenspitzen schlich ich auf das Geräusch zu. Es war ein Klopfen. Bestimmt Leila. Ich öffnete und wurde im selben Moment von einem atemlosen Clemens an die Wand gedrückt und stürmisch geküsst. Seine Hände waren überall, seine Lippen auch.
    »Das will ich seit heute Nachmittag machen. Du gehst mir nicht mehr aus dem Kopf! Weißt du, wie schwer es heute Abend für mich war, dich zu behandeln, als sei nichts

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