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Flaschendrehen: Roman (German Edition)

Flaschendrehen: Roman (German Edition)

Titel: Flaschendrehen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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sogar fertig, gar nichts zu sagen. Nicht einfach, der Gute.
    Clemens strahlte uns erleichtert an, als wir zurück ins Esszimmer kamen, sodass ich mir vornahm, Ben später zu fragen, was in aller Welt er mit Clemens angestellt hatte.
    Dieses gemeinsame Essen war aber auch eine absurde und komplett bescheuerte Idee gewesen. Sarah und ich im Kampf um Clemens, und dabei Ben, meine erste große Liebe.
    Wieso tat ich mir das eigentlich an? Wieso hatten meine Alarmglocken nicht schon beim Betreten von Sarahs Wohnung geschrillt? Jeder, der seine fünf Sinne zusammenhatte, würde fluchtartig die Szenerie verlassen oder hätte sich erst gar nicht auf die Einladung eingelassen. Wie konnte ich mich jetzt noch, und zwar schnellstmöglich, zurückziehen?
    »Du und Gretchen kennt euch also noch aus Schulzeiten?«, versuchte Clemens das Gespräch mit Ben wieder in Gang zu bringen. Super, jetzt hatte Ben seine Chance, peinliche Momente mit mir auszuplaudern.
    »Ja, wir kennen uns schon sehr lange. Uns verbindet sehr viel«, gab Ben als zweideutige Antwort, die Clemens – blöd war er ja weiß Gott nicht – sofort richtig deutete.
    Ben sah ihn feindselig an. Sein Blick sagte unmissverständlich: Und wage ja nicht, weiter zu fragen! Ich verstand die Welt nicht mehr! Ben hatte ein riesiges Problem mit Clemens, und wenn mich nicht alles täuschte, wegen mir. Was für ein Idiot! Da rannte ich ihm jahrelang hinterher, bekam ihn nicht aus meinem Kopf, litt wie ein Sternchen auf Entzug in der Betty Ford Klinik, als er mit Liv ankam, und ging nur deshalb mit anderen Männern aus, um ihn zu vergessen. In dem Moment jedoch, in dem ich den Mann traf, der alles andere einschließlich ihn verblassen lassen konnte und der in der Lage war, mich lebendig und glücklich werden zu lassen, reagierte Ben plötzlich wie ein wild gewordener Rottweiler, dem man das Stöckchen wegnehmen wollte. Getreu dem Motto: Ich will sie zwar nicht, aber ein anderer soll sie auch nicht haben. Ganze Litaneien von Popsongs waren diesem Thema gewidmet worden. Keep me hanging on von Kim Wilde war einer in meiner Teenagerzeit gewesen.
    Ich musste hier raus, nichts wie weg!
    Geistesgegenwärtig fiel mir mein Blinddarm ein, und ich legte mir die Hand auf die rechte Bauchseite.
    »Mist, ich glaube, ich hätte mich heute schonen sollen. Mein Blinddarm tut wieder weh. Seid mir nicht böse, aber ich geh lieber nach Hause und leg mich hin.«
    Verwunderte Blicke seitens Sarah, die ja wusste, dass ich nie eine Blinddarmentzündung gehabt hatte, besorgte Blicke von Ben und Clemens, die sofort aufsprangen und anboten, mich nach Hause zu fahren. Ich lehnte dankend ab.
    Sarah brachte mich zur Tür und nahm mich in den Arm.
    »Du gehst jetzt hoffentlich nicht wegen mir? Es tut mir Leid, wenn ich vorhin übers Ziel hinausgeschossen bin!«
    Und mir tat es Leid, dass ich sie anlog und es nicht übers Herz brachte, ihr zu sagen, dass ihre Bemühungen um Clemens aussichtslos waren. Wenn mir vor kurzem jemand prophezeit hätte, ich würde mit meiner besten Freundin in so eine Situation geraten, ich hätte dagegengehalten, und zwar mit all meinem Gesparten, notfalls auch dem kleinen Finger. Überfordert mit der Situation, umarmte ich Sarah und ging zu meinem Auto.
    »Gretchen, warte mal!«
    Ich wollte gerade einsteigen. Hoffentlich war es nicht Clemens! Dann würde Sarah sofort kapieren, was hier lief. Aber nein, es war Ben. Außer Atem, er war wohl gerannt, stand er vor mir.
    Er sah mich an, aber ich konnte seinen Blick nicht deuten. Er würde mich jetzt doch nicht etwa auch küssen? Hatten er und Clemens vorhin etwa Tipps ausgetauscht, wie man am besten Mädels verwirrt und um den Verstand bringt? Hinterherlaufen und am Taxi oder Auto einfach niederknutschen.
    Ich sah Ben fragend an.
    Er holte tief Luft.
    »Lass die Finger von Clemens. Der Typ ist gefährlich. Und mach reinen Tisch mit Sarah. Ich kenne euch, seit ihr elf seid, und habe euch noch nie so erlebt. Hör auf, bevor es zu spät ist. Ich will nicht, dass der Typ dich verletzt.«
    Wie bitte? Hatte ich mich verhört, oder meinte Ben das ernst? Ausgerechnet Ben?
    Langsam verlor ich die Geduld. Für wie blöd hielten die mich alle?
    »Hör mal zu! Wenn dir das mit Clemens und mir nicht passt, dann sag es einfach, aber lass Sarah aus dem Spiel. Wie mies, sie zu erwähnen, um mir ein schlechtes Gewissen zu machen, wenn es dir doch eigentlich nur um die eigene Eitelkeit geht, weil du merkst, wie wichtig Clemens mir ist. Und wenn dir so viel

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